BOPPIN´ B. - Saxbomb
VÖ: 02.12.2022
(Financial Disaster Rec./TheOrchard(Membran)/Bertus)
Genre: Rockabilly
Homepage:
BOPPIN´ B.
Seit fast vierzig Jahre sind die Aschaffenburger im Zeichen des Rockabilly unterwegs. Coverten sie anfangs noch bekannte Standards, so setzten sie später immer mehr auf Eigenkompositionen. Auch das Bearbeiten genrefremder Hits wurde ihr Markenzeichen, als SASHA ebenfalls einen auf Rockabilly machte und mit BOPPIN´ B. tourte stieg deren Popularität, zudem nahmen sie ein ganzes Album mit Liedern des Pop-Schnulzensängers auf. Mittlerweile profitieren sie weniger von jeder Zeit als vielmehr von ihrer Reputation als Livemacht. Umso schwerer fiel ihnen die Corona-Pause, nun sind sie mit „Saxbomb“ zurück.
Der Name dürfte vielen bekannt vorkommen und tatsächlich befindet sich eine Bearbeitung des TOM JONES-Songs auf der Scheibe. Dabei wären ihnen frühere Titel des Barden näher gewesen als dessen Neunziger-Comeback. Das Thema Saxophon ist ein Großes auf dem Album, so groß, dass auf dem Artwork eine Sexbombe darin Platz findet. Auch musikalisch ist das Instrument sehr präsent, führt quasi alle Songs.
Das hängt nicht nur damit zusammen, dass Frank Seefeldt nur noch für Auftritte am Wochenende zur Verfügung steht, und sonst von Sven Garrecht und Gregor Obermeier vertreten wird, sondern ist Konzept des Albums. Die meisten Stücke wie schon die eröffnende Bandhymne vom 1989er Debüt stammen von früheren Alben und wurden nun mit einer kompletten Bläserfraktion neu aufgenommen.
Dabei gerät Gitarrist Golo Sturm gehörig ins Hintertreffen und ist oft nur bei simplen Licks zu hören, selbst im Rhythmusbereich ist das Sax sehr präsent. Manches wie „Swingin´ Or Nothing“ driftet wie der Titel schon sagt in Swing-Gefilde ab. Richtig durchsetzen kann sich Sturm lediglich beim lässigen „Ridin´ On A Bullet“ und dem dezent bluesigen „She´s Gone“. Wenn es etwas tiefer geblasen wird, kann das Saxophon dann Akzente setzen und sich toll mit der Gitarre ergänzen wie beim etwas schwereren „Hot Rod Girl“, welches zudem mit coolen Backgroundgesängen zu gefallen weiß.
Am besten zu gefallen wissen BOPPIN´ B. wenn sie richtig Fahrt aufnehmen, die einfachen Grooves von Thomas Weiser Dampf im Kessel haben wie bei „Untamed Love“ oder „Jump N Stomp“. Da ist der Ska-Einfluss streckenweise auch nicht mehr weit, speziell bei „Keep It Simple“. Überraschen können die Herren mit der Ballade „Young And Free“, bei der sie ihren eigenen Werdegang besingen und ein Piano zum Einsatz kommt. Gerade weil eine gewisse Melancholie vorherrscht fällt die Nummer etwas aus dem Rahmen. Für Melancholie ist aber kein Platz, wenn die selbsternannte „Scheißkapelle“ im Frühjahr auf große Tour geht, mal sehen wie viele Bläser sie da mitnehmen.
6,5 / 10