BLIND GUARDIAN - The God Machine
VÖ: 02.09.2022
(Nuclear Blast Records)
Style: (Bombast) Heavy/Power Metal
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BLIND GUARDIAN
Puuuh! Leicht macht es mir die neue BLIND GUARDIAN erneut nicht, was nun keineswegs an heftigen Speedattacken, klassischen Power Metalparts einschließlich traumhafter Leadsoli, kompakten Riffs und treibenden Rhythmen der virtuosen Gitarrenfraktion Siepen/Olbrich liegt. Vorzüge, die BLIND GUARDIAN schon immer auszeichneten, ebenso der schrittweise aufgebaute durchaus unter die Haut Spannungsfaktor von Fegern wie „Damnation“, von immensem Theatralikfaktor umgarnte Highlights der Prägung „Secrets Of The American Gods“ oder „Violent Shadows“ wo Geschwindigkeitsdrosselnde Parts das Spannungsmoment erhöhen, dazu Hansis gut geölten Theatralik-Gesang unterstützende Backgroundchoräle, zu „Life Beyond The Spheres“ bekommt Hansi weibliche Gesangsunterstützung, wobei soviel Bombast schon erdrückend wirkt. Schade, dass Hansi's rauere Seite im Gesang seltener hervortritt, dennoch klingt sein Organ ungemein stark wie zur gehaltvollen 90er-Jahre BLIND GUARDIAN-Ära in den Höhen, woran die Entlastung am Bass gewaltig Anteil trägt. Seit letztem Jahr erledigt Johan van Stratum der sonst hauptamtlich bei den holländischen Progressive Metallern VUUR aktiv mitwirkt, den Job am Langholz. Gemeinsam mit Schlagzeuger Jakob Ehmke bildet er eine sichere Rhythmusabteilung wodurch Hansi's Gesang merklich entspannter um nicht zu sagen freier klingt. Einige Grundschemata beginnen sich vermehrt zu ähneln, wodurch es manchmal auch etwas langatmig wird. Bis auf zwei Punkte, auf die später noch eingegangen wird, gibt es nicht allzuviel zu bekritteln. Wer trotz 'The God Machine' immer noch meint, BLIND GUARDIAN würden völlig anders klingen als früher, kennt die Klassikeralben der Krefelder Bombast-Power Metalschmiede nicht, hat sie viel zu lange im Schrank verstauben lassen oder sich die magischen Fantasy-Eben im Herr der Ringe Stil nie mit dem dazu erforderlichen Quantum an Leidenschaft zu Gemüte geführt.
Das schon immer vorhandene Faible für raumgreifende Songs ist weitgehend vorhanden, allerdings wirken manche Songpassagen bei „Architects of Doom“ phasenweise aufgesetzt, wo bleibt der solch einen Titel Rechnung tragende Düsterfaktor? „Let It Be No More“ tendiert fast ein wenig in Richtung Herr Der Ringe-Arrangements, was dem Song einschließlich Text enorm Tiefe verleiht. „Blood Of The Elves“ kommt als gewaltig opulentes Theatralikmonster nach bewährter BLIND GUARDIAN-Rezeptur einschließlich variabler gelegentlich tiefgesungener Backingvocals daher ohne Spannungsfaktor vermissen zu lassen.
Der sich durchs gesamte Album ziehende seltsam künstlich wirkende Drumsound geht handwerklich sauberer und sicherer Arbeit zum Trotz öfters auf den Keks. Über die Optik der Coverartworkgestaltung darf sich bezeichnenderweise fürstlich gestritten werden, BLIND GUARDIAN hatten tatsächlich schon viel schönere. In Sachen musikalischer Inhalt bleibt zu attestieren: Gegenüber den schwächeren Vorgängeralben zeigt 'The God Machine' überraschend erkennbar deutliche Tendenz nach oben. So stark hätte ich das neue BLIND GUARDIAN-Album nicht erwartet.
Fazit: BLIND GUARDIAN haben 80 % alter Qualität zurückgewonnen, pendeln sich wieder dort ein, wo ihre besten Fähigkeiten liegen. Bombast Heavy/Power Metal klassischer Schule nach bewährter BLIND GUARDIAN-Rezeptur. - Toll! 8/10