CULTURA TRES - Camino De Brujos


VÖ: 07.04.2023
(Universal Music Group/AJM/Bloodblast)

Style: Sludge/Hardcore/Thrash

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CULTURA TRES

VENEZUELA gilt als sechsgrößtes Land auf dem Kontinent Südamerika und ist vor allem durch abwechslungsreiche Naturlandschaft verbunden mit einer Artenvielfalt in Sachen Tier- und Pflanzenreichtum bekannt, dort werden heute noch indigene Sprachen wie Pémon und Warao gesprochen. Seine Unabhängigkeit von Spanien erreichte das Land 1811, aber dies soll keinerlei historische Abhandlung werden. Darüber hinaus gibt es auch Heavy Metalbands dort, die zu den Exoten gezählt werden. Eine davon sind CULTURA TRES, eine immerhin seit 2006 bestehende Sludge Metalband mit zuvor insgesamt vier Studioalben, denen sich Langdreher Numero fünf einschließlich passend schauerlichen mit der Wahrheit nicht hinterm Berg haltenden Coverartwork anschließt. Mir sagte die Band bisher wirklich rein gar nichts. Da hieß es gespannt sein, ob sich mit Camino De Brujos an diesem Zustand etwas ändern würde... Der Testdurchlauf ergab folgendes Bild:

Obwohl das Gesamtresultat ein wenig unterproduziert ist, kommen brutal auf's Gemüt drückende Wutklumpen der Färbung „The World and it's Lies“ von garstig heißkehligem Shouting ins Feld geführt aus den Boxen. Die allgemein gängige These, Sludge Metal sei langsam, wird bereits von diesem brutalen Einsteiger komplett vom Tisch gefegt. Irgendwie werden bei schnellen Attacken deutlich Gedanken an brasilianische Thrashinstitutionen wie SEPULTURA zu „Roots,Bloody Roots“-Zeiten und RATOS DE PORAO geweckt, zu letzterem, weil zeitweise Hardcore-Punk-Schattierung mit im Spiel ist. Neun weitere Nummern hauen ergeben ähnlich getriggert ein schwer verdauliches Gebräu.

Statt zu reinem Sludge-Metal tendiert das ganze verstärkt in den Thrashsektor mit dicker Brise Hardcore im Stile brasilanischer Szenekoriphäen, obwohl zuweilen tempogedrosselter Sludge-Versatz darin schwimmt. „Signs“ lässt deutlich mehr bleischwer temporeduziertem Groove Platz, während „The Land“ spürbar bedrohlicher Sphäre Freiraum gibt. Im Mittelpunkt stehen Brennpunkte sozialer wie politischer Art, was bei der Geschichte eines militärdiktatorisch regierten Landes wie Venezuela kaum verwundert bestimmen den Inhalt dieser Cd. Weitere Klagen „19 horas“, „The Smell Of Death“ oder das Titelstück „Camino de Brujos“ ergießen sich in geradezu erdrückender Schwerblütigkeit mit jederzeit bedrohlicher Sphärentemperierung, auch das in rasendem Zorn sich ergehend schnelle Geschoss „Zombies“ geht aggressiv geballt mitten auf die Fresse, da entlädt sich tonnenweise Wut im Volk über die aktuellen Zustände im Land, um geheimnsivoll akustisch auszuklingen. Trotz Unterproduktion spricht das aussagekräftige Ergebnis Bände.

Fazit: Extrem unorthodox-eigenwillige zugleich abwechslungsreiche Mischung aus flottem Thrash, Hardcore und Tempo gedrosselt rauem Sludge von intensiv bedrohlicher Atmosphäre. Hier wird weder etwas beschönigt, noch verheimlicht. 7/10