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CHUCK KLOSTERMAN - Fargo Rock City (Buch)

 

 

fargorockcity
VÖ: 28.03.07
(Rockbuch Verlag)

Homepage:
www.rockbuch.de

 

"Wenn eine Band wie Judas Priest die Kids gelegentlich dazu brachte, Gewehre auf ihre Köpfe zu richten, so brachten Cinderella mich dazu, dasselbe mit einem Fön zu tun."

Dieses Zitat beschreibt recht gut, was Chuck Klostermans "Fargo Rock City" in sich trägt - Metal als Kultur, Lebensform, innere Überzeugung, gespickt mit der nötigen Menge an Abwegen, Umwegen und Sackgassen. Das Buch ist eine Hommage an die Art von Rockmusik, wie sie Ende der Siebziger begann, ins zeitliche Musikbewusstsein zu treten. Im Schwerpunkt allerdings widmet der Autor sich dem Aufkommen des Glam Metal, das er selbst ins Jahr 1983 zurückdatiert als er eine Kopie von Mötley Crües "Shout At The Devil" in die Finger bekam, und zeichnet den Weg eines neuen, dem Untergrund entsprungenen und gleichzeitig in den Staaten tierisch populär werdenden Genres bis zu seinem Verfall Anfang der 90er Jahre nach, als die Grungebewegung, an ihrer Spitze Kurt Cobain, Spandex, Haarspray und testosterongeschwängerte Poserattitüde im rockigen Populärbewusstsein ablöste.

"Fargo Rock City" ist einerseits ein zeitgeschichtliches Dokument, andererseits, durch den fehlenden Abstand des Erzählers zum Erzählten, ein persönlicher Diskurs mit Tagebuchcharakter, was dem Leser scheinbar tiefe Einblicke in Klostermans eigenes Leben gibt. Geboren in einem Kuhkaff in North Dakota, verschreibt er sich mangels Alternativen im jugendlichen Alter dem Metal. Wo Gleichaltrige erste Erfahrungen mit Mädchen machen, philosophiert er über Männlichkeit, die Wirkung des Alkohols, Poisons Weichspültralala und Lita Fords Brüste, widmet sich Mötley Crüe, Kiss, Guns'n Roses, Cinderella, RATT und vielen anderen früheren Helden, für die sich heute nur noch Nostalgiker interessieren. Der europäische Metaller sollte sich hierbei nicht wundern, dass es hauptsächlich um Bands geht, die wir in unseren Breitengraden mangels Härte eher in Untersparten des Hard Rock wähnen, da es sich eher um ein amerikanisches Phänomen handelt. Aber selbst, wenn man die genannten Bands nicht kennen, bzw. nicht mögen sollte (keine Sorge, es gibt auch Abstecher zu Speed-, Death- und modernem Metal), bringt der locker geschriebene Ausflug in Musikkultur, Psychologie und Zeitgeschichte beim Lesen eine Menge Spaß. Mit Charme und Humor zaubert der Journalist dem Leser am laufenden Band ein Grinsen nach dem anderen ins Gesicht und so erkennt man sich an manchen Stellen doch tatsächlich selbst ein bisschen wieder.

 

Leute, die Rockmusik mögen, womöglich selbst gerne über sie reden und diskutieren, dabei vielleicht auch gerne mal das ein oder andere Bierchen konsumieren und keine Angst davor haben, mit einem Zwinkern auch mal ehrlich zu sich selbst zu sein, werden an dem Buch ihre wahre Freude haben und es sicherlich nicht nur einmal in die Hand nehmen.

 

"Es ist zu leicht, Aufmerksamkeit zu erregen, indem man sich umbringt. Ich versuchte Aufmerksamkeit zu erregen, indem ich für alle sichtbar am Leben blieb."