MARC BROUSSARD - S.O.S. 4: Blues For Your Soul

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VÖ: 03.03.2023
(KTBA Records)

Genre: Blues/Soul

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MARC BROUSSARD

Es gibt sie noch, die Künstler im Soul – und R´n´B-Bereich, die nicht komplett auf Überproduktion, Komprimierung und synthetische Sounds setzen. Ohne Rücksicht in den Billboard Charts eher die hinteren Plätze zu belegen folgt der Mann seinem Gefühl. Darüber hinaus ist er karitativ sehr engagiert, seine S.O.S-Albumreihe unterstützt benachteiligte Jugendliche. Für den vierten Teil wollte MARC BROUSSARD mehr Blues einbringen und fragte deswegen beim Szeneführer JOE BONAMASSA nach Unterstützung. Da dieser mit seinem Kumpel Josh Smith immer wieder Scheiben für andere Künstler produziert, machte er ihn kurzerhand zu seinem nächsten Projekt, aus dem „Blues For Your Soul“ entstand.

Nachdem die beiden Cracks die aktuelle Langrille von JOANNE SHAW TAYLOR etwas arg in kommerzielle Gefilde haben abdriften lassen, gelingt es ihnen hier wieder das ursprüngliche Feeling einzufangen. So ein tiefes Feeling hat man in dem Genre schon lange nicht mehr vernehmen dürfen, ehrlich und authentisch. Dazu passt auch die zwar voluminöse, dennoch erdige Produktion, welche man von den beiden gewohnt ist. Zieht man die Soul-Coverscheibe von BRUCE SPRINGSTEEN als Vergleich heran, so klingt das hier deutlich differenzierter und wärmer.

Dabei nimmt sich Broussard hier Bluessongs vor und interpretiert sie auf seine Art. Wobei er auf seine Stimme setzen kann, hinter der man kaum einen weißen Mann vermuten würde, tief in der Tonlage, unglaublich ausdrucksstark und mit viel Schmelz. Am besten nachzuhören in dem ruhigen „Love, The Time Is Now“, wo er den beseelten Crooner gibt.
Er vermag ebenso opulent zu arrangieren wie auch reduziert, etwa bei „Cuttin´ In“ aus der Feder von JOHNNY „GUITAR“ WATSON, das von spärlichen Licks und zurückhaltendem Honky Tonk über dezente Streicherteppiche geführt wird. Der von BOBBY BLUE BLANDS komponierte Opener sieht hingegen mächtige Bläsersätze zu den schweren Riffs.

Wunderbar wie er es vermag beide Welten zu vermischen, wobei da schon seit jeder Berührungspunkte bestanden. Wenn mehr Dampf im Kessel ist, vermag er ebenso eine gute Figur zu machen, gerade wenn der „Empire State Express“ von SON HOUSE ins Rollen kommt. Tief im Delta hinterlässt er mit der HOWLIN´ WOLF-Nummer „I Asked For Water“ seine Spuren. Schwere halbakustische Gitarren schwirren umher, werden von der Harmonika umgarnt, dazu mischt JJ GREY noch mit, einer der vielen Gäste auf dem Album. Die schwermütige Atmosphäre wird von „Dreamer“ überboten, welches an die getragenen Stücke von Bonamassa erinnert, und eher vom E-Piano begleitet wird.

Jene Stimmung kann er in die einzige Eigenkomposition überführen, der Schlussakkord braucht hinter den Standards nicht zurück zu stehen. Dazu breitet sich der Refrain mit weiblichen Backgroundchören weit aus und der gute Joe begeistert im Solo. Mehr Bläser gibt es in der Single „That´s What Love Will Make You Do“, einem Klassiker von LITTLE MILTON.
Hier streckt Broussard seine Fühler zusätzlich in Richtung Funk und Jazz aus, bringt ein breites Spektrum auf „S.O.S. 4: Blues Four Your Soul“, wie man es von den Kollaborationen seines Teams gewohnt ist. Bleibt nur zu hoffen, dass er mit diesem großartigen Werk den verdienten Erfolg einfährt, den kommerzielle Genrekollegen haben, nicht nur weil dann mehr Geld in die richtigen Bahnen fließt.

8 / 10