VOYAGER - Fearless In Love
VÖ: 14.08.2023
(Seasons Of Mist)
Genre: Prog Metal/Pop/Djent
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VOYAGER
Für eine Überraschung sorgte die Australier, als sei beim diesjährigen ESC antraten. Dabei sind ihre Avance kein Geheimnis, denn es war nicht der erste Auftritt im Vorentscheid, viel eher dass ihre Heimat überhaupt an so einem Event teilnimmt. Bis auf ein paar Hard Rockacts hat diese sich metaltechnisch auch nicht sonderlich bemerkbar gemacht und auch für VOYAGER ist der Weg nach Europa weit. Zum Geheimtipp der Prog Metalszene hat man es gebracht, die Tour mit den recht ähnlichen VOLA dürfte weiter Aufmerksamkeit gebracht haben. Nun steht mit „Fearless In Love“ der achte Longplayer parat.
Auf dem gehen die Dame und Herren um Daniel Estrin ihren Weg konsequent weiter, wobei sie den nicht unbedingt stringent gegangen sind. Die Achtzigereinflüsse waren zu Beginn auf „Univers“ deutlicher als zwischendurch bei „V“, wo man sich von traditionellen Metal eher der Djent-Spielart zuwandte. Auf den letzten Alben kamen die cheesy Melodien immer mehr zurück, die modernen kernigen Riffs blieben. Im Prinzip macht man über Umwege nichts anderes als in der Frühphase, nur mit klanglich zeitgemäßeren Mitteln.
Die Atmosphäre tritt noch weiter in den Hintergrund, weil man die Gegensätze ziemlich schroff aufeinander prallen lässt. Auf keinem Album waren die Gitarren so tief gestimmt wie hier, wohingegen die Melodien bislang nicht so Saccharinschwanger waren. Klar hatte man immer eine gewisse Affinität dafür, die muss man heben, wenn man am ehemaligen Grand Prix teilnehmen will. Hier wird es allerdings für einige alte Fans schon schwierig zu folgen, nicht nur wegen der genreuntypischen Publicity.
Kälter sind sie geworden die Synthesizer des Sängers und Bandgründers, was allerdings zu den Riffs passt, die trotz Groove recht distanziert wirken. Die Kunst dabei ist aber irgendwo immer Harmonien aufzubauen, wo sich die beiden Pole verbinden und den Song schlüssig machen. Leider benötigt es bei allen Stücken ein paar Durchläufe, bis man den Schlüssel zu ihnen entdeckt hat. Eher verspielt tönen die Tasten in „Prince Of Fire“, bevor der Groove sehr schwer dazwischen grätscht. Immer wieder wechseln sich die Parts ab, bis sich plötzlich via Breakdown noch mehr Härte Bahn bricht, um sich dann mit dem weiten Refrain zu vereinen.
So ätherisch geht es nur selten zu, am ehesten noch im Rausschmeißer „Gren (Fearless In Love)“, wo sich die Gitarristen auch mal in Sachen Leads beweisen können. Jene sind auch im pulsierenden „Ultraviolet“ am Start, dessen Staccato ebenso eine Kostprobe geben wie man ganz subtil in die Stimmung eingepflegt werden kann, die dann wieder per Grunts eingerissen wird. Es passiert viel in den gut vier Minuten pro Song, manches Mal wird es fiebrig und hektisch wie bei „Submarine“. Dennoch stehen die Popmelodien meist im Vordergrund, gerade weil sich die Arrangements zurück nehmen.
Was speziell für jenen ESC-Titel gilt, die rhythmische Komponente steht bei „Promise“ im Vordergrund. Erst im Chorus setzen die dezent rockigen Gitarren ein, die „OhOh“-Chöre bringen die nötige Hymnik, welche allerdings im sehr elektronischen „Twisted“ noch besser gelingt. Ohnehin wäre meine Wahl „Daydream“ gewesen, die Sphärik wirkt runder, die Pianotöne nähern sich in Sachen Süßlichkeit den Melodiebogen. Was ein wenig auf der Strecke bleibt ist das treibende Element, die Eighties waren ja von enormem Drive geprägt.
Hier geht es nicht so recht vorwärts wie früher mit Liedern wie „Hyperventilating“. „The Lamenting“ vermengt seinen schweren Groove zwar fein mit swingenden Synthesizern, kann sich aber nicht so recht zwischen Atmosphäre und Drive entscheiden. Nur „Listen“ will eindeutig nach vorne, etwas aus dem Korsett ausbrechen. VOYAGER kann zwar mit kurzen, knackigen Songs punkten, der Anspruch liegt jedoch eher im geschickten Abwägen der Elemente als in wirklich proggigen Klängen.
7 / 10