APOSTOLICA - Animae Haeretica


VÖ: 22.09.2023
(Scarlet Records)

Style: Power Metal

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APOSTOLICA

Auf 'Haeretica Ecclesia' folgt 'Animae Haeretica'. Diesmal steht das ketzterische Wort also hinten, schön, schön, - das Quintett APOSTOLICA liebt Wortspielchen. Inspiriert von der obskuren rätselhaft unheimlichen Geschichte der Apostolischen Christen einer in Norditalien während des 13. Jahrhunderts gegründeten in der Folgezeit von der nicht allein Hexen bekämpfenden kirchlichen Inquisition Sekte ist dieses Konzeptalbum entstanden. Entsprechend sakral geht es auf dem fast wie eine Art düstere SABATON/POWERWOLF-Version klingenden Langdreher zu. Neben dem anspruchsvollen Basiskonzept sticht insbesonders der heroische Charakter heraus. Oberpriester Ezekiel und Kollegschaft predigen ihr die Bandhistorie beleuchtendes Evangelium bewusst und sie tun es mit spielerischer Finesse. Inhaltlich kommen Gegensätze wie Himmel und Hölle, Erleuchtung, Sünde, falsche Propheten, Glanz und Glorie, Ketzerei, Feuer, Satans Verstoßung aus dem Paradies auf den Teller.

 

Als Anspieltipps dieses klassischen dramaturgischer Kirchenthematik Form und Gestalt gebenden Silberdeckels für das bevorzugte Fanklietel empfehlen sich die schneidige Hymne „Rasputin“ und ein sich in schleppender BLACK SABBATH-Proto Doom Theatralik ergießendes „False Prophets“ zeigen das in APOSTOLICA steckende Potential und dass sie durchaus gewillt sind, ihren eigenen Weg zu gehen, statt einzig allein auf SABATON, POWERWOLF & Co. zu schielen. Es mag sich vielleicht schön anhören, wenn Ketzer („Heretics“) mit fliegenden Fahnen untergehen oder das flammende Inferno („Fire“) ausbricht, deren traurige Wahrheit alles andere als aus Glanz und Glorie besthehend auf Tod und Zerstörung basiert wie es Prophet Ezekiel und APOSTOLICA hier direkt vor Augen führen wollen.

Benannt nach dem hebräischen Propheten Ezekiel aus dem 6. Jahrhundert v. Chr, der die Zerstörung Jerusalems und eine Rückkehr des Judentums prophezeite bekommt das Fanklientel mit ausdrucksstarker Stimmbandfrequenz die Messe gelesen. Kraftvolle Gitarrenriffs, desöfteren stimmungsvolle Chöre und eine dazugehörige Orgel untermauern die Inhalte eines nicht uninteressanten von hymnenhaft heroischem Bombast erfüllten Gesamtwerks. Thematisch roter Faden bleibt das Hauptthema Religionen, weshalb allem voran die eher streng gläubige Fraktion unter den Metalfans Probleme mit dieser Scheibe bekommen könnte. Satanismus, Ketzerei? Nein. Lediglich Wahrheit in einem anderen Licht betrachtet. 

Fazit: Opulent inszenierter Bombast Metal, der auf eingängigen Songinhalten fußend, trotz ein wenig zu fröhlicher Umsetzung nicht zum Feiern lädt, der Gesellschaft in kritischer Weise veranschaulicht, wie austauschbar biblische Inhalte generell sowie deren vermeintlich dahinterstehende nicht immer unbedingt zutreffende Wahrheiten im Regelfall sind. Wo fängt Wahrheit an, wo endet sie? 7/10