HEADCAT - Walk The Walk, Talk The Talk / Live In Berlin!
VÖ: 15.09.2023
(BMG)
Style: Rock n' Roll, Rockabilly, Blues
Homepage:
BMG
Ein gepfeffertes Doppelpaket servieren BMG den Fans von MOTÖRHEAD-Legende Lemmy Kilmister im ungewohnten Stil. Zusammen mit STRAY CATS-Drummer Legende Slim Jim Phantom und Rockabilly-Gitarrenlegende Danny B. Harvey musizierte MOTÖRHEAD Lemmy in dem gegründeten Nebenprojekt HEADCAT in klassischer Dreierformation auf einer für ihn typischen Ebene, die auch bei MOTÖRHEAD Einklang ins Songmaterial fand, zumeist jedoch im Hintergrund wirkte, bei HEADCAT dafür umso mehr in den Fokus rückte. Echte MOTÖRHEAD-Fans denken hier an Stücke der Motorköpfe wie 'Goin' To Brazil'. Dass es sich dabei nicht um irgendwelche Musiker, sondern ein befähigtes Musiker-Trio handelt, dass sein Metier von Grund auf lernte also bestens kennt, den Songs ihre völlig eigene Identität gebend eine Stimmung erzeugt, die in die weit in die Vergangenheit als diese Musik ihre großen Erfolge feierte, zurückblicken lässt, wird bereits nach wenigen Minuten klar. Hier sind Vollblutprofimusiker am Werk!
Was sich jetzt wie eine Neurezession liesst, liegt gefühlte dreizehn Jahre zurück. Dieser HEADCAT-Output stammt aus dem Jahr 2011. Der Zwölftrackling weckt auch zwölf Jahre nach Ersterscheinen immer noch reichlich Lust auf kantige von fließenden Taktbeats und quirligen Leadsoli bestimmte durch urig wiederhallende Klangakustik scharf gewürzt erdig handgemacht arrangierte Rock n' Roll-Musik.Ok, 25:05 Minuten Gesamtspielzeit sind wenig, doch von derart vielseitiger Rock n' Roll-Klangschattierung ausgefüllt, dass es auch gern zwei, dreimal durchläuft.
CD 1 - HEADCAT – Walk The Walk, Talk The Talk
Anmerkung: „Obgleich manche Zeitgenossen und -innen diese Ära als altmodisch abstempeln, ignoriert meine Wenigkeit solchen Bullshit! Mir gefällt sie, denn hier findet sich alles, was den Rock n' Roll in seiner ursprünglichsten Form ausmacht.“Mein musikalisches Idol MOTÖRHEAD-Bandkopf Lemmy ging in seinen Worten sogar noch einen Schritt weiter, denn er konnte sich leisten als lebende Legende sämtliche Kritiker mit klarer Wortwahl in die Schranken zu weisen: Er sagte: „Das ist die Ära, der auf die ich schwöre. Wenn es für dich altmodisch klingen sollte: Fuck You! Ich war dort, habe sie erlebt, - für mich klingt es nicht altmodisch!“
Auf den Spuren der amerikanisch englischen Rock n' Roll und Rockabilly-Musik zu wandeln, genügt es einfach nur dieses Album zu hören, es erweist sich als interessanter Trip in die einst blühende Ära eines beschwingten Genres, dass den Rock n' Roll wie kaum ein Zweites prägte. Musik direkt von der Quelle, mit Schnörkel und Kanten. Ohne Größen wie CHUCK BERRY, BUDDY HOLLY, JERRY LEE LEWIS etc., würde es den Rock n' Roll in heutiger Form wie ihn die Zivilgesellschaft nur allzu gern kennt und abfeiert, nicht geben, insofern ist dieses Album ein gelungener Tribut an die Meister der frühen Rock n' Roll-Wurzeln, die das Fundament für zahlreiche nach ihnen folgende Generationen gelegt haben. Lemmy betätigte sich ausnahmsweise nicht nur am Bass, sondern auch an der Akustischen Gitarre. Dieses Album versetzt gedanklich ebenso direkt in die Zeit einer vergangenen Epoche zurück als Pioniere wie BILL HALEY & HIS COMETS die mit dem Welthit „Rock Around the Clock“ im Jahr 1954 die Geburtsstunde des Rock n' Roll einläuteten, Substanz gaben, um dessen Geist in die Köpfe der Bevölkerung zu rücken, ehe die BEATLES in den 60ern folgend, ihren unaufhaltsamen Siegeszug von England aus antraten. Damit wurde der heute oft als geflügeltes Wort verwendete Begriff 'Freiheitsgefühl' gewissermaßen salonfähig.
