VAMPYROMORPHA – Fiendish Tales Of Doom
VÖ: 27.05.2016
(Trollzorn Records)
Style: Okkult-Horror-Doom
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VAMPYROMORPHIA
Mit VAMPYROMORPHA wagt sich das in der Regel fast ausschließlich für Wikinger, Folk- und Heidenmetal-Produktionen bekannte TROLLZORN-Label in bis dato völlig unbekanntes Gewässer. Ein reichlich abnorm schräger Trip, der sich mitunter als durchaus lohnenswert herausstellt. Das hinter VAMPYROMORPHA stehende Würzburger Duo schöpft auf seinem Debüt aus einem bunten Sammelsurium diverser 70er/80erEinflüsse vom Kaliber PENTAGRAM, CANDLEMASS, WITCHFINDER GENERAL, SAINT VITUS, PAGAN ALTAR, DEATH SS, MERCYFUL FATE und zwischendurch öfter aufblitzenden SISTERS OF MERCY/KILLING JOKE/MELVINS/THE DAMNED-Gothic/ Darkwave-Anteil in Kombination zu diversen Horror-Thrashfilmen. Vocalist Michael „Jimmy“ Imhoff alias Jim Grant, (Ex FINAL BREATH, heute bei NAKED STAR aktiv) führt selbst Regie, d. h. sorgt für den Gesang, wobei er zusätzlich die Hammond Orgel bedient; alle Gitarren, Bass-, und Drumparts übernahm sein Kollege Nemeses Black alias Fabian Schwarz, der bereits in fast einem guten Dutzend Bands aktives Mitglied war. Aus den Tiefen der Ozeane der Hölle kommt das Würzburger Duo wohl nicht, für dessen Musik zweifelsohne reichlich bizarrer Stoff inspiriert von Horror-Trashfilmen die Grundlage bildet. Herausgekommen ist ein unterm Strich betrachtet ungeheuer vielschichtig makabres Gebräu okkulter Horrorgeschichten im Märchenformat, dessen schwer nach US-Stallgeruch müffelnden Pseudonyme zunächst hochgradig Verwirrung stiften, anstatt Klarheit zu bringen. Solch eines Kasper-Theaters hätte es nun wirklich nicht bedurft. „Deliver Us from the Good“ macht den den Anfang. Zuckersüße Melodienuancen kreuzen sich elegant mit swingenden Dark-Grooves getaucht in rabenschwarz eingefärbter Atmosphären-Schlagseite. Tonnenschwere Doomriffs, Hammondorgel und Leadsolo-Eruption vermischen sich perfekt mit 80er-Darkwave. Stampfend beginnt der sich im Chaos verlierende eingedeckt durch Orgelkaskaden umgeben von majestätisch getragener Stimmung in relaxt rollende Grooves hinein steigernde „Häxenhammer“, dessen trauriges Hintergrundthema mittels aggressiver Gesangsführung umgeben von gefühlvollem 70er-Esprit äußerst effektvoll umgesetzt wurde. „Metuschelach Live Cicle“ suhlt sich in Theatralik, packende Orgel-Gitarrenduelle inbegriffen. Jim Grant's unorthodox bissig von tiefgreifender Horrorlyrik, wie hohem Drama-Klargesang getränktes Organ verleiht den Stücken enormen Wiedererkennungswert. „Satan's Palace“ gleicht einer aus mehreren Teilen bestehend im kraftvoll groovenden MERCYFUL FATE-Stil anspruchsvoll komponierten im weiteren Verlauf zunehmend ausschweifenden Tour mitten hinein ins Labyrinth der Hölle, unterlegt von fließender Darkwave-Komponente, gestützt auf feurig explosiven Leadgitarrenharmonie-Fundament, die geschickt mit schleppendem Finsterriffing in sensibler Grooveline gipfelnd, unglaublich viel SENSATIONAL ALEX HARVEY BAND Atmosphären-Strukturlevel entwickelt. „Baccus“ huldigt durch betörend fesselnden Düsterheroic-Serenadentouch im schweren Doomgroove inklusive ausschweifender Rock n' Roll-Eskapaden dem Gott berauschender Feste und des Weines. „Peine Forte et Dure“ wartet mit fettem Doom-Einschlag á lá PENTAGRAM/CANDLEMASS treffen MERCYFUL FATE/DEATH SS-Groove auf, um sich in ein geschmeidig fett groovendes WITCHFINDER GENERAL/SAINT VITUS-Monster zu verwandeln. Jim Grant liefert Gesangstechnisch eine massiv Gänsehaut am obersten Limit erzeugende Glanzleistung. „I am so Afraid“ macht als exzessiv dramatischer FLEEDWOOD MAC-Coverbonus im gruseligen Schauer-Doomgewand eine Top-Figur. Das ist ganz großes Kino!
Zugegebenermaßen braucht „Fiendish Tales of Doom“ etwas Vorlauf, um zu zünden, doch je länger das verquert schräge Horror-Mythen-Doomgebräu läuft, desto effektiver entfaltet es sich, zumal sich viele Feinheiten dem geneigten Ohr spätestens mit jedem weiteren Hördurchlauf erschließen.
Fazit: Sieben obskure Okkult-Horror-Doom-Perlen mit Grabnebelverzierter Kreuzigungsgarantie. 9,5/10.