INY LORENTZ - Die Fürstin

VÖ: bereits erschienen

(Lübbe Audio)

Homepage:
www.luebbe.de

Klappentext

Deutschland im Jahre 1722: Charlotte stammt aus einem verarmten Adelshaus und muss sich als eine von acht Töchtern glücklich schätzen, dass Fürst Carl Anton sich bereitfindet, sie zur Frau zu nehmen. Für ihren Bräutigam ist sie jedoch nur Mittel zum Zweck, ihm den ersehnten Thronfolger zu schenken – denn nur so kann er das Reich vor seinem gefährlichen Feind schützen. Während die junge Fürstin alles tut, um die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen, gerät ihr Leben in höchste Gefahr ...

gelesen von Dana Geissler

Kritik:

Mit „Die Fürstin“ bringt Lübbe einen bereits unter dem Pseudonym Eric Maron veröffentlichten Roman des Autorenpaares Iny Lorentz sowohl in Buch- als auch in Audiobook-Fassung neu heraus. Charlotte, Tochter einer verarmten Adelsfamilie und nach Meinung ihrer Mutter und den damaligen Idealen nicht unbedingt eine Schönheit – ist sie doch von eher ungewöhnlicher Größe und ohne üppige Kurven mit einer eher als knabenhaft empfundenen Figur ausgestattet, rechnet sich auf dem Heiratsmarkt keine allzu großen Chancen aus. Halb froh darüber, daß sie sich keinem ältlichen Ehemann unterordnen muß, sind sie und ihre Familie überrascht, als Baron von Zingen, ein Brautwerber des Fürsten Carl Anton von Saalstein-Tresskau, im Namen seines Herrn um ihre Hand anhält. Während Charlotte mit gemischten Gefühlen und ohne jede Ahnung vom Leben am fürstlichen Hofe sowie reichlich naiv im Schloß ihres Gatten Einzug hält, wird ihr ein kühler Empfang bereitet. Man begegnet der jungenFrau mit Abneigung oder Häme, ist es doch für alle außer der naiven und unerfahrenen Charlotte offensichtlich, daß der Fürst eher dem eigenen Geschlecht zugeneigt ist und diese Ehe lediglich auf Drängen seines Kanzlers geschlossen hat, um endlich die Erbfolge zu sichern, damit das Fürstentum nicht länger durch Ulrich von Saalstein-Mittstatt bedroht wird, der seine machtgierigen Finger nach dem florierenden Fürstentum ausstreckt um sein eigenes, eher unbedeutendes zu erweitern. Verwirrt und enttäuscht lebt sich Charlotte ein, den Eifersüchteleien des Günstlings ihres Ehemannes ausgesetzt. Als Baron von Zingen Charlotte in Knabenkleider steckt, erwacht auf einmal des Interesse ihres Ehemannes an ihr und ihrem Körper und schließlich lernt der Fürst, seiner Frau eine gewisse Zuneigung entgegen zu bringen und den ersehnten Erben zu zeugen. Als Carl Anton einem Mordkomplott zum Opfer fällt, bricht für Charlotte eine schwere und gefährliche Zeit an. Als junge und unerfahrene Fürstin muß sie ihr kleines Reich und ihren Sohn vor dem machtgierigen Ulrich von Saalstein-Mittstatt schützen und sich erst in ihrer neuen Rolle als Regentin nach außen, aber auch nach innen, behaupten, da der Kanzler ihres Mannes sich die Zügel nicht aus der Hand nehmen läßt. Unterstützt durch den ihr freundschaftlich zugetanen von Zingen und seinem Lakaien Max steigt Charlotte zur regierenden Fürstin auf, die ihr Fürstentum bewahren und ihrem Sohn als rechtmäßigen Erben gegen den Zugriff Ulrichs sichern will. Dabei gerät sie immer mehr in die politischen Wirren dieser Zeit und in immer größere Gefahren, die sie bis an den Hof Augusts des Starken, Friedrich Wilhelms von Preußen und sogar an den kaiserlichen Hof Karls des VI. nach Wien führen… Während zunächst der Klappentext vermuten läßt, daß die Handlung sich hauptsächlich um Charlottes Ehe am Hofe Carl Antons dreht, stellt dieser Part tatsächlich eher einen kleineren Teil der Gesamthandlung und genauer gesagt, mehr den Auftakt der eigentlichen Geschichte dar. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf Charlottes Kampf um Anerkennung ihrer Regentschaft und Sicherung des Fürstentums für ihren Sohn als rechtmäßigen Erben. Das 18. Jahrhundert wird mit anschaulichen Darstellungen zum Leben erweckt und das politische Geschehen gut verständlich in die Handlung eingeflochten. Die Schilderungen des höfischen Lebens dieser Zeit sowie der prachtvollen Schlösser lassenden Hörer in vergangene Zeiten eintauchen. Leider bleiben, wie so oft, die Charaktere weitgehend eindimensional und flach. Unterläuft Charlotte zwar vom naiven Backfisch zur Fürstin eine beachtliche Entwicklung, ist diese doch recht wenig schlüssig dargestellt, so daß diese etwas konstruiert und unglaubwürdig wirkt. Auch ihre Beziehung zu Max entwickelt sich zwar aufgrund der Storyführung vorhersehbar, jedoch anhand der Ereignisse nicht wirklich nachvollziehbar. Der Hörer wird in vielen Punkten einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, schlüssig oder nicht. Die Handlung gestaltet sich ansonsten recht abwechslungsreich sowie ab und an abenteuerlich, wenn auch einige eher seltsam anmutende Geschehnisse leider die Strory bisweilen etwas ins Abstruse ziehen. Die mit altmodischen Begriffen und Ausdrucksweisen gespickte Sprache erleichtert dem Hörer weiter das Eintauchen in vergangene Zeiten. Lediglich die ständigen Wiederholungen einzelner Phrasen und Ausdrücke stören bisweilen erheblich. So mag die verhöhnende Bezeichnung Charlottes in ihrer Eigenschaft als erhoffte Mutter eines Erbens für das Fürstentum als „Zuchtstute“ zu Beginn noch Charlottes Situation gut zu beschreiben, ebenso die hämischen Anfeindungen, denen sie sich zunehmend ausgesetzt sieht. Nach der gefühlt hundertsten Bemühung dieses Begriffs nutzt er sich jedoch gewaltig ab und nervt den Hörer bisweilen sehr. Hier wäre etwas mehr Phantasie bei Wortwahl und Synonymen wünschenswert gewesen. Dennoch mag das Hörbuch insgesamt solide und gut zu unterhalten, nicht zuletzt deshalb, weil es selten bis gar nicht in allzu kitschig verbrämte Liebeständeleien ausartet. Dennoch richtet sich der Roman eher, wie üblich bei Iny Lorentz, an ein weibliches Publikum. Dana Geissler liest das Hörbuch klar und solide, leider mit wenig Raum für Gefühl, so daß die gesamte Interpretation mitunter etwas hölzern klingt. Hier wäre noch ein wenig Luft nach oben gewesen.

Fazit: Nette und unkomplizierte Unterhaltung im Historien-Genre ohne viel Tiefgang, die nicht immer ganz glaubwürdig herüber kommt, aber Story und geschichtlichen Hintergrund gut und unterhaltsam zu einem soliden Ganzen verbindet.

6,5 von 10