STEVE HACKETT - Foxtrot At Fifty + Hackett Highlights: Live At Brighton

09 stevehackett

VÖ: 15.09.2023
(Inside Out)

Genre: Symphonic Prog

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STEVE HACKETT

Unermüdlich pendelt der frühere GENESIS-Mann zwischen dem Erbe seiner alten Band und Erschaffen neuer Kunst. Seine letzten Soloscheiben atmeten alle großen Prog Rock-Geist, ohne nicht den Blick durch die Welt der Musik zu verlieren. Trotz der Relevanz zieht es ihn immer zu dem Material aus den Siebzigern zurück, live weiß er beide Welten bestens zu verknüpfen. Seit letzten Herbst stehen seine Konzerte klar im Zeichen des 1972er „Foxtrott“-Meisterwerkes, die Tour führte im Frühjahr auch nach Deutschland, wo der Rezensent den Meister in Frankfurt erleben durfte. Vom ersten Tourabschnitt gibt es einen Mitschnitt mit dem vielsagenden durchaus epischen Titel „Foxtrot At Fifty + Hackett Highlights: Live At Brighton“.

Ein paar Mal änderte STEVE HACKETT das Programm ein wenig, meist in den Zugaben, während gerade der zweite Part natürlich gesetzt ist. Doch an dem Abend des 9. Oktober 2022 im Brighton Center des gleichnamigen britischen Küstenorts war sie identisch mit dem Abend in der Alten Oper der Mainmetropole. Was insofern heißt, dass man gar nichts falsch machen konnte, denn viele Soloklassiker und ebenjenes Prog-Überalbum, dazu noch weitere GENESIS-Tracks und einige Soli sind das Nonplusultra einer Band, die noch jazziger agiert als in den Originalen.

Gerade die Rhythmusfraktion aus Bassist Jonas Reingold und Drummer Craig Blundell ist in den Sphären unterwegs. Reingold pflegt eine seine Darbietung ein paar Rockstandards ein und steht i Sachen Fingerfertigkeit kaum hinter seinem Bandleader zurück. Und der Schlagwerker braucht sich ebenso nicht hinter der Drum Battle, die einst das auch jenen Gig abschließende „Los Endos“ einleitete, nicht zu verstecken.
Trotz aller begnadeten Sidskicks, die dem Sechssaiter schon zur Seite standen dürfte hier das stärkste Ensemble auf den Brettern stehen, das ihn bislang begleite. Wie Roger King alles an Tasten auffährt, was geht, ist unglaublich, nicht nur bei Mellotron-Intro von „Watcher Of The Skies“ oder dem Pianolauf bei dem von „Firth Of Fifth“, dem Epos von „Selling England By The Pound“. Am längsten mit dem guten Steve unterwegs sind die beiden perfekt eingespielt und glänzen in vielen Harmonien.

In diese integriert sich immer wieder Rob Townsend, der mit allerlei Bläsern und anderem Instrumentarium viele zusätzliche Tupfer setzt. Speziell das exotische Flair der weltmusikalischen Einflüsse wird von ihm unterstützt. Und Nad Sylvan wird als Peter Gabriel immer besser, weiß die Rolle sehr gut auszufüllen, auch wenn er im ersten Teil der Show wenig Möglichkeit hat sich auszuzeichnen.
Einige seiner eigenen Tracks übernimmt der Meister selbst, dessen Stimmlage deutlich tiefer ist, dazu weiß seine Partnerin Amanda Lehmann im Background zu überzeugen. Selten traf der Titel besser zu als auf Hackett, sein symphonischer Ton, sein klassischer Ansatz seine Fingerfertigkeit sind überragend, nicht nur auf der Akustischen in „Horizons“. Die Wärme und das Feeling heben die ohnehin gigantischen Stücke auf ein noch höheres Level.

Es sind jedoch nicht nur die einzelnen brillanten Parts, welche die Herren aufbieten, vielmehr ist es das Zusammenspiel, in welches sie al ihre Erfahrung und Reife stecken. Da sitzt jeder Ton nicht nur auf dem Punkt, in Sachen Gefühl und Dosierung ist das ebenso kaum zu übertreffen. Dabei könnte man bei den Meilensteinen der progressiven Rockmusik schnell Schiffbruch erleiden, hier wird jedoch nicht nur interpretiert, sondern zelebriert.
Alleine das zu hören ist überwältigend, zumal der bei den Konzerten geniale Klang auch perfekt auf Tonträger gebannt wurde. Wie direkt vor Ort verblüfft der direkte Sound von Blundell, der angenehm rockt und erdet. Fast schon verschmerzen könnte ich es, dass mir kein Videomaterial zur Rezension vorliegt, da die Showelemente kaum zum Tragen kommen. Dafür hat man bei der DVD die Möglichkeit den Cracks sehr genau auf die Finger zu schauen, was sie da anstellen.

8,5 / 10