MUSTANG - Beyond Raging Thunder
VÖ: 07.09.2023
(Fighter Records/Xtreeme Music)
Style: NWOTHM
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MUSTANG
Debütalben exotischer Metalbands müssen oft lange Wege gehen, - zunächst Indien, dann Südasien (!) um den westeuropäischen Markt zu erreichen. Dies geschieht nun über das spanische Label Fighter Records/Xtreem Music. Ob sie ihn erobern steht hingegen auf einem anderen Blatt Papier. Was zunächst stimmungsvoll nach A.O.R. mit exotischer Morgenbrise klingt, entwickelt sich zum heroischen Traditional Metal/ Power/Speed-Elixier. Markenfabrikate vom Typ JUDAS PRIEST, MERCYFUL FATE, AGENT STEEL, EXCITER, CRIMSON GLORY treffen aufeinander. Von wem ist hier eigentlich die Rede? MUSTANG sind eine 2015 gegründete NWOTHM-Band, die just dieser Tage ihr Longplaydebüt via Fighter Records veröffentlicht.
Das vielseitige Spektrum der fünfköpfigen Band aus Indien reicht von schnellem Hochgeschwindigkeits-Speed-Metal über gefühlvolle Balladen und klassischen Heavy-Metal. „Cosmic Rage“ entwickelt sich von schleppenden Sci-Fi-Vorlauf („Odyssey“) zur flotten Speedrakete! Der nach "Children Of Thunder" und "Cosmic Rage" als dritte Videosingle ausgekoppelte Wellenbrecher „Queen Of The Red Light“ zeigt sich schwer JUDAS PRIEST/early IRON MAIDEN-Days („Charlotte The Harlott“ und „22 Acacia Avenue“) beeinflusst. Wer sich ausgerechnet für ein JUDAS PRIEST-Cover von "Ram It Down“ entscheidet, muss entweder verrückt sein oder es können. Bei MUSTANG trifft beides zu, der Speedbrecher wird nicht einfach nur platt runter gebrettert, sondern besticht durch Filigran-Gitarrentechnik mit hin und wieder etwas durchscheinender Eigenstilnote gerade bei extremen Leadsolisequenzen, bekommt durch Frontmann Arijit stimmlich gar ein durch extrem überspitzte Shouts aberwitziges Prägesiegel aufgedrückt, an dem sich Gemüter spalten.
„Realm Of Madness“ trieft zunächst zweieinhalb Minuten vor balladeskem Pathos, danach zieht das Tempo abrupt an, stoppt ab, nimmt wieder mächtig Fahrt auf, spätestens wenn sich die Leadgitarren von Snehashis „Styx“ Nag/Scorcher im rasant ausbrechenden Kreuzfeuer duellieren wird’s richtig dynamisch, ehe der Schlußspurt im Stile von JUDAS PRIEST/ MERCYFUL FATE folgt. Arijit 'Piercer' Dutta erweist sich als flexibler Frontmann, dessen vielseitiges Stimmbandvolumen ziemlich nahe an den Diamantenkönig reicht, allerdings auch andere Facetten außer MERCYFUL FATE-Gesang im Repertoire hat. Manchmal blitzen ob das nun beabsichtigt gewesen ist oder nicht Gemeinsamkeiten im Gesang zu STALLION-Shouter Pauly durch. „Electric Ecstasy“ pendelt sich anfangs im klassischen Metalsektor ein, überrascht mit ruhigem sanft balladesk zum Träumen einladenden Übergang umrahmt von feinfühlig sanften Choralgesängen ergießt sich im weiteren Verlauf in dramaturgischer-Gesangslinie, groovt wie Hölle, webt feine Singalongs ein, reizt das Melancholiclevel mit sauberer Brücke zunehmend aus und endet schleppend episch doomig.„Vojager“ tendiert in einen recht ähnlichen Bereich, spielt mit diverser Tempovariation, steigert sich ins klagend melancholische. Drei Langriemen hintereinander sind mitunter anstrengend, will heißen - einer zuviel (!) „Terror Striker“ kombiniert klassischen Heavy und Speed Metal zu einer furios rasant von Anfang bis Ende durchweg fesselnden Mischung. „Sapphire“ outet sich als überraschend gediegen Balladesker Ausklang klassischen Zuschnitts. Technisch lassen MUSTANG keinen Zweifel am Können, doch um künftig in noch höhere Bewertungsregionen vorzustoßen, bedarf es weniger Längen und mehr Feinschliff. MUSTANG sind noch nicht ganz so stark wie ihre wesentlich bekannteren Landsleute von KRYPTOS, doch auf dem richtigen Weg dorthin.
Um sich auf dieses von Tempo- und Stimmungsvariationen gespickte Album vollständig einlassen zu können, sollte sich das rezessierende Individuum Zeit nehmen, vor allem wenn ein halbes Dutzend zwischen sechs und fast siebeneinhalb Minuten gedehnter Zeit beanspruchender Songriemen am Start sind. Das gelungen zum Inhalt passende Fantasy-Coverartwork rundet den Erstling gekonnt ab. Metal with High Octane! Durchaus allerdings nicht durchweg, um das Level der Legende zu erreichen, der die Textzeile „With High Octane... we're spitting Flames geschuldet ist, müssen MUSTANG künftig schon noch etwas mehr draufpacken.
Fazit: Klassischer NWOTHM, der tiefe Spuren erfrischende ERFORCER/ SKULLFIST-Dynamik mit MERCYFUL FATE-Theatralik, klassischer IRON MAIDEN/JUDAS PRIEST-Facette und krachenden Speed Attacken zu einer völlig eigenen Mixtur verbindet. Reizvolles Debüt für Stiltreue Heavy Metal Maniacs. Gut! - Bang On! 7,7/10