SUBSIGNAL - A Poetry Of Rain

09 subsignal

VÖ: 22.09.2023
(Gentle Art Of Music/Soulfood)

Genre: Prog Metal/Rock

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SUBSIGNAL

Mehr als fünf Jahre hat es gedauert, bis endlich ein neues Album im Kasten war, was am Ende nicht nur an der Pandemie gelegen habe dürfte. Arno Menses hat mich nach jedem Gig mit seiner Coverband JOURNEYE vertrösten müssen, zu guter Letzt standen die beiden Topacts ihres Labels mit frischen Werken in der Pipeline. Nun ist es geschafft, die womöglich beste deutsche Prog Metalband hat mit „A Poetry Of Rain“ ihr sechstes Werk am Start. Wobei die Klasse von SUBSIGNAL sich leider bislang noch nicht auf den Erfolg ausgewirkt hat.

Der Titel klingt schon so wunderbar verträumt wie ihre Klänge in der Vergangenheit. An die jüngste knüpfen sie hier nahtlos an, der starke Schwenk Richtung AOR bestimmt auch hier die Direktive. Nach immer kantigeren Longplayern unternahm die Band mit „La Muerta“ eine Kehrtwende und räumte den Melodien noch mehr Platz ein als es ohnehin bei ihr der Fall war.
Wirklich proggige Abfahrten oder harsche Riffs finden hier nicht statt, was nicht heißen soll, dass auf Nummer Sicher musiziert wird. Die vielen Details entfalten sich nur wesentlich subtiler, schleichen sich auf leisen Sohlen heran, um den Hörer zu umgarnen. Während man sich auf der anderen Seite in den Gesangsbeitrag des überragenden Menses sofort verliebt und in die Songs hinein gezogen wird.

Nachdem die Formation streckenweise auf der Suche war, scheint sie jetzt ihre Formel gefunden zu haben, obwohl ihr Stil sich schon auf dem Debüt manifestierte. Es liegt eher in der Ausschmückung der stilistischen Grenzen, wie sich „A Poetry Of Rain“ vom Vorgänger abhebt. Die Harmonien suchen weiter ihresgleichen, sowohl im mehrstimmigen Gesang als auch im instrumentalen Bereich. Hier hat Keyboarder Markus Maichel mehr Fills und Soloeinsätze als Gitarrist Markus Steffen, alles kommt mehr ins Schweben, mehr MARILLION las RUSH möchte man attestieren, wobei die Achtziger-Attitüde weiterhin präsent bleibt.

Vielleicht nicht mit dem Drive, der Euphorie wie vor fünf Jahren, eher getragener, fast sakraler, speziell in den Satzgesängen, welche die Vocalarrangements zusätzlich adeln. Jene bekommen meist Raum durch die offene Stimmung der Akustikgitarren. Der Beitrag von Steffen hat sich dem angepasst, sein warmer Ton hat manchmal noch einen bluesigen Einschlag, was eine zusätzliche Farbe ins Spiel bringt.
Für den Hintergrund hat man mit Dirk Brand einen genialen Drummer gefunden, der äußerst songdienlich agiert. Wie er zwischen heftigeren Schüben und Breaks wechselt ist meisterlich, wenn die Riffs wuchtig anziehen hält er sie mit trockenem festem Schlag im Zaum. Gerade die Tom-Arbeit war bei SUBSIGNAL schon immer sehr wichtig, er zaubert damit eine feine Atmosphäre, während die Führungsinstrumente zwischen flächig und perlend pendeln.

„A Poetry Of Rain“ ist sehr dicht in Bezug auf den Stil, konträr dazu öffnen sich im melodischen Bereich unfassbare Weiten, auf denen man davon schweben möchte. Wie sich diese aus der Verträumtheit lösen ist großartig arrangiert, alles erscheint im Fluss oder explodiert förmlich. Kleinere Ausreißer leistet sich der Fünfer mit „Silver (The Sheltered Garden)“, das von den Synthesizern her die von einigen Progacts verwendeten wavigen Synthesizer tiefer im Dark Wave ansiedelt. Gibt sich der Bass des Neuzugangs Martijn Horsten meist sehr warm, so knarzt er hier in bester Post Punk-Manier, selbst der gute Arno legt sei Timbre etwas tiefer.

Natürlich werden die Einflüsse in die Trademarks eingewebt wie schon auf dem Vorläufer, als man sich ein MUSE-Gewand überzog. Dem gegenüber steht hier „A Wound Is A Place To Let The Light In“, bei dem sich die Herren zu offensichtlich an einem Hit versuchen. Der Chorus wirkt ein wenig zu aufgetragen, ohne jetzt wirklich den Massengeschmack bedienen zu können. Haben sie bei ihrem Gespür für Melodien gar nicht nötig.
Flirrende TOTO-Tastenklänge paaren sie mühelos mit schwereren, fast doomigen Strukturen wie in „The Last Of Its Kind“ Obendrein wird das Saxophon in dem Kontext eingesetzt, am Ende entsteht Erhebendes und Spannendes zugleich. Das zeigt welch fantastische Künstler am Werk sind, die Zugänglichkeit perfekt mit Anspruch paaren, wunderbar ihre Töne zu dosieren wissen, um diese stets in den Dienst des Songs zu stellen. Auch wenn sie bisweilen in Schönheit sterben.

8,5 / 10

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