BLUES PILLS - Lady In Gold

07 bluespills

VÖ: 05.08.2016
(Nuclear Blast Records)

Style: Psychedelic/Hippie/Soul/Blues-Rock

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BLUES PILLS

Auf dieses Album durfte die treue Fangemeinde der BLUES PILLS schon lange warten. Das, was noch auf dem für mich ein wenig enttäuschend ausgefallenen Debüt fehlte, wird vom amerikanisch-schwedisch-französischen Quartett auf „Lady in Gold“ nun konsequent in die Tat umgesetzt. Ein erdiger, leicht verwaschen wärmerer Sound bringt die virtuos ausdrucksstarke Röhre von Sängerin Elin zur vollen Entfaltung; Orgel, Schlagzeug und Gitarren wurden gesundermaßen etwas mehr in den Hintergrund gemischt. Glänzten die beiden Demos durch kantig raue Widerhaken, sind sie nun wieder vorhanden, Elin Larsson (Gesang), Dorian Sorriaux (Gitarre), Zack Anderson (Bass) und André Kvarnström (Schlagzeug) agieren erneut als bestens aufeinander abgestimmte, hochqualitativ künstlerisch in sich gewachsene wesentlich gereiftere Einheit. Das bisherige Spektrum klassischer Blues, Rock, Hardrock und Psychedelic-Klänge präsentiert sich auf dieser Scheibe ungewöhnlich verändert. Die Rock- und Blues Anteile sind zwar immer noch vorhanden, dafür jedoch verstärkt in den Hintergrund gerückt, während psychedlische und soulige Anteile mehr in den Vordergrund getreten sind, was an mancher Stelle ein wenig zu lasten des Härtefaktors geht. Dorian Sorriaux' auf dem Debüt prägnanter wirkendes Gitarrenspiel tritt deutlicher in den Schatten, das Grundgerüst aller Songs präsentiert sich weitaus verspielter als bisher. Melancholischer Blues trifft Soul-Rock psychedelischen Inhalts, dem phasenweise intensiv belebende Gospel-Anteile beigefügt wurden.

Im beschwingt lässig rockenden, unglaublich viel enormes Hitpotential aufweisenden Ohrwurm Titeltrack „Lady in Gold“ wird’s gleich vom Takt weg reichlich mystisch. Der Spannungsfaktor in Verbindung zu den vom Tod handelnden Lyrics steigert sich schrittweise ins Unheimliche per Orgel und Background-Choräle erzeugte Spannungslevel, spritzig im Bluesrockschema groovend einschließlich sauber gesungener weiblicher Backingvocalarrangements schließt sich „Little Boy Preacher“ an. „Burned Out“ lässt es danach schwermütig psychedelisch rockend angehen, „I Felt a Change“ vom Piano begleitet inklusive tief in die Haut bohrender Melodiebögen gibt sich als lebensbejahender Gospel-Soul-Schmachtbolzen der literweise heißkalte Schauer über den Rücken jagt. „Gone So Long“ geht leidenschaftlich, doch unterkühlt ins Eingemachte, die Nummer rockt sich majestätisch im 70er-Jahre Rhythm and Beat-Verfahren ins Gehör. Eine gesund ausgesteuerte Mischung irgendwo zwischen ARETHA FRANKLIN, FLEEDWOOD MAC, LED ZEPPELIN, JIMI HENDRIX, JANIS JOPLIN und CREAM bildet die unverzichtbar wertvolle Grundlage für den unorthodox eigenständigen BLUES PILLS-Sound. Sängerin Elin unterstützt von ihrer gewohnt instrumentensicher aufspielenden Crew an Bass, Gitarre und Schlagzeug zieht sämtliche Register ihres breit gefächerten Könnens, egal ob sie mit Gospel/Soul, Rock, Pop, Hardrock, Psychedelic, Rock n' Roll oder Blues anbandelt. „Bad Talkers“ brilliert dank bunter Farbmischung zwischen ARETHA FRANKLIN, FLEETWOOD MAC, JANIS JOPLIN begleitet von deutlichem THE SWEET-Unterton, manch einer wird beim Hören der tanzbaren Nummer möglicherweise gar an „Poppa Joe“ zu denken geneigt sein. Ein Stück essentiell wertvoller Musikgeschichte beinhaltet „You gotta Try“, - zunächst bedächtig Schwermut behaftet startend, in hochexplosiver Bluesrock-Session gipfelnd, führt dieser auf unverzichtbar stilprägend ihr Genre beeinflussende Urväter wie BB. KING, MUDDY WATERS oder JOHN LEE HOOKER (!) deutende Gedenksong direkt an die Quelle, zu den Wurzeln des Blues. NIGHT VIPER-Frontfrau Sofie Lee Johansson steuerte zwecks Unterstützung sauber gesungene Chorarrangements bei. „Won't Go Back“ folgt überraschend geradlinig im erdigen Bluesgroove-Modus, „Rejection“ zeigt sich dagegen leichtfüßig elegant von flottem Drumakkord bestimmt; Orgel, Schlagzeug und Gitarre stehen nie aufdringlich dominant im Vordergrund, wodurch das betörend wie explosive Organ von Stimmbandästhetin Elin wunderschön effektiv zur Geltung kommt, während „Elements and Things“ zum Schluß durch kräftigen Drama-Touch gekennzeichnet, ein gewaltiges Rhythmus und Beat-Hymnen-Feuerwerk abbrennt. „Lady in Gold“ sollte Jahrespoll 2016 diverser Magazine ganz weit oben zu finden sein. - Diese Scheibe platzt vor Hitpotential, gespickt mit großen Momenten!

Fazit: Ein Füllhorn zauberhaften Inhaltes berauschend fesselnd magischen Esprits psychedelisch-hippiesker weit in der Vergangenheit grabender auf dem Klangkultur-Fundus zeitlosen 50er -70er-Jahre Stilmusters, dessen makellos der Zeitepoche angepasstes Gewand, serienweise Spirit lange vergessen geglaubter Songrelikte über Freiheit, Selbstfindung und Abenteuer hervorruft. Wer glaubt, Woodstock sei passé, irrt sich gewaltig; - außergewöhnlich, eigenwillig, phantastisch! 9/10.

 

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