STEVE HACKETT - Genesis Revisited Live: Seconds Out & More

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VÖ: 02.09.2022
(Inside Out/Sony Music)

Genre: Prog Rock

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STEVE HACKETT

Er ist der Gralshüter des klassischen GENESIS-Geistes. Während seine alten Kollegen mit ihrer Version die mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit letzte Runde gedreht haben, verwaltet STEVE HACKETT weiter den Nachlass seiner Zeit bei den Prog-Ikonen. Diese ist für viele Fans auch die wahre Lehre, weswegen er trotz florierender Solokarriere immer wieder darauf zurück kommt. Ein wenig wie bei IRON MAIDEN mutet das schon an, die ebenfalls zwischen Graben in den Annalen, neuen Alben und der dazugehörigen Tour pendeln. Hat er vor seinem Albendoppelschlag des letzten Jahres auf Konzerten seinen Soloklassiker „Spectral Mornings“ und das legendäre „Selling England By The Pound“ auf die Bühne gebracht, so war zuletzt die Livescheibe „Seconds Out“ dran.

Auf „Genesis Revisited Live: Seconds Out & More“ spielt er neben Stücken aus seiner eigenen Diskografie das komplette 77er Livealbum nach, was seinerzeit zu seinem Abschiedswerk wurde. Durch das Fehlen von Peter Gabriel waren die Arrangements etwas anders, was hier so übernommen wurde. Wobei sich Hackett bei der Instrumentierung ein paar Freiheiten genommen hat, ohne den Charakter zu verändern. Wenn Du aber so einen Crack wie Rob Townsend an den Blasinstrumenten hast, dann muss man ihm auch Freiräume geben. Klar brachte er die Flöten so rüber wie im Original, aber immer dann wenn er das Altsaxophon auspackte brachte er neue Klangfarben mit ein, wie bei den Improvisationen von „I Know What I Like (In Your Wardrobe)“ oder dem unvermeidlichen Finale „Los Endos“.

So öffnete er die Stücke ein bisschen, die auf der Original-Liveaufnahme straffer eingespielt wurden als bei den ursprünglichen Studioversionen. Von „Musical Box“ gab es auch hier nur die Closing Section, während nach „The Cinema Show“ das Outro „Aisle Of Plenty“ angehängt wurde. Beim erstgenannten Longtrack lässt Craig Blundell ein paar Breaks liegen, ebenso wie bei „Firth Of Fifth“. Gerade das Solo zeigt, dass STEVE HACKETT heute nicht mehr so konzentriert, sondern weicher und flüssiger spielt. „Supper´s Ready“ wird natürlich zum ganz großen Kino und Nad Sylvan überzegt abermals in der Rolle von Peter Gabriel und Phil Collins. Was etwas außen vor bleibt im klaren und druckvollen Mix ist das Publikum am Abend des 24. September 2021 in Manchester.

Die weichere Ausrichtung kommt bei den Solonummern zu Beginn vor allem „Every Day“ zugute, bei dem sich der Meister und Roger King die Bälle nur so zuspielen und den Saal schweben lassen. Obwohl sein bestes Solowerk schon beim letzten Liveoutput in Gänze dargeboten wurde, finden sich unter den fünf Songs zwei davon wieder, dazu noch „Shadow Of The Hierophant“ vom Debüt. Neben den Klassikern hatte man mit „The Devil´s Cathedral“ und „Held In The Shadows“ noch zwei Auszüge vom aktuellen „Surrender Of Silence“ im Gepäck. Gerade mit dem Arsenal, was King und Townsend auffahren hätte ich noch gerne „Shanghai To Samarkand“ gehört. Aber mit weit mehr als zwei Stunden ist das erneut ein Rundum-Wohlfühlpaket speziell für frühe GENESIS-Jünger, die ihre ewig junge Musik nie oft genug hören können.

8 / 10