MEGADETH - The Sick, The Dying... and The Dead!


VÖ: Bereits erschienen
(Universal Music Group)

Style: Heavy/Speed Metal

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MEGADETH

Zugebenermaßen verwundert es mich, warum dieses Album gar nicht in unserem Zine besprochen wurde (!)  - Zeit, das zu ändern. Dave Mustaine war nie ein pflegeleichter Typ, das dürfte ziemlich bekannt sein, umso mehr gehört er als Musiker und Songschreiber zu jener Sorte unverzichtbar prägender Szenegrößen, an denen kein Weg vorbei führt.

Satte Heavy/Speedkracher die urplötzlich von Midtempo auf extrem rasanten Hyperspeedmodus umschalten, haben Dave Mustaine & Co. mit „Life in Hell“ (einschließlich Düsterer Sprechpassagen), „Soldier On!“ dem rassiermesscherscharf im NWOBHM-Style riffenden mit satter Midtempopassage glänzenden zwischen Dramaturgie und Chaos hin und her gerissenen „Célebutante“ oder dem einer Kampfansage gleichkommenden Speedgschoss „We'll Be Back“ haben MEGADETH auf dem 14 Tracks beinhaltenden Langeisen genug in petto. Einen Überhit wie "Symphony Of Destruction" sollte natürlich niemand erwarten, dennoch zeigt 'The Sick, The Dying... And The Dead'  wieder deutlich Aufwärtstendenz.

Der Albumtitelsong fährt sofort aggressives Riffing mit Widerhaken zwischenzeitlich von Gespensteratmosphäre unterbrochen, ist jedoch schwer zugänglich. Danach zeigt das Qualitätslevel zunehmend mehr nach oben. Mr. Mustaine's einprägsamer Gesang hat nichts an Räudigkeit eingebüßt. Dave's brasilianischer Gitarrist Kiko Laureiro hat sich zum optimalen Gitarrenpartner an der zweiten Axt entwickelt, dessen äußerst finessenreichen Soli die Songinhalte zusätzlich bereichern. „Junkie“ outet sich als galoppierendes Riffmonster, das viel technisches Können aufblitzen lässt. Mit „Sacrifice“ sowie dem kurzen typisch Megadeth-like sich gebenden 1:20 Minuten Zwischenintro „Psychopathy“ hat sich austauschbares Material mit auf's Album geschlichen doch bleiben Ausfälle deutlich in der Unterzahl. „Killing Time“ ist fast eine Art melancholischer Epic-Groover, „Nightstalkers“ rifft brutal heavy wie zu früheren 80er-MEGADETH-Glanzzeiten. Zu den drei ultimativen Albumhighlights zählt das von Harfenklängen eröffnete „Dog's Of Tschernobyl“ - beklemmende, zeitweise epischer als es Dave Mustaine mit seiner Mannschaft hier tut, lässt sich ein solch kritisch die Tschernobyl-Katastrophe beleuchtender Song nicht umsetzen! Ein wahnsinnig intensiv sphärenlastische Intensität erzeugendes sich zum fetten Riffgroover entwickelndes „Mission To Mars“ zeigt, das Mr. Mustaine sein Faible für fesselnde Sci-Fi-Thematik nie aufgegeben hat, kalkuliert eingebauter Hintergrund-Kinderchorgesang und TV-Nachrichteneinspielungen wirken belebend. Auch die beiden als Bonus hinzugefügten fett umgesetzten Cover - „Police Truck“ von den Hardcore Punk-Urgesteinen DEAD KENNEDYS outet sich als zweieinhalb Minuten Dampfhammer mit rebellischer Attitüde, - dem sich mit der Adaption des SAMMY HAGAR-Songs - „This Planet's On Fire“ (Burn In Hell) noch ein satter passend zur aktuellen Weltsituation das Dilemma zynisch auf die Schippe nehmender Rock n' Roller anschließt.

Politische Themen kommen weniger deutlich zur Aussprache, sind rar gesät, wenngleich vorhanden. Gesanglich kommt Dave Mustaine zwar nicht an frühere extrem Hochtonlagen heran, dafür klingt sein Tonrepertoire mindestens eine Nuance tiefer, oftmals gepresst, zumal sein prägendes Organ zu den charakteristischsten gehört, welche die Metalzene hervorgebracht hat. Was bedauerlicherweise fehlt, sind fließende Klartongesangspassagen, die Mr. Mustaine früher traumhaft beherrschte, ein Manko, dass sich gemessen am Qualitätswert der Kompositionen größtenteils verschmerzen lässt. 

Fazit: Wer von stärkeren MEGADETH-Alben späterer Epoche wie „The System Has Failed“, „Endgame“ und „Dystopia“ begeistert war, dürfte dieses Album lieben. Ein deutlicher Schritt Back to the Roots... – mit vielem, was MEGADETH auszeichnet!  8/10