Bis auf „American Beat“ und „The Eagle Flys On Friday“ wo das Trio selbst die Kompositionsfeder schwang, handelt es sich bei allen Songs um Coverstücke. „Let It Rock“ wurde in der Tat von CHUCK BERRY vorgelegt, es besitzt dessen arttypischen Stil, den man von bekannten Welthits wie „Johnny B. Goode“ kennt. Zu beschwingt flott getakteten Rockabilly-Nummern vom Typus „American Beat“, „Bad Boy“ oder „It Will Be Me“ grooven Schädel, Beine und Finger mit. Auch das von einem Katzenkopf übernommene in den Hintergrund gestellte Warpig-Logo mit der Zahl 13 zeigt mehr als deutlich, wessen Baby HEADCAT waren. Dieses Album trägt den Geist des echten weil ursprünglichen Blues und Rockabilly gespeisten Rock n' Roll direkt von der Wurzel, dieses rebellische Lebensgefühl von Wildheit und Abenteuerlust verbunden mit dem Gefühl unbegrenzter Freiheit in sich. Lemmy's Gesang passt hervorragend zu den Stücken egal ob er mal rauer, warmherzig sanft oder betont erdig und leise singt („The Eagle Flies on Friday“) und aus dem Fundus welcher anderen Kapelle als den BEATLES kann das in lässigem Hippy-Touch ins Ohr dringende „You can't Do That“ wohl sein?
CD 2 HEADCAT – Live In Berlin!
gibt ein vollständiges Live-Konzert im Berliner Szeneclub Huxley's wieder. Die immerhin recht stattliche Anzahl von 21 Songs präsentieren HEADCAT ihrer Rock n' Roll-Süchtigen Fankulisse. Das Songmaterial wird gierig abgefeiert und vom spielfreudigen Vollblutmusiker Trio serviert. Allein Lemmy's Ansage vor dem fetzigen Einsteiger „Good Rockin' Tonight“ lässt einem sämtliche Haare vor Freude zu Berge stehen: „Good Evening! Are You Allright? Ok, We are Headcat and we are going to play a little Rock n' Roll for you, now... Hope You like it... Have You Heard The News? Theres's Good Rockin' Tonight!“ und das geneigte Rezenesentenohr merkt, wieviel Spaß Lemmy der seine Bassakkorde wie im Schlaf wegzupfte, dessen kampferprobtes Rock n' Rollorgan, respekteinflößend rauhkehlig derbe wie bei MOTÖRHEAD klingt, während Slim Jim Phantom straighte Taktvorgabe am Drumkit Lemmy und Ausnahme-Gitarrero Danny B. Harvey dazu bringt, ein ganzes Sammelsurium selten kombinierter reichlich schräger den 50er Spirit reflektierender Gitarrenakkorde aus seinem Rockabilly-Schäleisen zu entlocken, dass es nur so röhrt, brummt, quietscht und pfeift, an ihrer Musik hatten.
Wer in den wahrlich seltenen Genuss kam, diese drei waschechten Rock n' Roll-Legenden an diesem Geschichtsträchtigen Abend in Berlin live on Stage zu erleben, sollte den Studiorelease und zugehöriges Live-Album wie einen Schatz hüten, - dass einen unvergesslich in Erinnerung bleibenden Abend mit brillianter Musik in voller Länge Revue passieren lässt. Wer dabei gewesen ist, darf sich glücklich schätzen.
Für alle, denen es im Rock n' Roll generell nie weit genug zu den Wurzeln zurück gehen darf, ist dieses gehaltvoll in die 50er-60er Ära eintauchende und im entferntesten Fall etwaig an der 70er Grenze kratzende Doppel unumgängliche Pflichtanschaffung!
Fazit: Rock n' Roll unverbraucht,frisch oder scharf gewürzt mit nachdenklichem Unterton - direkt von der Basis. Ursprünglich, Freiheitsliebend, rebellisch von charmantem 50er-70er Odeur erfüllt, auf angenehm kantig erdigem Rhythm & Beat-Level, charmant sympathisch, ehrlich, wie es ihn in dieser Konstellation heute nicht mehr gibt. Auch wenn Lemmy 2015 unter die Erde ging (R.I.P.) sein das Genre für alle Zeiten prägender Geist lebt weiter! Bezüglich dieses Doppels kommt nur folgende Wertung in Betracht: Unmittelbar von der Quelle und zeitlos! 9/10