LIVE BY THE SWORD - Cernunnos
VÖ: Bereits erschienen
(Coretex Records)
Style: Metal/Street Rock
Homepage:
LIVE BY THE SWORD
Drei verschiedene Aufnahmen in zwei unterschiedlichen Studios – da steckt erheblich Aufwand hinter. Bei der amerikanisch-niederländischen Kooperation LIVE BY THE SWORD ist es angebracht, davon zu sprechen. Hinter den Drums saß Ex THE DEVILS BLOOD-Stöckeschwinger Sander van Balen. Die Band sträubt sich gegen die den Menschen versklavende Macht modernen Fortschritts, weshalb sie ihre Tonträger im Selbstvertrieb zu den dafür geeigneten Fans bringt.
Gesangliche Parallelen zur kehligen Tonlage von Sängern wie BLAZE BAYLEY/ sphärische Chor-Passagen, düsteres mehr in den heidnischen Pagan-Black Metalbereich in Richtung von Landsleuten wie SLECHTWALK oder nordische Pagan Folk-Kelle früher MITHOTYN machen sich bemerkbar. Ausgerechnet den Namen des keltischen Jagd- und Fruchtbarkeitsgottes Cernunnos zum Gegenstand gesellschaftlicher Ablehnung in Form von Rebellion zu machen, mag auf den ersten Blick so eine Sache sein, doch ein Blick dahinter zeigt: Als oberster Gott der Urkräfte aus der Natur stand er wie die stolzen Kelten als ein von den Römern unbeugsames Volk, dass sich den Römern konsequent widersetzte und letzten Endes trotz harter Schlachten nie vollständig bezwungen wurde, sondern in den Germanischen Stämmen aufgehend so geheimnisvoll es auftauchte wieder in der Geschichte verschwand, aber dennoch Errungenschaften von denen die Menschheit heute noch lernt und hinterließ. Die Kelten hinterließen zahlreiche Mythen, auch Fundgegenstände, deren Geschichte, Religion und vieles andere was damit zusammenhängt ist bis heute nicht vollständig ergründet.
Soviel zur Geschichte, jetzt spricht die Musik: Aus dem keltischen Drang nach Freiheit in Verbindung zu Unabhängigkeit keinem durch andere Mächte ausgeübten Zwang zu unterliegen, braut der unbeugsam zu Werke gehend amerikanisch-niederländische Vierer sein ureigenes Elixier aus Metal, Straßenrock und Punk.
Das einleitende Erweckungsintro (Awaken) wird seinem Titel nicht gerecht, hätte eine ganze Spur mehr Spannung und Länge vertragen, hier wurde in Bezug auf den Themenkontext einiges verschenkt, der Titeltrack „Cernunnos“ lässt die im schwachen Eingangsintro vermissten Hintergrundchoräle erkennen, steigert sich nach klassischem True Metaleinschlag zwischendurch in eine zornige Pagan-Black Metal-Orgie, um danach wieder in den heroischen Modus zurückzukehren, woraus ein gelungener Opening Track resultiert. Material wie das stellenweise extrem erzwungen klingende „The Hollow Man“ gibt es in besserer Version. Spätestens bei der im klassischen Metalbereich wurzelnden Hymne „Mountain Of Doom“ erwachen die Geister, „The Glorious Dead“ überrascht durch akustische Parts und eine Kombination aus Düsterrockigem FIELDS OF THE NEPHILIM-Gesang Marke Carl McCoy und Westernstylemäßig auf klassische Southern (Hard) Rock Institutionen vom Kaliber MOLLY HATCHED/LYNYRD SKYNYRD getrimmte Stimmfärbung. Das entspannt mystische Instrumental „Sundawn“ ergießt sich in fesselnd-stimmungsvolle Sphären, ehe „Primordial Forces“ krachend explosiv auf's Tempo drückt um in temporeduzierte Classic Metalriffs übergehend infernolike auszuklingen. „Sacrifice“ beeindruckt als coole Faustreck-Nummer, die live on Stage ihre raumgreifend gestaltete Wirkung kaum verfehlen wird, um ab der Hälfte zum flotten Powerspeedfetzer dem ein erneuter Faustreckpart folgt, zu mutieren. Geschrieben wurde der Song von SOLSTICE-Bassist Richard Walker der von Anfang an zu den Förderern der Band gehört. Erick Barnes' Gesang ist für diese Musikrichtung schon ziemlich speziell, was effektiv in den Gesamtkontext aller Songs hineinpasst. „In Pursuit Of Great Illusions“ hat auch so einen fetten zum Faustrecken bestens geeeignet integrierten Live-Part, der in jeder Hinsicht wirkungsvoll zur Geltung kommen dürfte.
Was ein wenig seltsam ist, bleibt das phasenweise hölzerne Soundgewand in dem das Album abgemischt wurde, was von der Band garantiert so beabsichtigt war. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten steigert sich das Album immens, kommt ab Track vier zunehmend in die Pushen, wird seinen Vorschußlorbeeren im Infoblatt gerecht und offenbart immens viel Klasse. LIVE BY THE SWORD könnten eine Brücke vom True Metallischen Underground zur Pagan Black-Fraktion bilden.
Fazit: Krieger, erhebt euer Schwert, trotzt dem technischen Fortschritt, macht euch nicht zum Sklaven moderner Technik, behaltet eure Eigenidentität bei. - Skol! 8/10