THERION - Leviathan II

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VÖ: 28.10.2022
(Nuclear Blast)

Genre: Symphonic Metal

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THERION

Nach allzu opernhaften Alben und auch einigen langen Pausen da chten die Fans Christopher Johnsson hätte die Kurve wieder bekommen, als er mit „Leviathan“ ein recht metallisches Album veröffentlichte. Damit konnte er weit mehr punkten als mit dem Dreifachwerk „Beloved Antichrist“, das einfach zu abgehoben und konstruiert klang, weswegen das Zurück zu den Wurzeln folgerichtig war. Dass eineinhalb Jahre später das nächste Langeisen ins Haus steht ist ja an und für sich eine gute Sache, THERION schienen wieder kreativ zu sein. Doch nun bringen sie die nächste Trilogie auf die Schienen, „Leviatan II“ soll bald noch ein dritter Teil folgen, wobei man da eher aus dem Fundus speist.

Mutmaßungen von Resteverwertung kommen da schon auf, wie der wenig auskomponierte Ansatz des Openers „Aeon Of Maat“ zeigt. Streicher werden von simplen Riffs getragen, ein Sopran kämpft gegen Chöre an, kurze fulminante Soli schneiden herein, bevor eine männliche Metalstimme übernimmt, bevor plötzlich Schluss ist. Das Problem ist jedoch eher der wieder geringere Metalanteil und die teilweise Zerfahrenheit, weil zu viel in einen Song gepackt wurde. Gerade das mehr an Chören und Orchesterprogrammen nehmen den Gitarren Raum und Schärfe. Neben dem klanglichen Aspekt fallen die Riffs auch nicht so knackig und prägnant aus, sondern dienen eher als Untermalung.

Wenn sie sich dann mal durchsetzen atmen sie eine Schwere, die man schon länger nicht mehr von der Formation gehört hat. Jener düstere Anstrich kommt bei „Codex Gigas“ am meisten zum Tragen, bei der die Strophe von den Chören bestritten wird, bevor Thomas Vikström im Refrain los rockt. Mit solchem Songaufbau kommt man in „Lithany Of The Fallen“ dem Meisterwerk „Theli“ am nächsten. Auch hier darf Vikström mal die Führungsrolle übernehmen, während die Chöre im Refrain sehr knallig arrangiert sind. Wenn sich der Song dann weiter öffnet findet sich auch Platz für eine Orgel, die nicht nur hier interessante Farbtupfer auf das Tableau malt.

Ähnlich interessant das Akkordeon, welches aus „Midnight Star“ heraus leitet. Ein wildes Hin und Her aus unterschiedlichen Zutaten wird durch das vielleicht stärkste Stück getrieben, der Sopran duelliert sich mit Vikström, das Orchester füllt den Raum und die Chöre setzen den dunklen Kontrapunkt. Am metallischsten geht es in „Lucifuge Rofocale“ zu, bei dem die sechs Saiten munter galoppieren. Der Gesang wird von Chören begleitet, die nur phonetisch artikulieren, ohne Lyrics zu transportieren. Etwas entschlackter mit einem der wenigen Soli erinnert das getragene „Cavern Cold As Ice“ an die einstigen Weggefährte THEATRE OF TRAGEDY, wobei hier Lori Lewis zur Geltung kommt.

Was ebenso ein wenig fehlt ist ein sehr softer Titel wie er auf dem Vorgänger mit „Die Welle Der Zeit“ zu finden war. Johnsson wollte für die Trilogie den Bombast und den Metal zusammen führen, hier regiert eher der Bombast, die Extreme werden nicht ganz ausgelotet. „Alchemy Of Souls“ ist sehr atmosphärisch, die Geige und ein sanftes Solo unterstützen diese zusätzlich, doch gegen Ende wird auch hier wieder dich aufgetragen. Am ruhigsten ist direkt im Anschluss „Lunar Coloured Fields“, bei dem das Orchester viele Schwaden an einem vorbei ziehen lässt und sicher die meisten Chöre aufbietet. Zum Glück ist die Melodie präsent genug, um nicht gänzlich zu versinken, wie es auf „Beloved Antichrist“ oft geschah.

Nach dem guten ersten Teil wieder ein kleiner Rückschritt, der Druck kann nicht so aufgebaut werden, alles verschwimmt zu einem Meer, aus dem nicht genügend Akzente zu fischen sind. Vielleicht wäre eine Scheibe als Essenz besser gewesen, aber da war der Künstler Johnsson zu in seinem Korsett gefangen, das nicht nötig gewesen wäre. Natürlich will er sich weiterentwickeln, muss er auch, denn was er einst schuf ist mittlerweile Standard. Leider liefert als Songwriter nicht immer das ab, was er in der Lage ist. Früher gelang ihm das sogar im ganz extremen Bereich, was ihm den Weg geebnet hat. Mal gespannt, was der dritte Teil bringen wird, besser wäre es, sich etwas Zeit zu lassen.

6,5 / 10