OVERKILL - Scorched

05 overkill

VÖ: 14.04.2023
(Nuclear Blast)

Genre: Thrash Metal

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OVERKILL

Als eine der Speerspitzen der Thrash-Bewegung sind die New Yorker weiterhin unverwüstlich. Die Protagonisten haben mittlerweile die sechzig überschritten. Wie die meisten bremste sie die Pandemie kurz aus, ein neues Album ohne Tour erschien sinnlos. Material hätte es beim bis auf den Drummer seit mehr als zwanzig Jahren stabilen Line-Up genügend gegeben, man wartete nur darauf wiederloslegen zu können. Nun steht mit „Scorched“ nach vier Jahren endlich der Nachfolger von „“The Wings Of War“ in den Läden.

Die prägnanten Leads und der thrashige Auftakt führen ein wenig in die Irre. Der eröffnende Titeltrack deutet nicht auf eine Rückbesinnung zu den NOWBHM-Wurzeln hin, wie man sie auf den Alben zu Beginn der Nuclear Blast-Ära fand. Dieser Phase kehrte man schon mit „The Grinding Wheel“ allmählich den Rücken und wandte sich den groovigen Klängen der Neunziger zu. So bauen die Jungs bereits in die erste Nummer ein paar schleppende Parts. Präsent ist wie immer auch der Bass von Hauptsongwriter D.D. Verni.

Noch mehr beim ebenfalls flotten „The Surgeon“, das noch am ehesten am traditionellen Stil dran ist. Dafür legt es auch offen, dass es das moderne Geklöppel von Jason Bittner ist, welches die Songs rhythmisch prägt. Wer klassische OVERKILL bevorzugt, der muss weiter hinten suchen, „Harder They Fall“ geht nur nach vorne, die Gangshouts fliegen einem nur so um die Ohren. Das folgende „Know Her Name“ ist klanglich an die Achtziger angelegt, immer wieder durchfurcht von rasanten DoubleBass-Attacken, und ja, das Spiel von Verni war damals schon genauso.

Doch bei all dem sicher vorhandenen Tempo nimmt es die Truppe auch immer wieder gerne raus und macht Platz für den schweren Groove, der sich vorwärts walzt und ebenso den Nacken in Wallung bringt. „Twist Of The Wick“ ist so ein Kandidat, der nicht nur den Vorwärtsgang kennt, sondern auch mal gepflegt die ganz tiefen Wurzeln freilegt. Ihre Liebe zu BLACK SAABATH ist seit jeher bekannt, und hier gibt man dem schleppenden Part noch eine sakrale Note.
Nicht umsonst befanden sich auf ihrem Tributealbum „Coverkill“ drei Bearbeitungen der Urväter aus Birmingham. Der Ehrerbietung setzen die Thrasher mit „Fever“ die Krone auf, in der ruhigen Strophe singt Bobby „Blitz“ Elsworth ungewohnt klar und erinnert gravierend an Ozzy. Wie man in der Mitte forciert ist ebenfalls den Mustern von Iommi und Co. Entlehnt und gibt dem schwerfälligen Tune einen gewissen Kick.

Die rockige Note, die darin liegt ist auch in vielen Liedern zu finden, laut dem Frontmann will man den Groove etwas in Richtung der Rockroots orientieren, was Lieder wie „Won´t Be Coming Back“ belegen. Hier duellieren sich Drums und Leadgitarre in den Strophen, der Refrain erscheint recht locker für die Formation und beinhaltet eine Menge Melodie. Davon findet man auch in Tracks wie „Goin´ Home“ zu Genüge, das herrlich im Midtempo thrasht und auch mit einem Solo ausgestattet ist, das ungewöhnlich viel Melodie aufweist.

Doch keine Angst, handzahm werden die Fünf sicher nicht, für das Alter ist da reichlich Dampf im Kessel, Dave Linsk weiß oft genug die Finger richtig rundgehen zu lassen. Man kann nun zu den Stilkorrekturen stehen wie man will, diese Band bleibt nicht nur aufgrund von Bobbys Organ unverkennbar. Im Gegensatz zu einigen Ausfälle der Neunziger oder Nullerjahre sind hier einfach die besseren Riffs und Songs am Start, die Produktion amtlich. Damit kann man als Fan wenig falsch machen, die Stellung in der Szene wird untermauert.

7 / 10

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