QUEENSRYCHE - Digital Noise Alliance
VÖ: 07.10.2022
(Century Media/Sony Music)
Genre: Prog Metal
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QUEENSRYCHE
Richtig Ruhe kehrte in das Line-Up der Szeneführer der Bellevue nicht ein, auch in Zeiten der Pandemie rumorte es weiter. Dabei scheint sich der Platz auf dem Drumschemel zu festigen, der bislang nur live aktive Casey Grillo ist nun auch auf dem Album zu hören, nachdem zuvor Sänger Todd LaTorre das Schlagzeug selbst eingespielt hat. Rotiert hat auch die Position des zweiten Gitarristen neben Michael Wilton, für Parker Lundgren ist nun wieder sein Vorgänger Mike Stone an Bord. Zumindest an den Reglern blieb es bei „Digital Noise Alliance“ beim Bewährten, erneut sorgte Zeuss für Produktion und Abmischung, auch wenn der ja eher in anderen Genres unterwegs ist.
Und stilistisch haben sich QUEENSRYCHE auch nicht weit vom Vorgänger „The Verdict“ weg bewegt. Da wo früher stetige Weiterentwicklung und Experimentierfreude herrschten ist jetzt trotz personellen Wechseln eine gewisse Konstanz eingekehrt. Wohlig vernehmen die Fans schon länger, dass es zurück zur erfolgreichsten und kompositorisch stärksten Phase geht. Stillstand einer progressiven Formation vorzuwerfen mag nun nicht die größte Gnade sein, aber Musiker wollen auch verkaufen und irgendwie steckte der Sound ja schon immer in jenen.
Da passt es, dass der grundlegende Einfluss wieder an Bedeutung gewinnt, die Roots wieder spürbarer werden. Schon in Anfangszeiten war der Fünfer sehr an IRON MAIDEN orientiert, nun kehren deren Leads speziell in „Chapters“ zurück“, während die Phrasierungen bei einigen Songs wie dem Opener „In Extremis“ verstärkt an Bruce Dickinson erinnern. Sich jetzt doch eher wie eine späteren Phase anzuhören, verwundert dennoch, die Einflüsse werden hier anders verarbeitet, der Fluss entspringt weniger den Riffs als den Läufen.
Diese kommen in „Sicdeth“ mehr zur Entfaltung, bei dem das Tempo am deutlichsten forciert wird. Zusätzlich befeuert durch die Drums, die schnellen simplen Beats immer wieder in eruptive Salven wechseln. Eher auf der härteren Seite steht auch das abschließende „Tormentum“, welches schon vom Titel her etwas thrashiges in sich trägt, Klänge mit denen der Frontmann auf seinem Solodreher seine Fans etwas verschreckte. In der Tat tönen die düsteren Leads zu Beginn verdächtig nach METALLICA, und auch das schwere Riffing trägt solche Züge. Was man dem ersten Solo der in seiner Gesamtheit epischen Nummer ebenso bescheinigen kann, während im zweiten mehr Melodie und Gefühl drin stecken.
Wuchtig kommt ebenso „Behind The Walls“, mit gleichsam dunkleren Zügen ausgestattet. Nur münde die atmosphärischen Riffs hier über eine getragene Bridge in den zugänglichsten Chorus von „Digital Noise Alliance“. Offener aber nicht weniger in der Bandphase verhaftet rockt „Lost In Sorrow“ munter los, der Bass verortet das Stück zwischen „Eyes Of A Stranger“ und „Jet City Woman“. In Sachen Soundeffekte versucht sich die Truppe an „Empire“-Zeiten, was „Out Of The Black“ zu Gute kommt. Und mit „Forest“ hat man endlich einen gebührenden Nachfolger für „Silent Lucidity“ geschaffen, man höre nur die Backingchöre im Refrain. Interessant hierbei der leichte New Wave-Anstrich, oder liegt die Einschätzung nur daran, dass LaTorre hier wie Gary Kemp intoniert.
Solche Sachen hat man schon auf dem konstruierten „Promised Land“ probiert, es aber nicht so authentisch hinbekommen. Dessen psychedelische Schlagseite schlägt hier in „Hold On“ durch, nicht der einzige Fingerzeig in weniger erbauliche Tage von QUEENSRYCHE. Nummern wie etwa „Nocturnal Light“ mit seinem breiten Riff tragen Züge der „Trilogie des Grauens“ in sich, vollständig abschütteln lassen sich auch diese Ideen im System nicht. Mit fortschreitenden Hördurchgängen setzen sich aber die klaren Melodien im Kopf fest, welche für den Anhänger erneut ein Fest darstellen sollten, obwohl sie auf „The Verdict“ noch zwingender waren. Wo die Besetzung nicht mehr die stabilste ist, scheint sich nun endgültig ein klarer Stil zu konsolidieren.
7,5 / 10