MARIUSZ DUDA - The Lockdown Trilogy

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VÖ: 20.05.2022
(KScope/Edel)

Genre: 70er Elektronik

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MARIUSZ DUDA

Eigentlich wollten RIVERSIDE nach der festen Hinzunahme von Gitarrist Maceij Melller wieder voll durchstarten, doch dann kam die Pandemie. Nachdem Mastermind MARIUSZ DUDA mit dem LUNATIC SOUL-Werk „Through Shaded Woods“ eine weitere Vision umgesetzt hat, erinnerte er sich einer weiteren von ihm favorisierten Spielart. In seiner Jugend hörte er viel elektronische Musik aus den Siebzigern, versuchte alleine in seinem Zimmer ähnliches zu kreieren. Und genau das tat er jetzt wieder, indem er die verordnete Isolation in rein elektronischen Songs thematisierte. Drei Alben wurden online veröffentlicht, nun gibt es die gesamten Werke aus der Zeit als „Lockdown Trilogy“, welche noch eine vierte Bonus-EP beinhaltet.

Dabei sind solche Klänge auf den Spuren des kürzlich verstorbenen VANGELIS, JEAN-MICHEL JARRE oder TANGERINE DREAM nicht neu in seinem Schaffen. Schon mit seiner Hauptformation hat der Pole immer wieder derartige Tracks als Bonusmaterial eingespielt und diese später als „Eye Of The Soundscape“ veröffentlicht. Jede der Scheiben trägt einen eigenen Namen, angefangen mit „Lockdown Spaces“. Schon die blubbernden Sequenzer des Openers „Isolated“ verraten ihre Einflüsse, zu denen immer wieder Synthesizerschwaden vorbei ziehen. Die tiefe Atmosphäre wird durch die klugen Arrangements verstärkt, die Motive mäandern ineinander über, tauchen ebenso nahtlos auf wie sie wieder in den Klangwolken verschwinden.

Das findet sich auch in „Bricks“, welches an Filmsoundtracks von GIORGIO MORODER oder JOHN CARPENTER erinnert. Ganz großartig ist auch „Thought Invaders“ arrangiert, dass sich immer mehr steigert. In ein paar Stücke integriert Duda auch seinen sphärischen Gesang, jedoch komplett ohne Lyrik, sondern nur als zusätzliches Klanginstrument. Dazu nimmt er bei ein paar Sachen wie „Unboxing Hope“ seinen markanten Bass in die Hand. Am beatlastigsten ist der Titelsong, in dem viele gesprochene Passagen auftauchen. Die Elektronik geht aber nie zu weit, um den Fluss zu zerstören.

Jene Gefahr läuft der zweite Rundling schon eher, wo die rhythmische Komponente stärker im Fokus steht. Interessant sind auf alle Fälle die Klangfärbungen der Beats, die womöglich nicht aus dem Synthesizer kommen und sich eher anhören, als wären sie mit Werkzeug oder anderen Gegenständen erzeugt und dann eingesamplet worden. Vorhanden sind die Flächen immer noch, sie umkreisen die Beats aber weiter draußen. Da passt ein Songtitel wie „I Landed On Mars“ ideal zum sicherlich schwebendsten Stück von „Claustrophobic Universe“. Gegen Ende versucht sich der gute Mariusz an Pianolinien, welche sich in die percussive Atmosphäre eingliedern.

Auf der dritten Scheibe wird deren Anteil sogar noch erhöht, wie schon das eröffnende „Racing Thoughts“ hören lässt. Es kommt auch wieder alles mehr zum Fließen, das Gespenstische des zweiten Parts ist weiterhin vorhanden. So verwundert es wenig, dass man bei „Prisoner“ öfter an den Soundtrack von „Akte X“ denken muss, die Art wie die Klangwolken vorbei getragen werden hat diese unheimliche Tiefe. „Dream Of Calm“ wirkt fast schon meditativ und stellt den ruhigsten Song des gesamten Pakets. Meditativ tönt auch sein der verhallte Gesang von „How To Overcome Crisis“, ein Titel der Hoffnung weckt.

Hoffnung, welche sich sowohl auf Erden als auch in „Lockdown Trilogy“ erfüllte. Die Bonus-EP trägt den vielsagenden Titel „Let´s Meet Outside“, der im Gegensatz zu den Titeln der drei anderen Tonträgern klein geschrieben wird. Tatsächlich klingen die Lieder darauf offener und positiver als zuvor. Als ginge man durch einen Gang ins Licht führt „It Started With All This“ herüber. Der Titeltrack der EP weiß den Bass und schöne Flächen geschickt zu verknüpfen.
MARIUSZ DUDA gelingt es den Geist einer vergangenen Epoche einzufangen, als es bei elektronischer Musik noch um das Schaffen von Atmosphäre ging und nicht nur um möglichst tanzbare Beats. Größter Verdienst dieser Sammlung ist es jedoch die Enge und Unsicherheit der letzten zwei Jahre authentisch abzubilden. Für Fans der genannten Künstler eine zeitgenössische Anschaffung, die unbedingt getätigt werden muss, der Pole hat erneut gezeigt, dass ihm beim Malen dunkler Klanggemälde niemand etwas vorzumachen weiß.

8 / 10