IRIS - Iris


VÖ: Bereits erschienen
(GoldenCore Records/ZYX)

Style: Krautrock/Hard Rock

Homepage:
GoldenCore Records

Mit den wieder neu bei GoldenCore Records/ZYX aufgelegten selbst betitelten Krautrockalbum 'Iris' aus dem Jahr 1981 von der gleichnamigen Band aus dem Stuttgart/Esslinger Raum kommt ein vergessenes Juwel aus den 80ern ans Tageslicht. IRIS verbinden vor allem Rhythm and Beat wie zu 70er-Jahreszeiten in Verbindung zu Früh80er-Faible. Wenn von antiquiertem Sound geredet wird, habt ihr genau das vor euch, - einen Sound, gezimmert wie aus dem Antiquitätenregal.

Sieben Mitglieder bildeten die Band: Ottmar Fuhrbach (Percussion), Siggi Hendel (Saxophon, Vocals), Eberhard Köder (Drums), Peter Schade (Bass), Harald Seeger (Hauptgitarre), Jörg Vogt (Keyboards), Eddy Zinnöcker (Hauptvocals, 2. Gitarre).

Textlich immens erlesen, war das mit deutschen Texten ausgefüllte Songmaterial der siebenköpfigen Band seiner Zeit voraus. Bestimmte Thematiken sind gar heute aktueller denn je und meilenweit von der damals in den Früh80ern grassierenden NDW entfernt, wodurch das wieder aufgelegte Album erheblich Brisanz bekommt. Das in den 80ern beliebte Trampen als noch keine Handys unseren Alltag sondern das riskante Mitreissen in fremden Autos das tägliche Leben Jugendlicher bis Heranwachsender mitbestimmte, wird ebenfalls näher beleuchtet.

Strukturell bewegen sich alle neun Songs im Singer/Songwriter-Modus und sparen weder an Gesellschaftskritik noch bissig-zynisch ironischer Provokation, allein der Gesang träg sein völlig individuelles Identitätssiegel. Solcherart nachdenklichen Texte waren geradezu prägend für die 'wilden 80er' anders ausgedrückt, - pures Dynamit. Umweltschädigung, Staatsüberwachung, gängige Vorurteile, Duckmäußertum, Opportunismus. Zeitweise klingen die Stücke wie Szenarien die sich selbst heute überall irgendwo an jedem Ort abspielen könnten.

„Kernphysik“ rockt zeitgemäß rebellisch. Gitarre in die Hand genommen, Amps eingestöpselt, fertig? Mitnichten, dazu kommt noch ein kräftiges Saxophonsolo, wodurch der Song Schneid bekommt, wie der scharfe Zwetschenentkerner der den Weg der Bequemlichkeit aufzeigt, den die Politik heute mehr denn je beschreitet, dabei jedoch statt der ursprünglichen Einfachheit es vorzieht, die Umwelt in großem Maße zu schädigen, um den es dabei geht. „Lutz“ prangert stattliche Überwachung gegenüber Hippies und Cannabiskonsum an. „Vorurteile“ beleuchtet die Schwierigkeiten von Kindern aus zerrütteten Familien, die sich gegen ein ganzes Spruchwaffenarsenal gesellschaftlichem Spießertums wehren müssen, um ihr späteres Leben auf die Reihe zu getrieben von Doppelmoral unterzugehen. „Leisetreter“ handelt davon sich nicht alles gefallen zu lassen, bei Bedarf wenn einer nach dir tritt, zurück zu treten. „Stuttgart“ bezieht sich auf die Tatsache, dass Stuttgart die Rockmusik fördern sollte, statt die Rockkneipen schließend, sich prunkvollen Theater aktivitäten in vollen Säälen hinzugeben. Sinn für Klaumauk entwickelt der auf den Bauernhof führende „Farmjazz“ unterlegt durch diverse Tiergeräusche (Mähende Schafe, Hundegejaul, Hühnergegacker) allerdings war diese zwei Minuten Zeit vergammelnde Bauernhofscharade komplett überflüssig.

Die Neuauflage dieser im Original kaum noch erhältlichen Krautrockrarität enthält Liner Notes von Michael Lörber und ein gescanntes Textblatt. Klangästhet Patrick Engel zeichnet für die Produktion verantwortlich, Neudi besorgte das Remastering.

Fazit: Ein vielseitig kreatives zum Nachdenken anregendes Stück Krautrock-Geschichte das viel Aufmerksamkeit erfordert, verpackt im 80er-Zeitgeist mit rarem Seltenheitswert und aussagekräftigen Lyrics, deren Inhalte heute aktueller denn je sind. 8/10