MICHAEL SCHENKER GROUP - Universal
VÖ: 27.05.2022
(Atomic Fire Records)
Genre: Hard Rock
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MICHAEL SCHENKER
Seit er mit Michael im Team arbeitet läuft es bei Michael Schenker wie am Schnürchen. Auch die Pandemie konnte seinem Arbeitspensum wenig anhaben, und so dauerte es nur etwas mehr als ein Jahr bis man ein neues Werk von ihm in den Händen halten kann. Zuletzt schwächelte der Mann , was allerdings durch seinen fulminanten Liveauftritt vor drei Wochen mehr als wettgemacht wurde. Dort kamen die Songs von „Immortal“ besser zur Geltung als auf Platte, da war die Hoffnung wieder gegeben, dass er sich nicht überspielt. Für „Universal“ setzte er erneut auf mehrere Sänger, die Promophotos ziert Ronnie Romero, bei den Konzerten sang Robin McAuley, wenigstens der Rest der Truppe bleibt gleich.
Man ist versucht zu jedem Song den passendsten Sänger für die MICHAEL SCHENKER GROUP zu finden, was auch meist gelingt. Dennoch muss ich gleich vorweg schicken, dass mich Ralf Scheepers auch dieses Mal nicht voll überzeugen kann. Zwar sollte er für flottere Metal-lastige Stücke wie „Wrecking Ball“ eine ideale Besetzung sein, aber in meinen Augen harmonieren Kompositionsweise und Spiel Schenkers nicht mit seinem hohen Timbre.
Ebenfalls ein Metalshouter mit hoher Stimme ist Michael Kiske von HELLOWEEN, den man ausgerechnet für die DIO-Hommage „A King Has Gone“ ausgewählt hat. Allerdings funktioniert das hervorragend. Beim Einfall des Grundriffs muss Schenker sofort an die Idee für den Text gedacht haben, zu sehr ist das Leadthema an RAINBOW dran. Kiske sorgt mit viel Melodiegespür dafür, dass sich die schwermütig getragene Stimmung entfalten kann, und für die Hymnik des Refrains hätte man keinen besseren erwischen können.
Ungewöhnlich klingen auch andere Titel, scheinbar hat Michael Voss den Meister ein wenig aus der Komfortzone gelockt hat. Wie die Leads in „The Universe“ flirren ist ebenso näher an Blackmore denn an dem was man von Schenker gewohnt ist. Auch der Swing der getragenen Nummer ist anders als die bisherigen Klassikanleihen Schenkers. Noch weiter lehnt sich „Sad Is The Song“ aus dem Fenster, schwere Riffs, dunkle Atmosphäre und orientalische Einflüsse lassen an das großartige „Innuendo“ von QUEEN denken. Auch im Solo probiert Schenker Neues aus, diese Effekte hat man so noch nie von ihm gehört.
Das hat natürlich nicht den Irrwitz von Brian May, aber der deutsche Gitarrengott muss sich wahrlich nicht hinter ihm verstecken. Auch hier brilliert er wieder mit seinem Spiel, man hört förmlich, wie er die Finger magisch über das Griffbrett fliegen lässt. Sein Ton ist unter Millionen anderer Saitendehner klar heraus zu hören. So setzt es wieder ganz typische Nummern für ihn, sein spezieller Groove wird immer da sein. Jenen zurückhaltenden Galopp wie in „Under Attack“ weiß nur einer so zu reiten. Noch mehr Trademark ist „Long Long Road“, wenn er diese verdrehten Riffs im Up-Tempo mühelos raus haut.
Was beide Songs auszeichnet sind ebenso prägnante Refrains, die hymnisch aufbrausen. Ist das Material mit seiner Verspieltheit eher an die ersten drei MSG-Alben angelegt, so erwecken die großen Melodien eher wieder die McAuley-Ära. Somit wird hier das Beste aus beiden Welten kombiniert. Hatte ich befürchtet, dass mit dem hohen Output die Qualität leidet, werde ich Lügen gestraft und habe hier wohl das stärkste Werk seit jener Zeit mit dem Sänger der letzten Tour vorliegen.
Michael Voss hat in die Produktion mehr Druck packen können, fängt die beiden Grundpfeiler Gitarrenarbeit und Melodievielfalt gut ein. Für zusätzliche Nuancen sorgt niemand Geringeres als der frühere RAINBOW-Keyboarder Tony Carey, welcher der Hommage mit „Calling Ball“ ein Solo voran stellt. Im Prinzip beantworten die beiden Bonustracks die Frage nach der Qualität alleine, denn solche Kompositionen bekommen die meisten nicht für ihre reguläre Tracklist hin. „Fighter“ hätte mit seinen treibenden Flächen und fanfarenhaften Chorus sogar eine Single abgegeben.
8 / 10