INY LORENTZ - Der rote Himmel

VÖ: bereits erschienen
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Klappentext

1860, im Süden der USA: Die Situation ist äußerst angespannt. Walther Fitchner tritt als einer von wenigen für den Erhalt der Union an – und wird von seinem politischen Gegner Montgomery zum Duell gefordert. Fitchner gewinnt das Duell, muss danach aber die Hauptstadt verlassen. Währenddessen versucht der inzwischen zum General aufgestiegene Burke, sich Walthers Besitz aufgrund eines neuen Gesetzes anzueignen. Um dem zu entgehen, bleibt Walther nichts anderes übrig, als den Eid auf die neugegründeten Konföderierten Staaten von Amerika abzulegen. Doch dies ist nicht die letzte Intrige, die Walthers Feinde gegen ihn spinnen …

Gelesen von: Anne Moll

Kritik:

Mit Band 4 „Der rote Himmel“ schließt Autorenpaar Iny Lorentz seine Auswanderer-Saga um den Deutschen Walther Fichtner und dessen Familie nunmehr ab. Es ist das Jahr 1860 und Walthers Kinder sind inzwischen erwachsen geworden. Walther, inzwischen 60 Jahre alt, und seine Frau Nizhoni haben ihr Vermögen und ihren großen Landbesitz mitsamt Pferde- und Rinderzucht ausgebaut. Walther gehört zu den einflußreichsten und wohlhabendsten Männern im jungen Staat Texas, was alte und neue Gegenspieler und Neider auf den Plan ruft. Auch der Konflikt mit seinem Nachbarn und früheren Freund Thierry Coureur und dessen Frau Rachel nimmt immer stärker Formen an. Insbesondere Rachel herrscht mit eiserner Hand über das Anwesen und die Baumwollplantage, auf der schwarze Sklaven schuften müssen. Der amerikanische Bürgerkrieg wirft bereits seine Schatten voraus und bald wird Walther klar, daß er Stellung beziehen muß. Während sich Walther trotz gemäßigter Anhängerschaft für die Opposition und als strikter Gegner der Sklaverei der Union verpflichtet sieht und sich klar gegen die Abspaltung von den Nordstaaten ausspricht und auch sein Sohn Waldemar seine Auffassung teilt, fühlt sich sein Sohn Jospeh der Sache der Südstaaten verpflichtet. Beide Söhne ziehen in den Krieg, jeder für eine andere Seite. Walthers selbstbewußte Tochter Gretel und sein jüngster Sohn unterstützen die in Alter gekommenen Eltern auf der Ranch während der Bürgerkrieg das Land ausblutet und die Familie um das Leben der Söhne bzw. Brüder bangt. Inzwischen nehmen die Konflikte mit Walthers Neidern ihren Lauf…. Nach dem etwas schwächeren Band 3 legt Iny Lorentz im Abschluß-Band der Auswanderer-Reihe nochmal kräftig ein paar Kohlen nach. Die Geschichte spaltet sich in viele Handlungsstänge auf und verschafft so auf angenehme Art Abwechslung. Walther, seine Kinder und die Nachbarsfamilie Coureur, aber auch die Familie des ebenfalls emigrierten Jugendfreundes von Walther spielen eine Rolle. Im Gegensatz zum letzten Band zerfranst die Handlung aufgrund dieser Aufsplittung nicht in lauter lose Enden, sondern führt dieses mal gezielt und schlüssig alles zum Abschluß. Die Handlung gestaltet sich abwechslungsreich und spannend, wenn auch das eine oder andere Füllmaterial verbaut wird. Iny Lorentz bietet eine gelungene Mischung aus geschichtlichen Entwicklungen und Weiterentwicklung der Geschichte um Walthers Familie, wenn auch die handelnden Figuren und auch die Entwicklungen ab und an hinter der Geschichtsstunde zum amerikanischen Bürgerkrieg ein wenig in den Hintergrund tritt. Allerdings schafft es Iny Lorentz dieses mal, die Schilderungen von Schlachten und Kriegsschauplätzen in Maßen zu halten und somit nicht durch zu ausgedehnte Darstellungen zu langweilen. Wenn auch die Schlußszene –  hier findet noch einmal ein Zeitsprung statt und zeigt Walther im Alter von über 80 Jahren - ein wenig kitschig anmutet und für meine Begriffe auch überflüssig ist, wird die gesamte Reihe schlüssig, rund und für den Heile-Welt-Fan zufriedenstellend abgeschlossen. Bleibt nur der übliche Kritikpunkt an alle Iny Lorentz-Werke der letzen Jahre: Trotzdem Thema und Handlung genügend Potenzial bieten, bleiben alle Charaktere erneut flach und eindimensional. Wieder werden nur Stereotype verwendet – teilweise ins nahezu Unerträgliche hochstilisiert wie in der Figur der Rachel Coureur, die scheinbar nur mißgünstig, unzufrieden, berechnend und brutal ist, während Walther und die Seinen stets von edlen und selbstlosen Motiven geleitet werden. Die Söhne von Walter bleiben insbesondere blaß, konturlos und gleichförmig, daß man sich bei den verschiedenen Handlungsachsen bisweilen fragt, welcher von ihnen gerade gemeint ist. Nur Tochter Gretel weist etwas Biß und Charakter auf, der allerdings mit jeder Protagoniostin der Iny Lorentz Romane gleichzusetzen ist: unangepaßt, wild, ihrer Zeit in Sachen Frauenrechte weit voraus und ohne sich ( insbesondere dem männlichen Geschlecht) unterzuordnen ihren Weg mit dem Kopf durch die Wand geht. So bleibt leider vieles vorhersehbar und wenig überraschend. Dennoch bietet alles in allem „Der rote Himmel“ solide und unanstrengende Unterhaltung im historischen Kostüm. Der historische Background wird gut und verständlich eingeflochten und gleicht daher das Defztit an profilreichen Protagonisten ein wenig aus. Anne Molle liest, wie immer, mit abwechslungsreicher Stimminterpretation der einzelnen Figuren und kann den Hörer immer wieder fesseln. Lediglich mit den etwas over-acteten Bösewichten schießt sie ein wenig über das Ziel hinaus, aber das mag Geschmackssache sein.

Fazit: Gelungener Abschluß der Auswanderer-Reihe und für jeden Iny Lorentz Fan genau das, was er an diesen Romanen kennt und schätzt. Empfehlenswert als lockere Hörbuch-Unterhaltung, die solide unterhält, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen.

6,5 von 10