ICE AGE - Waves Of Loss And Power

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VÖ: 10.03.23
(Sensory Records)

Genre: Prog Metal

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ICE AGE

In Pandemiezeiten dauerte es bei einigen Bands länger, bis sie wieder etwas Brauchbares zusammen erarbeitet hatten, bei den New Yorkern war diese sicher nicht der Fall. Ende der Neunziger startete das Quartett durch und veröffentlichte zwei starke Scheiben, verlor jedoch irgendwann den Faden. Seit ein paar Jahren musizieren ICE AGE wieder zusammen, und konnten nun endlich im Studio ihre Ideen ausarbeiten, die unter „Waves Of Loss And Power“ veröffentlicht wurden.

Dabei beziehen sich die Prog Metaller auf ihre früheren Werke, indem sie die dortigen Longtracks fortsetzen. Nicht nur thematisch knüpft man an alte Zeiten an, auch musikalisch fährt man da fort, wo man aufgehört hat. Ob das nun wirklich progressiv ist, sei mal dahin gestellt, die Frage stellt man sich bei THRESHOLD auch. Wie die Briten gelingt es den Herren hier dafür großartige Songs abzuliefern, welche den Spirit der Zeit aufleben lassen, ohne gänzlich nostalgisch zu wirken.

In der Tat ist Eigenständigkeit nicht unbedingt die Stärke der Truppe. Das fängt bei Drummer Hal Aponte an, der sich sicher das ein oder andere Lehrvideo von Neil Peart angeschaut hat, wie an den Rolls und Breaks unschwer heraus zu hören. Rifftechnisch wildert Jimmy Pappas ungeniert in den Gewässern von FATES WARNING, speziell „No Exit“ kommt einem öfter in den Sinn. ICE AGE als reine Metalband abzutun würde die Vielfalt verkennen, denn rocken können sie ebenso gekonnt.

Wobei der Groove, der in den kurzen Stücken noch stärker zum Vorschein kommt, sicher auf spätere Alben genannter Genrelegende zurück geht. Der steht etwas im Gegensatz zu den tollen getragenen Melodiebogen von Josh Pincus, was für die notwendigen Reibungen sorgt. Interessant ist der Frontmann vor allem wegen seiner Stimmfärbung, die Michael Sadler von SAGA nicht unähnlich ist, eine Band, die einen nicht zu verleugnenden Einfluss auf den progressiven Metal hatte.

Neben dem Gesang steuert er auch die Tasten bei, die nicht nur die üblichen Synthesizerabfahrten und – flächen bieten. Gerade in den rockigen Parts lässt Pincus die Orgel dröhnen und bringt so weiter Klangfarben mit ein wie auch Pappas wenn er feine Leads einsteuert, die mitunter sogar bluesig eingefärbt sind.
Vom Tempo her variiert der Vierer mühelos, aus den wunderbar weiten und melodischen Refrains geht es direkt in Riffkaskaden über oder in immer kurze effektive Soli. Taktwechsel werden etwas krummer angelegt, aber stets nachvollziehbar, wobei einen die Spielfreude anspringt. Selbst für den Bass von Doug Odell ist in der warmen Produktion Luft.
Überraschend wie frisch „Waves Of Loss And Power“ tönt, trotz des höheren Alters der Protagonisten und der langen Entstehung. Das bringt die Lieder alle in den Fluss, selbst bei über zehn Minuten verlieren sie sich nie in instrumentalem Egoismus, sondern ordnen alles dem Song unter. Eine kleine Perle für diejenigen, denen ihre Lieblinge etwas zu modern wurden.

8 / 10

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