KEN FOLLET - Das Fundament der Ewigkeit

VÖ: bereits veröffentlicht
(Lübbe Audio)

Hompage:
http://www.luebbeaudio.de/

Klappentext:

1558. Noch immer wacht die altehrwürdige Kathedrale von Kingsbridge über die Stadt. Doch die ist im Widerstreit zwischen Katholiken und Protestanten zutiefst gespalten. Freundschaft, Loyalität, Liebe ... nichts scheint mehr von Bedeutung zu sein. Die wahren Feinde sind dabei nicht die rivalisierenden Konfessionen. Der eigentliche Kampf wird zwischen denen ausgefochten, die an Toleranz und Verständigung glauben, und den Tyrannen, die ihre Ideen den anderen aufzwingen wollen – koste es, was es wolle.
Ned Willard wünscht sich nichts sehnlicher, als Margery Fitzgerald zu heiraten. Doch der Konflikt entzweit auch sie, und Ned verlässt Kingsbridge, um für die protestantische Prinzessin Elizabeth Tudor zu arbeiten. Als diese wenig später Königin wird, wendet sich ganz Europa gegen England. Um in dieser heiklen Situation früh vor Mordkomplotten, Aufständen und Angriffen der konkurrierenden Mächte gewarnt zu sein, baut die scharfsinnige Monarchin mit Neds Hilfe den ersten Geheimdienst des Landes auf. Die kleine Gruppe geschickter Spione und mutiger Geheimagenten ermöglicht es Elizabeth I. in den nächsten fünfzig Jahren, an ihrem Thron und ihren Prinzipien festzuhalten. Die Liebe zwischen Ned und Margery scheint jedoch verloren zu sein, denn von Edinburgh bis Genf steht ganz Europa in Flammen ...

 

Gelesen von Joachim Kerzel

Kritik:

Im Focus dieses Audiobooks steht Ned Willard, ein Kaufmannssohn aus dem wohlbekannten Kingsbridge, dessen Familie um ihr Vermögen gebracht wird. Nahezu mittellos und als Anhänger des aufkommenden Protestantismus ist es ihm verwehrt, seine Jugendliebe, die katholische Margery Fitzgerald, zu ehelichen. Entsetzt von den gewalttätigen Auswirkungen der Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten stellt Ned sich in die Dienste der protestantischen Prinzessin Elizabeth Tudor, da diese verspricht, daß kein Engländer mehr wegen seines Glaubens sein Leben verlieren soll, wenn sie Königin werden sollte. Als ihre Halbschwester Mary stirbt und Elizabeth zur Königin von England gekrönt wird, folgt Ned seinen Idealen. Um England und seine Königin vor seinen katholischen und politischen Gegnern zu schützen, baut er ein Spionagenetzwerk auf. In den Wirren der grausamen Religionskriege, die über Europa hinwegfegen, muß Ned jedoch erkennen, daß auch eine Königin nicht immer an ihren Idealen festhalten kann…
Mit „Das Fundament der Ewigkeit“ erscheint nun, als Dritter in der Reihe, der als Nachfolger der ersten beiden „Kingsbridge-Romane“ „Die Säulen der Erde“ und „Die Tore der Welt“ gefeiert wird. Doch bereits nach kurzer Zeit stellt man fest, daß es sich in keinster Weise um einen Nachfolger im eigentlichen Sinne handelt. Während die großen Vorgänger sich jeweils einem vorherrschenden Grundtthema widmen, nämlich den Kathedralenbau und Brückenbau in Kingsbridge, sowie auch im Wesentlichen den Plot hauptsächlich in der Stadt Kingsbridge ansiedeln, so beschreitet man mit „Fundament der Ewigkeit“ vollkommen andere Wege. Ins Struktur und Aufbau eher an die Jahrhundert-Trilogie angelehnt, zerfasert die Handlung in diverse, in Europa verstreute Schauplätze. Daß unter anderem auch Kingsbridge dabei ist, scheint eher zufällig und könnte ebenso jede andere Stadt in England sein. Die Bezugspunkte zur Handlung der Vorgänger beschränken sich auf einige wenige Erwähnungen, die nicht wirklich ins Gewicht fallen. Auch wird die Handlung nun von sehr vielen verschiedenen Personen getragen, was auch verstärkt an die Jahrhundert-Trilogie erinnert. In einem Wust von Schauplätzen und Personen verliert man dabei kurzfristig auch einmal den Überblick. Während die Haupthandlungsstränge in Kingsbridge, London und Paris mitunter eine schlüssige und fortlaufende Handlung liefern, sind Nebenstränge wie dieser in Sevilla und später Antwerpen eher nebensächlich, tragen zur gesamten Geschichte an sich wenig bei und beleben lediglich die Szenerie. Doch bei aller Plastizität, die damit einher geht, zerfranst sich doch die Handlung in zu viele lose Enden, die das Gesamtbild eher stören, als schlüssig zusammen halten. Erwartet der Hörer doch irgendeine Auflösung oder Bedeutung, bleiben die Nebenstränge im Grunde nur schmückendes Beiwerk ohne tiefere Bedeutung für die Haupthandlung oder wesentlichen Einfluss darauf. Dabei kommt schnell der fade Beigeschmack von Lückenfüllerei auf. Durch Vielzahl der handelnden Charaktere bleibt auch ein tieferer Einblick in die einzelnen Person versagt. So bleibt die Charakterisierung insgesamt leider recht obeflächlich. Bemüht, die Handlung in den historischen Rahmen einzupassen, begegnen dem Hörer viele historische Persönlichkeiten. Elizabeth I., Mary Stuart, Francis Drake, um nur einige zu nennen. Bis auf Ausnahmen wirken diese aber eher in die Handlung eingepasst. Weiter reduziert sich ein Teil der Handlung streckenweise immer wieder auf episodenhaft geschilderte Ereignisse, die an Geschichtsbuchkapitel erinnern. So gelingt Follet dieses mal der Brückenschlag zwischen historischen Ereignissen und fiktiver Romanhandlung nicht ganz so meisterlich. Handlung und Historie verknüpfen sich leider nicht immer zu einem homogenen und harmonischen Ganzen. An dieser Stelle sollte jedoch erwähnt werden, daß diese Hörbuchfassung in gekürzter Form vorliegt. Sprecher-Urgestein Joachim Kerzel liest die gekürzte Hörbuchfassung ein wenig behäbig mit angenehmer, warmer Lesestimme und weiß den Hörer immer wieder zu fesseln. Bisweilen hätte sein Lesung aber etwas mehr Emotion vertragen können.

Fazit:
Bestenfalls überraschend, schlechtestenfalls enttäuschend. Die Erwartungshaltung, mit der man an dieses Hörbuch heran geht, dürfte in jedem Fall ausschlaggebend dafür sein, wie glücklich man am Ende mit diesem Werk wird. Wer einen Nachfolger der großen Kingsbridge-Mittelalterromane oder aber eine spannende historische Agenten-Story erwartet (so wie größtenteils beworben…), wird eher zwangsläufig enttäuscht. Wer sich auf einen eher historisch-politischen Abriß des Zeitgeschehens vor dem Hintergrund der Religionskriege, eingebettet in viele parallele Handlungsstränge, einlassen kann, wird hier eher fündig. Einmal im Geschehen wird der Hörer gut und auch immer wieder spannend unterhalten, unterbrochen von einigen Längen.

7 von 10