BRUCE SPRINGSTEEN - Only The Strong Survive

11 springsteen

VÖ: 11.11.2022
(Sony Music)

Genre: Soul

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BRUCE SPRINGSTEEN

Zwei Jahre sind seit „Letter To You“ vergangen, zu lange um die Scheibe noch auf der Tour im nächsten Jahr vorzustellen. Die Suche nach neuem Material ist nicht so einfach, weswegen der „Boss“ auf den Ansatz der „Seeger Sessions“ zurück griff und fremdes Material vertonte. Nachdem er damals Folkstandards von PETE SEEGER in seinen Stil transferierte, so wurden auf „Only The Strong Survive“ Soulklassiker im Sound von BRUCE SPRINGSTEEN neu bearbeitet. Mit Hinblick auf Songs wie „Tenth Avenue Freeze-Out“ sicher ein Einfluss des letzten echten Rockstars, der interessante Ergebnisse hervor bringen könnte.

Beim eröffnendem Titelsong halten sich die Streicher deutlich zurück, wobei die Instrumentierung generell dezent gesetzt ist. Ein paar soulige Chöre und Gitarrenleads lassen vor allem an MICHAEL KIWANUKA denken, der ja dem Soul einige Rockelemente zufügt. Im Refrain verstärken sich die Chorstimmen und bringen eine Gospelschlagseite hinein.
In Richtung des Briten gehen auch die düsterste Nummer „7 Rooms Of Gloom“, in welchem die Chöre wieder sehr getragen daher kommen und Atmosphäre versprühen. Hier ziehen Bläser am Ende das Tempo noch etwas an, was dem meist eher einfach gestrickten Kompositionen abgeht. Ein wenig aggressiver gespielt könnte man es sich als Nachfolger seiner Version von „War“ vorstellen.

Beide Titel bieten in etwa das was man erwarten konnte, der typische Sound von Springsteen scheint in ein paar Stücken durch wie etwa dem zweiten „Soul Days“. Hier hat Sam Moore einen Gastauftritt, der ja schon bei der Einführung in die Hall Of Fame an der Seite der Legende sang. Die Bläsersektion ist von der E-Street-Band geliehen und das hört man ihr direkt an, da kommen noch ein paar bluesige Licks dazu. Mehr noch hört man dies bei „Turn Back The Hands Of Time“, da funky beginnt, aber gerade wie bei den Übergängen arrangiert wird, wie die Dynamik anzieht, das ist der Stoff aus dem Sprinsteen´s Sound gegossen ist.

Seinen Input hört man ebenso in der COMMODORES-Bearbeitung „Nightshift“ heraus, seines Zeichens der größte Hit nach Lionel Ritchie. Wo das Original sehr kitschig daher kommt, gibt ihm diese Version mehr würde und Subtilität, die Rhythmusgitarre agiert sehr geschickt im Hintergrund und gesanglich wohl die besten Leistung auf dem Album.
Damit wären wir bei einer der wenigen Lieder, die ich in der ursprünglichen Version kenne, daneben nur noch „The Sun Ain´t Gonna Shine Anymore“ und „What Becomes Of The Brokenhearted“. Bei seiner Auswahl lag der Fokus schon leicht auf JERRY BUTLER, WILLIAM BELL und der FOUR TOPS, wobei mir nur der letzte Name geläufig war, bekannte Künstler sind noch die TEMPTATIONS und SUPREMES.

Nur gehören die beiden anderen Nummern, die ich bislang kannte zu denen, die allzu sehr im Kitsch versinken. „UhUh“-Chöre im Background sind zwar ein gutes stilistisches Mittel, aber wenn die Bläser in immer höhere Höhn abdriften und dann noch von den Streichern gedoppelt werden ist das eindeutig zu viel, ebenso wenn es gesanglich zu sehr in Richtung Doo-Wop geht. „When She Was My Girl“ kann selbst der Einsatz der Farfisa-Orgel nicht mehr retten. Eingespielt wurden alle Instrumente bis auf die Gitarre von Langzeitproduzent Ron Aniello. Wobei die Drums fast gar nicht stattfinden, was verwundert, welch auf den Rhythmus fixierte Musik da später entstehen sollte.

Da sind mir die entschlackten Balladen lieber, bei denen BRUCE SPRINGSTEEN sein markantes Organ besser zur Schau stellen kann. Nicht nur aufgrund des Glockenspiels würde „I Forgot To Be Your Lover“ auf einem regulären Album eine gute Figur machen. Wenn es richtig beschwingt wird, kann „Only The Strong Survive“ ebenfalls punkten. Bläser, Piano und Gitarrenlicks treiben „Don´t Play That Song“ an, die Chöre kommen euphorisch. Noch mehr elektrisierenden Gospel bietet „Do I Love You (Indeed I Do)“, bei dem man die alte weiße Holzkirche beben sieht. Licht und Schatten wechseln sich bei dem Experiment ab, die Spielfreude ist jedoch stets unüberhörbar.

7 / 10

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