KEN FOLLETT - Kinder der Freiheit

VÖ: bereits erschienen 
(Lübbe Audio) 

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LÜBBE AUDIO

Klapptext:

Rebecca Hoffmanns Welt in Ostberlin scheint in Ordnung zu sein – bis sie durch Zufall erfährt, dass der eigene Mann sie seit Jahren im Auftrag der Stasi bespitzelt. Als sie ihn zur Rede stellt, begeht sie einen verhängnisvollen Fehler, den sie und ihre Familie ihr Leben lang bereuen sollen ...In den USA bekommt George Jakes am eigenen Leib zu spüren, was es bedeutet, ein Farbiger zu sein. Als Vertrauter von Justizminister Robert Kennedy erlebt er hautnah den Kampf der Bürgerrechtsbewegung gegen Rassismus, Intoleranz und Ungerechtigkeit ...

Gelesen von: Johannes Steck

Kritik:

Mit „Kinder der Freiheit“ schließt Ken Follet seine Jahrhundert-Trilogie mit der Enkel-Generation der Familien, deren Schicksal wir seit „Sturz der Titanen“ verfolgen konnten mit der Zeitspanne ab den 60er Jahren bis zur Gegenwart ab. Histroisch wie immer gut recherchiert was das Thema Weltgeschichte angeht, bettet er in gewohnter Weise das Leben der Protagonisten und die Handlung in die historischen Ereignisse in der Sowjetunion, den USA und Deutschland. England nimmt im Gegensatz zu den vorherigen Teilen keinen nennenswerten Platz mehr ein. Sehr detailliert beschreibt er gesellschaftliche sowie politische Entwicklungen, was  zwar grundsätzlich sehr interessant und lehrreich ist, bereits zu Beginn jedoch insbesondere in der Kuba Krise schon wieder zu viel wird und die herum drapierten Personen wie Dimka und Tanja Dworkin, obwohl sie über längere Zeit die Hauptachse der Handlung bilden, zu uninteressanten, teilweise etwas prototyp-artigen Figuren verblassen läßt, die nur dazu da sind, durch die historischen Entwicklungen zu führen. Echte Sympathie oder gar Identifikation mit den Figuren mag nicht so recht aufkommen und erschwert das Mitfiebern mit deren Schicksalen. Beim unehelichen schwarzen Peshkov-Abkömmling George gelingt das schon eher, während er den „menschlichen Rahmen“ um die Geschehnisse zur Bürgerrechtsbewegung in den USA, Martin Luther King und die Ära J.F. Kennedy bildet. Insgesamt bilden die Charaktere wie in keinem anderen Band der Trilogie hier nur eine Nebensächlichkeit, sie plätschern neben der Handlung einher, ohne den Hörer für sich einzunehmen, für sich zu interessieren oder wirklich zu überzeugen. Sie bleiben im Gegensatz zu den Vorgängerbänden blass und uninteressant, teilweise besitzen sie so wenig Kontur, daß es mir bei einigen Figuren schwer fiel, einen Wiedererkennungswert in der Handlung zu finden (… wer war noch mal Chuck oder Jasper, zu welcher Familie gehörten diese ?? ). Aller Kritik zum Trotz schafft es Follett dennoch immer wieder, bewegende Momente zu erzeugen, die beim Hören Tränen in die Augen treiben. Vor Bewegtheit, Trauer oder Freude. Insofern weiß auch der Abschluß der Trilogie streckenweise gut zu unterhalten, hätte aber in einigen Punkten etwas mehr Potenzial zur Identifikation mit den Protagonisten vertragen. Johannes Steck liest mit seiner angenehmen Stimme sehr eindrucksvoll und abwechslungsreich und macht die Audiobook-Umsetzung damit definitiv zu einem gelungenen Hörerlebnis.

Fazit: Viel Geschichtsbuch. Viel Pathos. Leider nicht immer greifbare Charaktere, die einen wirklich in die Handlung ziehen. Dennoch solide Unterhaltung und für Freunde der ersten beiden Bände in jedem Falle hörenswert. Etwas weniger Klischee wäre aber wünschenswert gewesen.

6 von 10