H.E.A.T - Force Majeure

08 heat

VÖ: 05.08.2022
(EAR Music)

Genre: Hair Metal

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H.E.A.T

In der Pandemiezeit hat es ordentlich gekracht im Gebölk der Schweden, nicht nur weil die ausgemachte Bühnenband zwei Jahre mit neuem Album pausieren musste. Dabei war „II“ ein toller Rückschritt zu den härteren Werken nach dem überproduzierten „Into The Great Unknown“. Warum nun Erik Grönwall die Band verließ, wo er doch noch freundschaftlich mit ihnen verbunden ist, ist immer noch nicht ganz klar. Auf sein kommendes Album mit seinem neuen Brötchengeber SKID ROW darf man sich schon jetzt freuen. Ebenso über den Einstieg von Originalvokalist Kenny Leckremo bei H.E.A.T, der sich bei den ersten Gigs schon auszahlte. Obwohl man mit dem Vorgänger noch nicht getourt ist, war „Force Majeure“ vor der Konzertreise eingetütet und wird nun veröffentlicht.

Irgendwie müssen Musiker sich die Zeit vertreiben, immer schön zu sehen, wenn neues Material kreiert wird, wo doch zuletzt Coveralben hoch im Kurs standen. Leckremo glaubt wohl an eine höhere Macht, die ihn zur Band zurück brachte, weswegen er voller Tatendrang war. Die metallische Schiene des Vorgängers wurde insgesamt nicht weiter befahren, womöglich hatte man die melodischeren Frühwerke im Sinn. Wenn dann aber einmal in „Demon Eyes“ hingelangt wird, drücken die Fünf das Gaspedal mehr durch als je zuvor in ihrer Geschichte. Die DoubleBass mahlt unentwegt, Dave Dalone zockt auf Angriff, solche Läufe sind eher selten bei ihm, aber RAINBOW sind nicht die schlechteste Referenz.

In der Gesamtbetrachtung fällt die Nummer aber schon aus dem Rahmen, denn einen Schwenk zurück zum umstrittenen Album ist nicht von der Hand zu weisen. Die flirrenden Leads zum Einstieg weisen nicht die Kanten auf wie zuletzt, die Harmonien mit den Synths wirken etwas poliert. Natürlich bei weitem nicht so stark wie auf „Into The Great Unknown“, doch der stampfende Refrain wird in anderen Stücken noch weniger kernig präsentiert. „Hollywood“ beginnt mit rockigem Drive, lässt dann aber die knalligen Arrangements vermissen.
Gerade im Chorus ist das künstlich klingende Schlagzeug derart auf Disco getrimmt, dass einem BEAST IN BLACK und Konsorten in den Sinn kommen. Noch poppiger biegt das anfangs vielversprechende „Not For Sale“ um die Ecke. Hier sind die Gitarren etwas ruppiger, aber die Melodieführung nahe am Pop, die Synthesizer sehr präsent, was die Nummer insgesamt etwas ziellos gestaltet. Und „Paramount“ ist nun wirklich die Schunkelfanfare vor dem Herrn, so etwas bringen nicht einmal FREEDOM CALL zustande.

Was „Force Majeure“ rettet ist ausgerechnet der noch deutlicher zu Tage tretende Vergleich mit EUROPE, dem sich wohl jede Band dieser Nation stellen muss. Zwar alles andere als neu, aber diese Verbindung aus knackigen Riffs und Orgelanklängen hat man seit „Out Of This World“ nicht mehr in der Intensität gehört. Sucht das treibende „Nationwide“ noch die Nähe zu denn allzu anbiedernden Klängen, wissen vor allem die eingestreuten Leads zu überzeugen. „Tainted Blood“ packt dann mit schweren Axtschlägen zu, welche die Drums endlich zum Donnern bringen. Vor allem wenn der gute Kenny in den Refrain einbiegt formuliert er packende Wendungen, wie sie so nur die überlebensgroßen Vorbilder zustande brachten.

Richtig klasse wird es, wenn dann bei „Hold Your Fire „noch Groove ins Spiel kommt. Wie der von den knalligen Breaks umspült wird, welche die Chöre füttern ist großes Kino. Noch kraftvoller wird der Effekt beim Rausschmeißer „Wings Of An Aeroplane“, weil jener ruhig beginnt, die Orgel Flächen ausbreitet, auf denen der Refrain abheben kann, während Crash mit seinem Spiel explodiert. Das versöhnt für ein paar schwächere Momente, obwohl das Material durchgehend Spaß macht. Die leichten Schwächen offenbaren sich bei genauerem Hinhören, der Vorgänger war trotz höherem Härtelevel griffiger. Live sollte sich das ausgleichen, die vorab gebrachten Stücke reihten sich nahtlos ein, beim nächsten Mal besser wieder einen externen Produzenten zu Rate ziehen.

7,5 / 10