ADORNED GRAVES - The Earth Hath Opened Her Mouth
VÖ: 21.07.2023
(Eigenproduktion)
Style: Oldschool Heavy Metal
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ADORNED GRAVES
ADORNED GRAVES beehren uns mit ihrem dritten Album 'The Earth Hath Opened her Mouth' - welch passender zumal zeitgemäss den Umständen auf der Welt Rechnung tragender Titel. Erneut bekommt das Christentum kritisch gesehen heftig sein Fett weg. Wie von der vielseitigen Kaiserslauterner Band bewegen sich ADORNED GRAVES zum dritten Mal geschickt zwischen den Stühlen, kratzen an verschiedenen Stilen, ohne sich voll und ganz direkt auf irgendeinen festzulegen. Kurz machen es ADORNED GRAVES wieder nicht. 73:52 Minuten Gesamtlaufzeit sind ein gewichtiges Wort, dessen Inhalt viel Zeit verlangt, um sie zu verarbeiten. Gesangliche Stimmvielfalt erlesener Sänger und Sängerinnen diverser Stilgenre deren Gastbeiträge vorliegendes Gesamtwerk veredelten, u. a.Ruth Börner-Staub (SOULBURNER), Kobi Farhi (ORPHANED LAND), Simon Bibby (SEVENTH ANGEL), Johne Cuijpers (ARJEN LUCASSEN/PRAYING MANTIS) und WITCH HAZEL-Goldkehlchen Colin Hendra gehören ins Gesamtgefüge einer von ADORNED GRAVES erwartungsgemäß anspruchsvollen Konzeptscheibe hinzu.
Der gesamte Bogen zwischen dem von akkustischer Gitarre und fesselnder Aufbruchsstimmung von Akustikgitarren und hartem Epic Rock besseelten Eingangsintro „Epitaph I“ und dem abschließenden Outro „Epitaph II“ spannt sich zwischen... Düster-Melancholik, Wut, Mystik, dunklen Stimmungsfeldern tiefer Klage, zähfließender Schwermut und Hoffnung aufkeimen lassender Momente. ADORNED GRAVES führen das geneigte Ohr abermals auf eine Reise, nehmen euch mit zu einer Welt jenseits der normalen Welt, was von 'Epitaph I' eröffnet verträumtermaßen beginnt, entlädt sich auf dem kritisch beleuchteten 'Pilgrims Pfad' in raumgreifendem Gesang einer heftigen Achterbahnfahrt der Emotionen gleichkommenden Thrasattacke. Dramturgisch gestaltet sich „Progenitors“ der zwischen krachenden Heavy Riffs und knalliger Thrash-Dynamik lagernde von markanten Spannungs-, Rhythmus und Tempowechseln liegende Theatralikriemen ist nur Vorspiel für die nachfolgende auf knapp elf Minuten gebrachte direkt darin übergehende Steigerung „Valley Of Anchor“, düstermelancholische Leadsoli, Doomig rollende Riffs, Wut auf gesellschaftliche Misstände bricht sich zu flexibel theatralischer Dramaturgie durch gesteigerte Thrash/Deathattaken einschließlich tiefen Growls denen mystischer Chorgesang folgt, wirkungsvoll Bann, ehe der Tempofaktor abrupt runtergefahren wird, um sich in akustischer Eleganz wieder findend, romantisch inbrünstig klagende Salzflecken auf die Seele getaucht in Feuer von Sehnsucht und Zuversicht einem Flußarm streuend ins Meer von Melancholie, Trauer und Hoffnung mündet. „Valley Of Anchor“ dockt Doomlastig zu den Vorgängersongs an, ergießt sich zuweilen in raumgreifender Epik ehe das Thrashgewitter wiederholt über die Landschaft hinwegzieht, um sie zu verwüsten.
Die nächste Langriemen-Doppel „Beyond The Silence“/“On a White Pale Hill“ erstreckt sich raumgreifend episch Doomig in den Äther, versetzt durch kreativ wechselhaft schwankende Stimmungen umgeben von heroisch-mystisch fließender Aura, nachdenklich progressiv-doomiger Emotionsströmungen und abrupt ausbrechenden Thrashorkanen. Im Instrumental „Wind Over Glen“ führt den zunächst folklastig akustisch beschrittenen Pfad raumgreifend episch weiter, ehe „Vaults and Caverns“ zwischen mystisch-sakral bis ruppig thrashend anknüpft. „Lord Of The Stone“ gibt sich geheimnsivoll wie monolithisch von heroischer Doomlastigkeit umwaberter Klage Freiraum gebend, um „Epitaph II“ von ungeheuer stimmungsvoll prickelnd Gänsehaut erzeugender von taktsteigernden Marschtrommelrhythmen flankierter Einleitungssequenz schließlich in verträumt melancholische Schwingungen kosmischer Spiralgalaxien übergleiten lassend neue Hoffnung am Ende des unendlich erscheinenden Tunnels zu signalisieren, um prophetisch ausklingend mit warnend erhobenem Zeigefinger gesprochener Vision in einer gewaltigen Melancholiemesse Gehör zu verleihen, wodurch sich der dichte Kreis zwischen Düsterepik, Zorn und Sakraler Melancholie schließt. Und selbst Minuten danach will der zugehörigen Kanon dieser unwiderstehlichen Schlußhymne: "The Valleys,... The Mountains..., The Sea..., The Fountains..., The Flame... and The Wind in our Hair...“ veredelt von Colin Hendra und seiner bezaubernden Stimme gar nicht mehr aus dem Kopf. Mit diesem ungemein vielschichtigen vor Ideenreichtum berstenden Theatralik-Opus haben die Rheinland-Pfälzer ADORNED GRAVES ihren Sonderstatus innerhalb der Metalszene zentnerschwer untermauert.
Fesseld intensiv unter die Haut gehende Pilgerpfadreise tief hinab in tiefe Regionen von dunkler Leere erfüllten Katakomben von Umweltverbrechen, wirtschaftlicher Ausbeutung, Machtgeilheit, Profitgier, Lügen und Korruption bestimmten Welt.
Fazit: Spannungsgeladen tiefenmelancholischer Depri-Klagesoundtrack um dem erkrankten Patient Planet Erde den Weg aus dem Dunkel ins Licht zu weisen. 9/10