ELVENPATH - Faith Through The Fire
VÖ: 09.06.2023
(El Puerto Records)
Style: Power Metal
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ELVENPATH
Geduldig hat meine Feder auf dieses Albumreview für den vierten Studiolangdreher des Frankfurter Power Metalquintetts ELVENPATH gewartet. Ok, über das urkomisch auf satirische Metalproll-Romantik sich selbst auf die Schippe nehmende BADESALZ-Intro zum Auftakt lässt sich von meiner Warte lächelnd hinwegsehen. Warum kein heroisches Eingangsintro bei dem Titel „Overture Of Steel“ Verwendung fand, wie es sich für dieses Genre an und für sich gehört, lasse ich mir gern bei passender Gelegenheit von der Band selbst erklären. Die zwischen True- und klassischem Power Metal pendelnde Hymne „Shajan – Legend Of The White Wolf“ ist vom Taunus Metal Festival in guter Erinnerung. Gelungener Auftakt! „Satan's Plan“ erhebt warnend zugleich konsequent den Zeigefinger gegen die Gefahr durch Verschwörungstheorien. „All Across The Universe“ kommt als kleiner HELLOWEEN-Tribut mit 1:58 Minuten fast ein wenig kurz, erinnert zuweilen auch an die Italiener TRICK OR TREAT und verfehlt seine berauschende Wirkung dennoch nicht.
Ob ein über zweiminütiges Bass-Solo („Orgas Argus Neart“) unbedingt sein musste, steht auf einem anderen Papier. Gitarristin Christina Schleicher, die ihre Feuertaufe beim Taunus Metal Festival VIII mit Bravour bestand, hat sich als echter Gewinn für die Band entpuppt. Die Dame in der Herrenriege bildet mit Till Oberboßel ein äußerst vielseitig harmonisch ihr Handwerk ausübendes Gitarrenduo. Drummer Erhan Eric Söney legt zusammen mit dem bewährten Bassist Christian Flindt als jederzeit mannschaftsdienliche Rhythmusabteilung ein kraftvolles Fundament. Am Organ von ELVENPATH-Sänger Dragutin scheiden sich bei der schreibenden Kollegschaft in aller Regel extrem die Geister. Für mein Empfinden passt die zwischen Drama, Theatralik und Hochton liegende Stimmfärbung wie maßgeschneidert zum Songmaterial, weshalb es nichts daran auszusetzen gibt.
„The Famine Year“ und „Silesian Winter“ heißen die beiden über neun Minütigen Longtracks auf dem Silberling, worin sich alle Stärken des Franfurt/Main-Fünfers offenbaren. Ersterer greift bei aller Theatralik zwischendurch kräftig in den Epischen ATLANTEAN KODEX-Topf (die reichlich markanten Leadsoloarrangements sprechen eine deutliche Sprache!)und kombiniert seinen Spirit mit herrlicher IRON MAIDEN-Melodieführung.Im emotionsgeladenen Album Titeltrack „Faith Through The Fire“ wird exzessiv emotionsbehafteter Powermetal mit schönen Twingitarrensoli, atemberaubenden Rhythmustempowechseln auf heroischem Faible und treibenden Beats zelebriert. „Hail the Hammer and Warrior Wind“ zielt klar in Richtung bester MANOWAR-Tage der sechs ersten Alben, und ist eine gelungene True-Metal-Ode mit Hymnencharakter an die einstigen Kings Of Metal, die ebenso prima zu einem älteren MAJESTY-Album gepasst hätte. Der zweite im über Neun-Minuten Modus gehaltene Longtrack setzt sich kritisch mahnend mit dem Holocaust auseinander. Zunächst verträumt melancholisch eröffnen RUNNING WILD Leadsoloschleifen und galoppierende IRON MAIDEN-Sequenzen den Reigen flotterer Taktsequenzen dieser mächtig packenden durch kraftvolle Ahahaha-Singalongs flankiert galoppierend voranreitenden Hymne! „The Smoke That Thunders“ gibt am Schluß durch rasante teils furiose Rhythmus-Tempowechsel und kräftige Backingvocals den Speedschalter betätigend Vollgas, wobei der seien wir ehrlich zu sehr übertrieben Hochtonlastig die Toleranzgrenze arg strapazierende Zweitgesang etwas nervt, weshalb trotz packender Dynamik leichter Punktabzug drin ist, ebenso für das erneut sich selbst persiflierend urkomische BADESALZ-Outro - vorzugshalber hätte ein echtes Epik-Power Metal-Outro besser gepasst.
Enttäuscht bin ich nach dem Hördurchlauf von 'Faith Through The Fire' nicht, nur verwundert. Der Versuch abwechslungsreich zu klingen, offenbart gewagte, nicht immer gelungene, sondern auch schon mal für Verwirrung sorgende Experimente. Musikalisch lassen ELVENPATH nicht viel anbrennen. Als Knöpfedreher hinter den Reglern fungierte ACCEPT/Ex-GRAVE DIGGER-Gitarrist Uwe Lulis.
Fazit: Gelungener Classic Power Metal, der sein Fanklientel zielstrebig sicher erreicht ebenso wenig vor manch gewager Herumexperimentiererei Halt macht. - Mutig, aber Gut! 8/10