IMMORTAL - War Against All

05 immortal

VÖ: 26.05.2023
(Nuclear Blast)

Genre: Black Metal

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IMMORTAL

Das Black Metalgenre hat seine besten Zeiten hinter sich und seine Protagonisten sind nur noch sporadisch unterwegs. So haben sich auch IMMORTAL fünf Jahre Zeit gelassen, um eine neue Scheibe an den Start zu bringen. „Northern Chaos Gods“ lief seinerzeit richtig gut, obwohl es die ersten Scheibe ohne Frontmann Abbath war, doch der zurück gekehrte Demonaz konnte das Erbe der Norweger mit frischem Blut füllen. Nun folgt der zehnte Schlag, der mit „War Against All“ natürlich genauso martialisch betitelt ist.

Gefangene werden nach wie vor nicht gemacht, man hält sich nicht mit langen Intros auf, sondern geht direkt in die Vollen und lässt im Titeltrack so richtig Säbel und Instrumente rasseln. Dazu krächzt der Mastermind so herrlich fies, dass es einfach Spaß macht, dazwischen immer wieder die extrem rausgerotzten Laute, die so richtig den Hass von der Seele spucken. Horgh tritt dabei die DoubleBass konsequent durch, ohne jedoch komplett in Raserei zu verfallen, vielmehr wird auf Wucht und Dynamik gesetzt.

War der Vorgänger sehr roh und direkt aufgenommen, so haben hier Gitarren und Schlagzeug viel mehr Volumen. Gerade die Drums ballern dermaßen brutal und prügeln alles nieder, trotz der stets vorhandenen Kontrolle über das Spiel. Die Gitarren klingen sauberer eingespielt und erzeugen noch mehr Schärfe, die sich tief hinein in die Seele schneidet.
Das große Geheimnis der Band ist wie diese Präzision so einen unheiligen Groove hervor bringen kann. Entkommen ist fast unmöglich, das Inferno fegt über den Hörer hinweg und nimmt ihn komplett gefangen. Selbst in den atmosphärischen, fast hypnotischen Passagen wird die Spannung hochgehalten, der Druck lässt nie nach, erdrückt einen schier, die totale Macht.

Klar könnte man da jetzt die mangelnde Abwechslung monieren, „War Against All“ wirkt fast wie ein unentwegt und unaufhaltsam vorwärts walzendes Monstrum, doch bei genauerem Hinhören entdeckt man viele Feinheiten. Unter den alles vernichtenden Attacken sind es nicht nur das angesprochene Zurücknehmen, dass anschließend alles noch mächtiger erscheinen lässt. Immer wieder variieren die Themen leicht, in den nicht zu bremsenden Stampf von „Wargod“ schieben sich immer wieder Tempovariationen, welche die Intensität erhöhen.

Am ehesten lässt noch „Thunders Of Darkness“ an den roheren Vorgänger denken, wobei sich da auch schwere, fast thrashige Riffs untermischen. Sonst herrschen Wespengitarren vor, wie auch im stahlkalten „No Sun“, wie sie der Fan von DISSECTION her kennt. Deren Meisterwerk „Storm Of The Light´s Bane“ gab ja dem Black Metal einst das Lied, und davon schälen sich hier einige heraus.
Es sind die bereits erwähnten ruhigen Passagen, die dennoch die Kraft hochhalten, ebenso wie die fast rockigen Tendenzen. Trotz aller Wut wirkt der Chorus hier hymnisch, die traditionsmetallischen Anklänge von „Northern Chaos Gods“ setzen sich hier fort. „Return To Cold“ könnte man zu einer Bombast Metalnummer umschreiben, hier wird das ohne großes Orchester erledigt.

Ungewöhnlich ist auch das siebenminütige Instrumental „Nordlandihr“, welches alle verschiedenen Stimmungen durchläuft und so etwas wie das „Orion“ von IMMORTAL darstellt. Besonders die flächigen Gitarren wissen zu gefallen, die auch anschließend in „Immortal“ zu finden sind. Was da noch steht wird komplett von der späten Bandhymne niedergewalzt. Die Riffs wogen auf und ab und lassen den Hörer in der rauen See zurück. Dieses lodernde Element war für mich seit jeher die Essenz des Black Metal, der hier seine Raserei und schwarze Kälte mit dem Hymnencharakter von „Sons Of Northern Darkness“ vereint.

Natürlich darf am Ende das Königreich aus Eis in „Blasyrk My Throne“ nicht fehlen, das alles auf die Spitze treibt und fesselt. Unfassbar aber vor allem wie sich diese schroffe Herangehensweise in den Köpfen festsetzt und diese unweigerlich in die bangende Haltung bringt. Mitverantwortlich bei der Eingängigkeit sicherlich die Produktion der alten Bergener Kollegen von ENSLAVED, die ein Händchen dafür besitzen. So kann man die Integrität wahren, und die Anhänger auf „War Against All“ mit dem stärksten Output nach der Reunion begeistern.

8,5 / 10

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