NIGHT DEMON - Outsider


VÖ: 17.03.2023
(Century Media)

Style: Heavy Metal/NWOTHM

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NIGHT DEMON

NIGHT DEMON gehören zu den sicheren Konstanten, auf dem klassischen Heavy Metalsektor, die kein wirklich schlechtes Tronträgerprodukt unabhängig ob Album oder EP liefern. Alles hat Fluß, Linie, Rhythmus und Struktur. Ein ungewöhnlicher weise per Piano beginnendes Intro leitet den zugleich Albumtitel darstellenden Auftaktsong 'Outsider' ein, ehe es bittersüß mit mörderischer Zielgenauigkeit im bekannten Up-Tempo-Style hart und heavy rockt, rollt, groovt. Aufgelockert durch ungemein kraftvollen jeder Schwermutcombo auf dem Epic Doomsektor hervorragend zu Gesicht stehendern Brückenpart, ehe bis zum Schluß massiv Gitarren röhren, vom knallenden Schlagzeug vorangepeitscht die Nummer beendet wird. Mit „Outsider“ hat das Ventura-Trio bestehend aus Sänger/Bassist Jarvis Leatherby, Drummer Dusty Squires und Gitarrist Armand John Anthony gleich mal ganz vieles richtig gemacht, „Obsidian“ folgt knackig melodisch groovend in treibenderm Kaskadenriffstil veredelt durch massig NWOBHM-Schule. Auf die beiden 'O'-Hymnen folgt das erste von zwei langen emotionsgepeitschten über sechs Minuten flotte Beats mit zurückgefahrenen Tempopausen verbindenden Epen: „Beyond The Grave' drückt zwischendurch das Tempo extrem, nur um es erneut verstärkend am Ende gedämpft leise auszuklingen. „Rebirth“ mutet mit verschlepptem zweiten Part gewöhnungsbedürftig an und bleibt es aller typischen NIGHT DEMON-Trademarks zum Trotz, was beim Ventura-Trio NIGHT DEMON selten vorkommt - versinkt dieser Track nur im mittleren Durchschnittsbereich ist jedoch als Nahtstelle für die Konzept und Geschichte unverzichtbar. Konzept? Geschichte? Ihr habt euch nicht verlesen. Obacht! Hinter diesem zunächst normal wirkenden Heavy Metal Output verbirgt sich ein Konzept, - das auch für das begnadete Ventura-Trio eine gewaltige Herausforderung darstellt. Gesprochene Textpassen sind für solche Konzeptalben unentbehrlich.

Worum geht es in dieser möglicherweise von H. P. Lovecraft oder Steven King inspirierten Geschichte (?) deren Inhalt mitunter auch einiges Sci-Fi-Odeur entströmt. Hauptdarsteller in der Konzeptschichte ist der Totengräber Johnny. Er wird von Finsteren Gestalten in das Schattenreich entführt. Darin präsentiert sich ihm eine Bizarre Parallelewelt, die seiner eigenen nicht unähnlich um einiges düsterer ist. Die ihn umgebenden Menschen wirken zwar familiär doch bleiben sie ihm fremd und sind von todbringend morbiden Gelüsten regelrecht bessessen. Ausgerechnet sein bester Freund Evan will Johnny am Ende töten, ehe Johnny sich ihm entgegenstellt und ein finsteres Geheimnis enthüllt, womit ein heftiges Horrorfinale geschaffen wurde, das Platz fürs Nachfolgealbum lässt. Ob es bei diesem einen Konzept bleibt? Diese Frage mögen allein Shouter/Bassist Jarvis Leatherby, Drummer Dusty Squires und Gitarrist Armand John Anthony beantworten... die Alltägliche Sphäre verknüpft sich mit der Sphäre des Makabren und Nichtmenschlichen, dessen Inhalt sich mehr und mehr der Gesellschaft entrückt. Was ist Realität? Was ist Phantasie?

Wer tatsächlich glaubt, NIGHT DEMON würden ihr Kultalbendoppel „Curse Of The Damned“/“Darkness Remains“ 1:1 kopieren, liegt falsch. Richtig ist, dass in 'Outsider' alle Stärken beider Alben kombiniert zusammenfließen, um dennoch so typisch NIGHT DEMON zu sein, wie es NIGHT DEMON im Grunde genommen eigentlich nur sein können. Im Coverartwork liegt wieder eine Botschaft versteckt: Nicht alles, was dem Licht entspringt, ist gut und hell, es kann auch dunkel und bösartig sein und umgekehrt... beides gehört zusammen. Inhaltlich könnte damit etwa eine Art Dr. Jekyll and Mr. Hyde-Syndrom der in sich selbst zwiegespaltenen Person gemeint sein, - Ich bin Du-aber-Du bist Ich!

Im bereits vom start Weg mächtig auf's Tempo drückenden durch Armand's flexible Leadgitarrenarbeit imponierenden starke IRON MAIDEN-Funken versprühenden Feger „Escape From Beyond“ findet sich wieder ein weder Dramaturgie noch Melodie vermissen lassender Faustreck-Livehymnen-Hochkaräter, der mitsamt heroisch Geschwindigkeitsreduziertem Part sicheren Einlass in künftige Live-Sets vom begnadeten Ventura Trio findet. Bei der gediegen melancholisch einsteigenden im spannenden Schlußfinale gipfelnden Powerballade „A Wake“ schält sich massenhaft Gänsepelle heraus. Das zweite sogar fast siebeneinhalb Minuten beanspruchende Mini-Epos „The Wrath“ beginnt abermals Balladesk, weitet sich spätestens ab Halbzeit, wenn gelopperende Riffs und 'Curse of The Damned/ Darkness Remains'-Speedfaible einsetzen, zur packenden Tempoattacke aus.

Was auffällt ist das Jarvis' kraftvoller Klartongesang mehr Raum bekommt, das mag im ersten Moment gewöhnungsbedürftig wirken, doch erfüllt es völlig seinen Zweck, zumal theatralische Parts mehr als ohnehin unterstrichen werden. Der flotte Powerspeed-Groovemasher „The Last Day“ geht als lukrativer Extrabonus durch.

Drei Alben, drei Treffer das gelingt nicht allzuvielen Bands, bei NIGHT DEMON war es absehbar, womit die tolle 9er-Serie des Ventura-Trios ungefährdet hält. Die verkürzte Spielzeitlänge von 34 Minuten juckt darüberhinaus nicht im geringsten, weil das Album durch seinen dramaturgisch fesselnden Inhalt länge wirkt als es ist, somit volle Aufmerksamkeit verlangt, die sich mit jeder weiteren Umdrehung lohnt.

Fazit: Kompliment, für die Herren Leatherby/Squires/Anthony. So werden dichte Wegstrecken asphaltiert, die den klassischen Oldschool-Metal mit geballter Kraft, Theatralik Impuls, Griffigkeit, Melodievielfalt und Powerdynamik pflastern. - Hervorragend! 9/10

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