HEXVESSEL - Polar Veil
VÖ: 22.09.2023
(Svart Records)
Style: Psychedelic Okkult Metal
Homepage:
HEXVESSEL
Unberechenbarkeit gehörte schon seit Gründung von HEXVESSEL zu den festen Konstanten. Studioalbum Numero sechs 'Polar Veil' der finnischen Okkult Folk Doomer HEXVESSEL erscheint rechtzeitig im September, wenn der Sommer vorüber gegangen ist. Ihre unorthodoxen Wege setzt die Band konsequent fort.
Neben Black Metal-Anstrich nordischer Prägung, Okkult-, Doom und Folk haben HEXVESSEL ihren gewaltig musikalischen Horizont um Gothic und Psychedelic-Elemente ausgedehnt. Polar Veil ist ein typischer HEXVESSEL-Release, dennoch entwicklungstechnisch betrachtet zu den fünf Vorängeralben vollkommen anders.
„The Tundra is awake“ markiert den Aufmerksamkeit weckend bedrohlichen Einstieg des Achttracklings, der meilenweit von Momenten der Freude entfernt liegend keineswegs für Schwache Nerven geeignet ist. Nachdenklichkeit verbunden mit Horizonten düsterer Gedanken bestimmen den Inhalt einer kompakt gewobenen Reise ins Herz von Melancholie, Trauer, Finsternis und Sehnsucht nach dem Unerreichbaren. Ballernde Drums, tiefergestimmte Dauerbassläufe und klagender Gesang schaffen zu „Eternal Meadow“ ein derart massiv bedrückend auf's Gemüt schlagendes Sphärenlevel, das im Vollbesitz mentaler Kräfte genossen seine Wirkung entfaltet. „Listen To The River“ ist opulent obskur von frost schneidender Atmosphäre gespeist, impulsiv schamanisch auf ritueller Basis klagender Gesang des Engländers Mat McNerney zieht das geneigte Ohr unwiderstehlich in den Bann, lässt alles um sich herum liegende für Momente vergessen. Schwerblütige Emotionen entfaltet „A Cabin in Montana“. Schleppend okkult düster nebulös avantgardistisch finster doomig mit tonnenschwer walzenden Gitarrenriffs kriecht „Crepuscular Creatures“ aus dem Äther. „Ring“ erinnert mit schneidigem Gitarrenloop fast an eine frostklirrend nordische Melancholic-Düsterdoomvariante zwischen Acts wie ALCEST, CANDLEMASS und MY DYING BRIDE. Durch Gastsängerbeiträge von Nameless Void (Bassist bei den US-Black Metallern NEGATIVE PLANE bzw. Okoi von Bølzer zu „Ring“ und dem ausklingenden gedanklich in der Antarktis verweilenden Schlußtrack „Homewart Polar Spirit“ werden beide Stücke noch auf ganz hervorragendes Qualitätslevel gehievt.
Hochkarätig fesselnd, tiefgreifend emotional mit bedrohlichem Unterton senkt sich Dunkelheit über das winterlich eingeschneite Dorf herab. Um es in den Worten der Band selbst zu beschreiben „eine freie spirituelle Reise und musikalische Odyssee ohne gesetzte Grenzen“. Inspiriert von der Einsamkeit innerhalb der Natur, ohne einen anderen Menschen um sich herum offenbart sich das Meisteropus als Reise in die Finsternis zu versteckten Winkeln der Seele, wo der Geist sich unfreiwillig hinbegibt. HEXVESSEL haben acht beeindruckend zwischen Naturspiritismus, Bräuchen, Riten stehende Transzendentalreisen erzeugt, die zu eisigen Klimaregionen im hohen Norden führend in verborgene Seelengefühlsebenen vordringen, die Außenstehenden verschlossen bleiben.
Fazit: Gelungene Metamorphose einer sich selbst keine Grenze zwischen Freiheit, Licht, Dunkelheit, Mythologie, Philosophie, dem Ruf der Wildnis und klirrender Kälte setzenden Band. Eine Odyssee bizarrer Art, die in ihrem eigenen Kosmos schwebend zu Hause ist, wo Zeit nicht existiert; finster emotional majestätisch obskur, abstrakt elegant - von verstörend harmonischer Disharmonie erfüllt. HEXVESSEL präsentieren sich auf Polar Veil stärker denn je. – Die Evolution geht weiter! 9,5/10