TIMOR ET TREMOR - Realm Of Ashes


VÖ: Bereits erschienen
(Trollzorn)

Style:
Chattic Black Metal

Homepage:
TIMOR ET TREMOR

Sechs Jahre ließ der neue TIMOR ET TREMOR-Langdreher auf sich warten. Durfte ich bereits im Vorfeld auf das neue TIMOR ET TREMOR-Studioalbum sehr gespannt sein, dreht sich der Silberling nun im Player. Auffällig ist der professionell druckvolle, den Zeichen der Zeit angepasste Sound. TIMOR ET TREMOR bleiben sich treu und wie es sich für die Hessen gehört - stets unberechenbar. Der spätestens mit dem 2016er Drittling 'For Cold Shades' zum TROLLZORN-Label erfolgte Wechsel des Vierers trägt gewaltig Früchte. 

Erklärenderweise sei zur Band festgehalten: TIMOR ET TREMOR spielen Chattic-Black Metal aufgrund der Tatsache, dass die als Namensgeber für das Land Hessen geltenden Chattenstämme in der Heimat der aus dem Kasseler Raum kommenden Band und in vielen anderen Landstrichen des Bundeslandes Hessen ansässig waren, von denen sich der Name 'Hessen' laut geschichtswissenschaftlicher Aspekte ableitet. Der Chattische Anstrich reflektiert sich bei TIMOR ET TREMOR innerhalb der Texte. Weil die Band oft fälschlicherweise direkt dem Pagan-Genre zugeordnet wird, sei gesagt: TIMOR ET TREMOR sind - wie auf diesem Album umso deutlicher zum Tragen kommt, in diversen Stilrichtungen des Düstermetallischen Schwarzwurzel-Genres zu Hause, darunter 90er-Black Metal, Atmosphärischer Black Metal und Blackened Doom/Death-Metal, obgleich das musikalische Grundgerüst über weite Strecken atmosphärisch emotional-geprägten Schwarzheimer Anstrich besitzt. Soviel dazu, kommen wir zum Wesentlichen, der Musik.

„Mirrors And Smoke“ beginnt mit hintergründigem Donnergrollen überraschend tonnenschwer doombehaftet düstersphärisch, um bei „Voices From The Coffin“ im nahtlosen Übergang derbe den Black Metal-Knüppel auszupacken, dessen heißere Wut danach im Übergang hierzu in Melodischere Black Metalgefilde umschlägt, den Wanderer mitnimmt auf eine Reise durch Abgründe innerer Seelenwelten. Und je länger das Album rotiert, desto mehr kristallisiert sich heraus: „Realm Of Ashes“ bündelt gewissermaßen die Essenz aller drei Vorgängeralben 'My Oaken Chest', 'Upon Bleak Grey Fields' und 'For Cold Shades', deren Inhalt um bisher nie gekannte, dafür effektiv eingesetzte Ebenen vielseitiger Facetten erweitert wurde: Sprechgesang, heroische Klangfärbung, Bombast-Sphärenanteile, variable Gesangsharmonien mittels Hinzunahme von Gastsängern etc. . Alle Tracks bekommen dadurch immens Tiefe. Heroischer Bombast, treibende Aggression, Düsterheroisches Flair und ein gewaltiges Emotionsspektum kollidieren sich gegenseitig ergänzend miteinander.

Hendrik hat stimmlich eine gewaltige Weiterentwicklung vollzogen, so variabel wie auf 'Realm Of Ashes' klang sein Gesang auf keinem der Vorgängeralben, dessen sämtliche Tiefenbereiche auslotendem Organ das Kunststück gelingt, vielseitigem Emotionsfluss Ausdruck zu verleihen. „A Hundred Days Of Rain“beginnt mit drei Glockenschlägen, danach rollen schwere Gitarrenwände, und Hendriks heißeres Organ setzt ein, das in Midtempo übergehende Stück gewinnt zunehmend an Heavyness. Der Tempofaktor wird bis zur ruppigen Blastbeatattacke nach oben geschraubt, bis akustische Gitarrenklänge zum Träumen einladen, innerhalb der Folgesequenz geben schwere Gitarren verbunden mit kraftvoll heroischem Unterton qualvoller Seelenpein des gemarterten Gestalt, einschließlich abrupt düster episch Stimmung wechselndem Dark/Black Metal-Dramaturgiepart. Hendriks flexiblen Hauptgesang stützend heroischer Hintergrundklargesang gibt dem Stück enorm Tiefe. Das Achtminütige „King Of The Lost“ setzt in ähnlicher Weise auf tiefen- melancholische Sphärenlastigkeit einschließlich dazugehöriger Stimmungs- und Geschwindigkeitswechsel. „Of Wolf and Sun“ von melodischer Leadgitarre bestimmte Eingangspassage mit heroischer Tiefensprechgesangsequenz eröffnet, hat fast schon Ohrwurmcharakter. „Catharsis“ driftet zeitweise komplett den Stil austauschend in ungewohnt klassische Gothic-Darkwave Regionen, einschließlich passender Stimmlage, bis druckvolle Gitarren erneut den Härtegrad anziehen, der bereits erwähnt heroische Klargesang darf  ebensowenig fehlen. Mehr als einmal manifestieren sich Gedanken an bekannte Genrebands, doch gelingt es der Band unabhängig davon, stets ihre Eigenständigkeit zu bewahren.

Bedingt durch druckvoll kompaktes Transparentproduktionsraster kommen alle Facetten des von Anfang bis Ende packenden Achttrackers effektiv zur Geltung. Wenn ihr mich fragt, wie ein dem Stil gerecht werdendes Black Metal Album heute klingen sollte, lautet meine Antwort kurz und bündig – „so!“ 'Realm Of Ashes' gehört zu den besten Düsterheimeralben der letzten Dekade. Daran lassen das mächtig auf's Tempo drückende zwischenzeitlich in majestätisch gedämpfter Schwermut abtauchende dann abermals in dramaturgischer Epik schwelgende „The Crown Of Bones“ sowie der schleppend majestätische von packenden Gesangsharmonien, punktgenauem Drumming und kraftvoll zugleich gefühlvollen Gitarren flankierte Schlußact „Bearer Of The Accursed Sands“ ebenfalls überhaupt keinen Zweifel aufkommen. Den Opener „Mirrors and Smoke“ ausgenommen, verlangen die opulent gedehnten, im Regelfall sechs bis über neun Minuten langen Songs immens Zeit und Geduld, die es aufzuwenden wert ist, je länger 'Realm Of Ashes'  im Playerschacht rotiert. 

Verdienstvoll war auch die Arbeit von Ex-TIMOR ET TREMOR-Bassist Florian Bauer, der noch ehe er die Band verließ, um sich anderen Bands und Projekten zu widmen, seine Parts am Tieftöner einspielte, womit 'Realm Of Ashes' Ende Oktober erscheinen konnte. Gewichtig ist hierbei der Aspekt, dass es auf 'Realm Of Ashes' gelingt, verschiedene Genres zu vereinen, ohne zu sehr in einem zu verweilen, womit das bisher ausgereifteste TIMOR ET TREMOR-Studioalbum ganz weit oben in meiner Jahres Top-10 Liste steht.

Fazit: TIMOR ET TREMOR haben sich mit diesem Meisterwerk selbst übertroffen. Schwarz, tiefenmelancholisch, melodisch, heroisch, schwermutbehaftet-düster. - Hammerscheibe! 9/10

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.