THE HERETIC ORDER - III
VÖ: 27.05.2022
(Massacre Records)
Style: Okkult Heavy Metal
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THE HERETIC ORDER
Statt Grabstein umschlingender Schlangen, nackt ums Feuer tanzender Frauen, fanatischer, grimmig entschlossen dreinblickender Ritualisten in Roben, während eine feuer umhüllte Dämonengestalt aus der Gruft emporsteigt, wie auf dem 2018er Vorgängerrelease 'All Hail The Order' gibt sich das Coverartwork zum aktuellen THE HERETIC ORDER-Studioalbum, das mit schlichtem umso vielsagenderen Titel geschrieben in römischer Ziffer 'III' versehen wurde, auf den ersten Blick befremdlich und wirkt bezogen auf die aktuelle Weltsituation bedrohlich. Englands Satansbraten sind zurück, gehen jedoch weniger mystisch dafür zielstrebig direkt zur Sache, was gleich im Einstiegsinferno „Children Of The Sun“ geschieht, öffnen erneut die Pforten zur Unterwelt, der Hölle. Mit hingebungsvoller Passion schmettern harte Gitarrenwände, flirrende Leads, kraftvolle Drums von eine von düsterer Atmosphäre mitsamt dazugehöriger Lyrik begleitete schwarze Messe für den Fürsten der Finsternis. Im Rahmen dieser Zeremonie wird reichlich okkultgestank verbreitendes Gruftschwefelodeur absondert. Fieser bekommen selbst gestandene Black Metalbands eine solche Stimmung kaum hin.
Etwas an mancher Stelle versprühtes KING DIAMOND-Grabnebelparfüm zeigt, wer zum Teil als Inspirationsquelle Pate jedoch keineswegs durchweg stand, dabei mischen sich noch andere Komponenten im Sound von THE HERETIC ORDER. Zwischendurch kommt bei einem Groover wie „King Of The Damned“ immer mal satanischer Hintergrundbombast durch. Der Versuch von Lord Ragnar, stimmlich exzessiv in den Black Metalbereich vorzu klingen, um sich in heißerem Gekrächze zu verlieren, ist zugegebenermaßen sehr gewöhnungsbedürftig, weshalb es nicht weiter verwundert, dass sich viele an dem bizarren Organ des THE HERETIC ORDER-Frontsängers stoßen, die im Regelfall klare Linie bevorzugen. Ein solch vielseitig zwischen heißerkehligen Shouts, beschwörendem Klarton, harrscher Tieftonlage, Horrormässigem Stimmbandtimbre und noch so manch anderer Zutaten variierender Stimmfrequenzbereich lässt sich schwer eingrenzen. Genau das ist es aber, was den ungeheuren Reiz derart unorthodoxer Stimmbandquälerei ausmacht. Was auf den ersten Blick wie ein misslungener Gesangsversuch auf dem garstigen Knüppel-Black Metalsektor erscheint, klingt bei genauerem Hinhören bezüglich Songmaterial wie „King Of The Damned“ oder „Dark Shadows“ mehr wie eine Mischung aus Steve Silvester (DEATH SS) und Peter Tägtgren (HYPOCRISY), wobei diese Kreuzung nur bedingt zutrifft.
Flankiert von Filigraner Leadsoliarbeit mit bedrohlichem Unterton, wummdernden Riffs, deftigem Schlagzeugpunch, wirken THE HERETIC ORDER ausgereifter denn je. Knarrzig drückende Riffs, verbunden mit Horrormelodien hat die Gitarrenfraktion Lord Ragnar/Count La Vey zur Genüge auf der Pfanne, angetrieben von Bassist Rotted Skull und dem wie bessessen peitschend klöppelnden Dr. Pain hinterm Schlagzeug als schreddernde Rhythmufraktion. „Burn This World“ geht als rotzräudig-dreckige Mischung zwischen KING DIAMOND, ONSLAUGHT, DEATH SS und CRADLE OF FILTH durch, nur um am Ende überraschend medieval auszuklingen, „The Conjurer“ wirkt wie ein wilder Bastard aus KING DIAMOND, (ganz frühen) METALLICA, ONSLAUGHT, EXODUS und thrashlastigen MEGADETH mit Diabolischer Gesangsfacette. Der optimal ins schaurige Horrorkleid gewickelte MOTÖRHEAD-Stampfer 'Deaf Forever' kommt mit jedem Wort intensiv zur Geltung, dabei verdammt authentisch nahe heran, was man sich unter dem alles andere als freundlich-romantischen oft durch Filme und Mittelaltermärkte fälschlicherweise verklärten Wikingerzeitalter vorzustellen hat! Vorbildlicher lässt sich diese Thematik gar nicht mehr umsetzen. Hand auf's Herz und ganz ehrlich: Welcher Metalhead hat beim Abspielen des MOTÖRHEAD-Originals wenn 'Deaf Forever' zum ersten Mal in die Ohren dröhnt, ausgerechnet solche Bilder im Kopf ? Die Gedankenfokus kreist bei solch einem reißerischen Titel um Lautstärke & Rebellion verbunden mit Gesellschaftkritik.
Ihre besten Pfeile im Köcher haben THE HERETIC ORDER nicht mit den schnellsten Stückenm sondern variabel zwischen Midtempo und heftiger Tempoausbrüche umschaltenden Growern Marke „Children Of The Sun“, in schleppender Atmoshphärendichte gehüllte blackmetallisch angehauchte Doom-Hämmer wie „Spiders“ oder „Spirits Of The Night, deren Intensität das Level von Topdoomkapellen andeutungsweise streift oder „Invictus“, - ein dramaturgisches Höllenfeuerwerk, ehe der Voodoo-Epilog für schaurigen Ausklang sorgt... Das Höllenfeuer brennt weiter – the HERETIC ORDER entfachen dessen Flamme neu. Eine opulente merklich weiter entwickelt gereifte Höllenschau mit effektiv eingestreutem Okkult-Bombastflair, die beide Vorgängeralben übertrifft.
Fazit: Ausgeklügelt-bizarres, raffiniert vielseitiges Düsterdiabolic-Okkultmetal-Gebräu hochexplosiven Inhalts! 8/10