VINTAGE TROUBLE - Heavy Hymnal
VÖ: 23.06.2023
(Cooking Vinyl)
Genre: Retro Rock/Soul/Funk
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VINTAGE TROUBLE
Nach einigen Erfolgen in Australien als Castingstar zog es Ty Taylor nach Los Angeles, wo er 2010 die Retrokapelle gründete. Seitdem ist man meist mit den Großen unterwegs, eröffnete bereits für AC/DC, BON JOVI oder die ROLLING STONES, spielte bei Lettermann, Jimmy Kimmel, Jools Holland und Jay Leno in den Late Night Shows ebenso auf Festivals wie dem Coachelle, Lollapalooza und Glastonbury. Für die kommerzielle Spitze reichte es bislang nicht, auch weil die Alben weit auseinander lagen, aktuell erblickte erst der dritte Longplayer das Licht der Welt und soll nun endlich die Weichen für VINTAGE TROUBLE stellen.
Wobei schon alleine die Haltung lobenswert ist, soziopolitisch, mit der Ansage an jeden sich zu hinterfragen, um nicht die Geschichte ewig wiederholen zu müssen. Das lässt sie fast in der Hippie-Ära verorten und in der Tat mischen sie das beste zusammen, dass damals unterwegs war. Beim heißblütigen Opener „Who I Am“ stand sicher JIMI HENDRIX Pate, allerdings nicht mit seiner revolutionären Rockgitarre, sondern vielmehr mit dem Funk von „Crosstown Traffic“. Drummer Richard Danielson treibt mächtig nach vorne, Nalle Colt haut seine Riffs sparsam, dafür gewinnbringend dazwischen, und um Bläser ist man auch nicht verlegen.
Nicht ganz so direkt, aber mit noch mehr Bluesfeeling schlägt „Feelin´ On“ in eine ähnliche Kerbe, bringt zusätzliches Instrumentarium und eine gewisse Lässigkeit mit rein. Cooler ist nur noch „Baby What You Do“, bei dem das E-Piano führend eingesetzt und der ohnehin präsente Soulfaktor erhöht wird. Das lässt an RAY CHARLES oder die Frühphase von STEVIE WONDER denken und hebt sich eindeutig von dem Retro Rock-Einerlei anderer Acts ab.
Gänzlich im Soul kommt die erste Single „Not That One“ an, das diese Spielart wunderbar ursprünglich und ehrlich intoniert. Taylor gibt sich stimmlich ungeheuer variabel auf der Scheibe, im Refrain baut man DooWops zu seiner Unterstützung ein. Unterstützung kommt auch von Soul-Shooting Star LADY BLACKBIRD in „The Love That Once Lingered“, einer Ballade, welche eigentlich Chartappeal besitzen würde, ist sie doch von Streichern etwas weichgespült.
Doch VINTAGE TROUBLE schielen nicht nach Airplay, sondern produzieren sehr dynamisch mit differenziertem Eigenklang. Dazu werfen sie alles in den Topf, wonach ihnen der Sinn steht, auch wenn die mögliche Zielgruppe damit wenig anzufangen weiß. Rockig und entspannt zugleich geht es wieder in „Alright Alright“ zu, die Sonne Kaliforniens scheint aus jedem Ton. „Heavy Hymnal“ ist ein wunderbarer Schmelztiegel, der den Hörer wie kaum ein anderer zurück in die Zeiten der Gegenkultur katapultiert. Nicht immer rund, manche Songs sind zu knapp gehalten, lassen den Instrumenten nicht ihren Raum, aber ungeheuer authentisch und vital.
8 / 10