SAMMY HAGAR AND THE CIRCLE - Crazy Times

10 sammyhagar

VÖ: 28.10.2022
(Universal Music)

Genre: Hard Rock

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SAMMY HAGAR

Der Mann hat so ziemlich mit allen gespielt, die Rang und Namen haben. Von den Anfängen bei MONTROSE über seine hitlastige Solokarriere bis hin zum Mitglied von VAN HALEN, um dann wieder solo weiter zu machen. Als die Karriere mit „Cosmic Universal Fashion“ einen Knick bekam, gründete er kurzerhand CHICKENFOOT, bei der wieder Michael Anthony als Bassist dabei war, nachdem dieser bei ihrem früheren gemeinsamen Arbeitgeber durch Wolfgang Van Halen ersetzt wurde. Neuestes Vehikel von SAMMY HAGAR ist THE CIRCLE, mit dem er 2019 „Space Between“ aufnahm, nun steht der Nachfolger „Crazy Times“ in den Läden.

Als Produzent hat er Dave Cobb verpflichten können, der am meisten Bekanntheit durch seine Arbeit mit RIVAL SONS erreicht hat. Wie nicht anders zu erwarten hat dieser einen postmodernen Sound gezaubert, der sowohl zeitgemäßen Ansprüchen genügt als auch zurück zu den Wurzeln geht. Im Gegensatz zu anderen Arbeiten von ihm erhält er den Eigenklang der Instrumente bei und verwässert sie nicht so psychedelisch und effektbeladen. Davon profitiert vor allem das Schlagzeug von Jason Bonham, das schön direkt auf den Punkt kommt. Im Gegensatz zu der neuen SKID ROW lässt das Klanggewand aber mehr Luft zum Atmen und drückt nicht nur nach vorne.

Schön vor allem zu hören, wie immer wieder die Klampfe Akzente setzen kann wie im ebenso melancholischen wie hymnischen Opener „Intro: The Beginning Of The End“. Dieser bekommt mit dem schleppenden Schlussakkord „Childhood´s End“ eine schöne Coda. Im längsten Titel werden ein paar Wendungen eingebaut, bevor der bekannte Refrain heraus geleitet. Zwar nach 38 Minuten recht früh, was eben daran liegt, dass die Titel ohne Schnörkel durchgezogen werden. Nicht mal ein Grammy-Gewinner wie Zweitgitarrist Vic Johnson kann sich hier in Szene setzen, ein paar Soli hätte man ihm gönnen können.

Von der Struktur hat das schon etwas von den Neunzigern, wo auch zurück zur Essenz des Rock gegangen werden sollte. Das legt auch die Produktion von Cobb nahe, gerade seine Akustikparts atmen den Retro- Charme, der zu Beginn jeder Epoche noch charmant daher kam. Dahinter werden auch einige bluesige Einflüsse verpackt, die das Genre nicht so offen ausbreiten, sondern interessant integrieren. Die frühe Alternative-Welle bediente sich ähnlicher Stilmittel, in jener Übergangszeit hätte „Crazy Times“ gut gepasst, aber auch die ersten Solowerke nach dem VAN HALEN-Abschied, welche sich auch zwischen die Zeiten setzten.

Vom Songwriting her sucht man die Inspiration woanders und beackert dabei in der knappen Zeit viele stilistische Felder. Schwer und abgehangen zieht sich „Slow Drain“ dahin, diese Lässigkeit findet sich ebenso in „You Get What You Pay For“. Während der erstgenannte Song auf Riffs setzt geht man hier mit offenen Akkorden zu Werke. Und wie SAMMY HAGAR AND THE CIRCLE die ELVIS COSTELLO-Nummer „Pump It Up“ in die Nähe eines STONES-Titels rücken unterstreicht die Coolness der Formation.
Knallige Arrangements wie sie Hagar in den Achtziger brachte finden sich in „Feed Your Head“, besonders im Chorus. Die Strophe bietet leicht kraftvollen metallisch angehauchten Blues-Stampf der frühen Neunziger. Ähnlich wenn auch mit mehr Atmosphäre ist der Titeltrack unterwegs, bei dem Bonham für einen unwiderstehlichen Groove sorgt. Noch dicker wird in „Funky Feng Shui“ gegroovt, wo der Name Programm ist. Hier könnte man sich CHICKENFOOT-Drummer Chad Smith ganz gut an den Kesseln vorstellen, dessen Stammband scheint deutlich durch.

Wo die akustischen Gitarren viel Lagerfeuer-Atmosphäre verbreiten, ist Cowboy-Romantik nicht weit. In der Tat transportiert gerade „Father Time“ schönes Westcoast-Feeling, welches durch das Talent des „Red Rocker“ für tolle Melodien noch mehr gewinnt. Damit lockert er noch die trockene Gangart auf und vereinfacht den Zugang zu seinen Kompositionen. Aus verschiedenen Welten wird ein zeitloses Werk zusammen getragen, welches das Beste des Rock kombiniert. Am Ende fragt man sich nicht, woher alles stammt, das Ergebnis fällt zeitlos aus und macht einfach richtig Spaß, die Spielfreude scheint in jedem Ton durch.

8 / 10

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