MERRYWEATHER STARK WACKERMAN - Cosmic Affect
VÖ: 11.11.2022
(Metalville/Rough Trade)
Style: Hard Rock
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MerryweatherStark
Manche Alben kommen beinahe wie aus dem Nichts oder durch Umstände kurioser Art zu Stande. 'Cosmic Affect' hat eine Vorgeschichte, die nicht unerwähnt bleiben soll ehe die Musik für sich sprechen darf. Janne Stark und Neil Merryweather befanden sich gerade in Las Vegas und trafen Schlagzeuger John Wackerman. Daraus wurde mehr. Janne hatte versäumt, eine Gitarre mitzubringen, woraufhin er sich eine von Ex-Shrapnel Records Labelboss Mike Varney der ebenfalls Musiker ist, lieh. Da ist es vorteilhaft, wenn man solche Connections hat, kräftiges Vitamin B für ein vielschichtiges Klanguniversum, wie es die drei Herren auf 'Cosmic Affect' nach allen Regeln der Kunst zelebrieren. Das Album zeigt deutlich:Die Chemie zwischen den drei Musikern stimmte auf Anhieb, es wurde fleißig komponiert, Ideen sprudelten fließend in Hülle und Fülle. Am Ende wurde es eng mit der Zeit, doch sie schafften es noch pünktlich ihre Songs einzuspielen.
Musikalisch umkreist das Trio bestehend aus Neil Merryweather, Janne Stark und John Wackerman den 70er Hard Rock-Orbit, was sich auf Bands der Prägung DEEP PURPLE; GOLDEN EARRING, MOUNTAIN BLACKFOOT und nicht zu vergessen, ZZ-TOP (!) bezieht, die maßgeblichen Einflüsse auf 'Cosmic Affect'.
Alle Songs sprühen vor Lust, Energie, Leidenschaft, - es zeigt, dass gestandene Haudegen älteren Semesters wenn sie ungeplant spontan sich entscheiden, etwas zu unternehmen, erfolgreich sein können! Von soviel Explosivität können sich eine ganze Reihe aufstrebender Jungspundcombos mal ne Dicke Scheibe abschneiden. War nach den Aufnahmen noch alles gut, kam es im Januar 2021 zu einem schweren Schicksalsschlag für das Trio. Neil Merryweather litt an einer schweren Augenkrankheit. Am 28. Januar sprachen Janne und Neil noch darüber dass sie das Album rechtzeitig beenden könnten, wenn die Corona-Pandemie vorüber sei. Tragischerweise starb Neil Merryweather wenige Stunden später. (R.I.P!) Statt die Produktion abzubrechen, entschieden sich Janne und John in direkter Abstimmung mit Neils Lebensgefährtin Kathleen für die Fertigstellung des Zehntracklings. Dass die drei klugen Köpfe zusammentrafen, um innerhalb nur zweieinhalb Tagen ein solches Album voller erdig rockiger Songs zu komponieren, war entsprechend mehr kosmische Fügung denn Zufall, sonst wäre Album gar nicht entstanden und die Rock n' Roll-Welt um ein empfehlenswertes Rock-Scheibchen ärmer, wofür nicht zuletzt das zwischen bärbeissig, kumpelhaft und warmherzig liegende Organ des verstorbenen Neil Merryweather sorgt, dessen Organ allen Songs flexible Stimmfacetten gibt, die den kraftvollen Gitarrendrive mit jeder Silbe unterstreichen.
„Cinderman“ steigt zunächst gelungermaßen kraftvoll gediegen von bratenden Gitarrenriffs getragen ein, zur Mitte wird es theatralisch das Tempo zieht in Richtung flotter Deep Purple-Attacken tendierend, abrupt an. „Baby Put The Gun Down“ entwickelt soviel amtliches ZZ-TOP-Faible, wie es die drei Texaner im Original kaum besser hinbekommen könnten, hinzu kommen einige Stimmnuancen die bei höherer Tonlage bei näherem Hinhören an OZZY OSBOURNE erinnern, was dem Stück besonderes Flair verleiht. „Live Your Life“ schleicht sich mit groovenden Bassbeats in GOLDEN EARRING-Manier aus den Boxen, „Beautiful“ swingt so elegant lässig als stammes es selbst aus 70er-Zeiten,
„Gimme Good Lovin“ gehört zur Sorte klassischer BluesRockergüsse, wie man ihn locker nebenbei zum Relaxen hört, der veredelt von feinfühligen Leadsoli mit jedem Takt mehr an raumgreifender Substanz gewinnt. Dieser Biker-kompatible Song atmet reichlich Southern Flair wobei Neil Merryweather gesanglich irgendwo zwischen Ex-MOLLY HATCHET-Sänger Danny Joe Brown und MOTÖRHEAD-Lemmy pendelt, während der Song auf kräftigem LYNYRD SKYNYRD/MOLLY HATCHET/BLUE ÖYSTER CULT-Fundament steht. Warum Rock n' Roll-süchtig macht, zeigt „Rock n' Roll Is My Drug“ deutlich. „Whatever“ rockt verspielt bluesig zeitweise progressiv der Eindruck zwängt sich auf, neben der alt bewährten 60er/70er-Blues und Classic Hard Rock Schule wären KINGS X hier am Werk.
Bei den meisten Nummern ist die Nähe zu ZZ-TOP geradezu erdrückend, was allerdings kein Nachteil sein muss, auch wenn der Originalitätsfaktor ein wenig ins Wanken gerät. „Judgement Day“ zeigt sich dann fast überwiegend von der klassischen Bluesschiene beeinflusst, auch so mancher Anteil BLACKFOOT, MOLLY HATCHET oder DEEP PURPLE findet sicheren Unterschlupf. Passend zur Kreativen Seite des Zehntracklings wurde das Coverartwork gestaltet.
Fazit: Musik, die den Geist des klassischen Rock n' Roll, Blues und Hard Rock mit jeder Note lebt und atmet. Genreübergreifender Hard Rock auf qualitativ beeindruckendem Level. Prädikat: - Empfehlenswert! 8/10