OZZY OSBOURNE - Patient Number 9

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VÖ: 09.09.2022
(Epic/Sony Music)

Genre: Heavy Metal

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OZZY OSBOURNE

Eigentlich rechnete niemand mehr mit einem neuen Album des Madman, zu lange waren die letzten Scheiben her und qualitativ auch recht mau. Doch mit dem Ende von BLACK SABBATH und seinen gesundheitsbedingten Tourabsagen langweilte er sich zunehmend und überraschte die Rockwelt vor zweieinhalb Jahren mit „Ordinary Man“. Bereits im Anschluss stellte er das nächste Werk in Aussicht und hielt mit der kürzesten Veröffentlichungszeitspanne seit fast vierzig Jahren Wort. An den Vorzeichen hat sich wenig geändert, nach wie vor sind ihm Konzerte aus verschiedenen Gründen nicht möglich und die Zusammenarbeit mit Andrew Watt schien ihn beflügelt zu haben.

Für Zusammenarbeiten mit OZZY OSBOURNE ist ohnehin jeder offen, und so schichte ihm jeder seine Parts zu, den er danach fragte. Zakk Wylde ist eh immer dabei, ansonsten liest sich die Liste von Mike McCready bis Eric Clapton wie ein Who is Who der Rockgeschichte, auch der kürzlich verstorbenen Taylor Hawkins ist zu hören. Für das Solo des eröffnenden Titelsong wurde Jeff Beck verpflichtet, einer von Ozzys alten Helden. Das ist herrlich abgedreht, will aber nicht so ganz zum eher atmosphärischen, achtzigeraffinen Stück passen, dessen Chorus schön knallig kommt.

Schon hier machen sich die sehr eingängigen Refrains bemerkbar, die sich durch Großteile des Albums ziehen und eine gewisse Eingängigkeit verleihen. Das gilt auch für das folgende, ansonsten eher ruppige „Immortal“. „Parasite“ macht den Anfang einer Reihe Lieder, die „Patient Number 9“ zu der OZZY-Scheibe machen, welche am dichtesten an BLACK SABBATH dran ist was ja zu Beginn der Solokarriere gar nicht der Fall war. Das liegt nicht nur daran, dass Tony Iommi an zwei Nummern mitgeschrieben und die Gitarren eingespielt hat. Die schon düstere Gangart des Vorgängers wird hier noch getoppt.

Bei den zwei Titeln mit den wiedervereinten Haudegen wird die Vergangenheit lebendig, der Einstieg von „No Escape From Now“ erinnert fast an „Planet Caravan“ bevor das Grundriff stoisch vor sich hin marschiert. Im Refrain werden akustische Klänge ausgepackt, nicht das einzige Mal auf dem Album was aber keinesfalls von der dunklen Grundstimmung abbringt. Wenn das Tempo dann anzieht, dieser Groove losrockt fühlt man sich an selige Zeiten erinnert. In „Degradation Rules“ lässt uns die Mundharmonika gar von „The Wizard“ träumen, während die Drums sich so richtig durch die Breaks rühren.

Doch nicht nur die OZZY-Ära von BLACK SABBATH stand Pate, einige Lieder hätten auch auf anderen Alben stehen können. Beispielsweise „God Only Knows“, wo die Gitarren sich tonnenschwer in die Synthesizerflächen legen. Dieser Effekt und der ebenfalls in den Eighties beheimatete Chorus lassen gar an „Headless Cross“ denken. „Nothing Feels Right“ bemüht eher die psychedelische Seite seiner alten Band und gibt sich etwas ruhiger.
Dabei waren es die zu vielen soften Songs, welche auf „Ordinary Man“ störten und hier eindeutig in der Unterzahl sind. Ganz gefeit ist man hier nicht vor ihnen, wobei sich mit „A Thousand Shades“ lediglich eine Pianoballade einschlich. „One Of Those Days“ weiß mit bluesige Anklängen zu überraschen und das sphärische „Dead And Gone“ hätte auf „Ozzmosis“ seinen Platz gefunden. Ganz großes Kino wie bei „Mr. Darkness“ plötzlich der Groove lostreibt und sich damit in die Grundessenz der Scheibe einreiht.

Das hört sich jetzt erstmal alles gut an, hat aber seine Grenzen in jener Produktion von Watt, welche der Prince Of Darkness so lobt. Da all die Teile auf der ganzen Welt verteilt eingespielt wurden, mussten sie im Studio zusammengesetzt werden. Leider passt da nicht immer alles auf den Punkt und wirkt inkohärent, unter Aufsicht in einem Studio wäre da mehr drin gewesen. Obendrein ist der Sound noch komprimierter und gewollt auf modern getrimmt als zuletzt, teilweise ist der Eingenklang stark verfälscht. Was sehr schade ist, da zumindest mit der Produktion des Vorläufers hier eine Hammerscheibe rausgekommen wäre.

7 / 10