Stehen, schwitzen oder sitzen im Colos-Saal Aschaffenburg?

Hallo Real Music Lovers, es ist immer wieder erheiternd, wenn ich in meinem persönlichen Umfeld Menschen erlebe, die noch nie im Colos-Saal waren, aber zumindest den Namen des Clubs schon mal gehört haben. Häufige Aussage: "Ah, ja, das ist doch das, wo die jungen Leute immer hingehen."

Witzig insofern, als dass wir es tatsächlich geschafft haben, seit fast 41 Jahren immer wieder für neue, junge Gäste und Musikfans attraktiv zu bleiben, andererseits aber mittlerweile auch viele Stammbesucher in ihren 60er oder sogar 70er Jahren begrüßen können.

Unsere Parties wie das legendäre "The Big Easy" sowie ein kleiner Teil unserer Konzerte ziehen die Altersgruppe 18 bis 30 an und sorgten über die Jahrzehnte kontinuierlich für eine Verjüngung unseres Stammpublikums. Doch der größte Teil unseres Konzertpublikums zählt eher zur Generation 35plus und wer bei unserer Gründung in 1984 schon dabei und damals 25 Jahre alt war, ist halt nun mal heute 66 - so wie ich selbst demnächst. Wie schön, dass sehr viele Menschen mit einer Rock-Pop-Jazz Leidenschaft ihren bevorzugten Genres auch im Alter treu bleiben, immer wieder zu unseren Konzerten kommen und sich frisch von Live-Music inspirieren und faszinieren lassen.

Wie Ihr hoffentlich wisst, verkaufen wir alle unsere Veranstaltungen im Colos-Saal als Stehplätze - es gibt keine Sitzplatzgarantie.
Unseren jüngeren Besuchern ist das völlig schnuppe, die feiern stehend ihre Musikhelden auf der Bühne ab und tanzen notfalls auch noch auf der anschließenden Party die ganz Nacht durch. Bei den Älteren sieht das anders aus.

In den letzten Jahren beobachten wir eine zunehmende Nachfrage nach Sitzplätzen seitens der Besucher, die mit dem Colos-Saal gemeinsam älter wurden. Naturgemäß stellen sich auch bei den hartnäckigsten Live-Fans irgendwann erste Wehwehchen oder sogar ernsthafte körperliche Beeinträchtigungen ein, die dergestalt sind, dass sie es nicht mehr schaffen, ein komplettes Konzert über zu stehen. Und für uns stellt sich in diesem Zusammenhang zunehmend die Frage, wie wir es leisten können, auch Besucherinnen und Besuchern der älteren Generation ein angenehmes Konzerterlebnis zu bieten. Es ist für uns auch eine Frage der Teilnahme und Inklusion.

Um es mal klar zu sagen: Alter alleine ist kein Argument für uns, vielleicht doch noch einen Stuhl aus der Reserve zu holen. Da sagen wir charmant "nein" und sehen dann hinterher oft genug, dass die nachfragende Person trotzdem ihren Spaß hatte, problemlos das Konzert stehend oder sogar tanzend durchgehalten hat und bestens gelaunt unseren Laden verlässt. Was beweist, dass Musik durchaus hilft, sich wieder jung zu fühlen, sei es auch nur temporär für ein paar Stunden.

Anders sieht es aus bei tatsächlich vorhandenen körperlichen Einschränkungen. Da ist unser Team darauf geeicht, einen Barhocker aus der Reserve zu besorgen, damit für die Betreffenden das Konzert nicht zur Qual wird - sofern wir es aus Sicherheitsgründen verantworten können (siehe weiter unten). Bei akutem Bandscheibenschaden beispielsweise, bei kaputtem Knie oder bei hochschwangeren Frauen erkennen wir den Bedarf der Besucher*innen schon beim Hereinkommen und werden auch von uns aus tätig. Falls wir nicht aufmerksam sind, dann sollten die Besucher gerne diskret unsere Kassenmenschen am Eingang auf ihr Malheur oder ihre Situation hinweisen und wir finden auch für sie einen Sitzplatz, wenn wir die Notwendigkeit nachvollziehen können.

Doch wehe, wir fangen bei eigentlich unbestuhlt konzipierten Konzerten damit an. Andere Besucher beobachten das und regelmäßig kommt es dann gleich zu einer Prozession weiterer Personen, die dann auch einen Stuhl von uns haben wollen. Nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern weil sie es vielleicht bequemer haben wollen.
Das aber müssen wir ablehnen und zwar immer dann, wenn das Konzert sehr gut besucht oder ausverkauft ist.

Im Versammlungsstättenrecht gilt in etwa: Ein Sitzplatz entspricht zwei Stehplätzen. Wenn wir viele Barhocker heraus geben, dann können wir unsere unbestuhlte Kapazität nicht ausschöpfen oder verursachen unzumutbare Enge im Raum. Geht nicht!
Der wichtigste Grund ist aber ein anderer. Wenn in unbestuhlter Konzertsituation Stühle irgendwo im Raum stehen und der Laden sehr voll ist, dann sind diese Stühle ein Sicherheitsrisiko, spätestens im Fall einer Panikreaktion. Es ist aus diesem Grund einfach nicht zulässig, Stühle quasi als Stolperfallen im Raum zu verteilen. Und wir können selbstverständlich auch nicht zulassen, dass Besucher eigene Sitzhilfen mitbringen

Das ist der Grund, warum wir unseren freiwilligen Sitzplatzservice für beeinträchtigte oder gesundheitlich angeschlagene Besucher an solchen Tagen einfach nicht garantieren können.

Aber wie erfahren denn jetzt die Interessenten unter Euch, die auf einen Sitzplatz angewiesen sind, ob sie bei ihrem Wunschkonzert auch mit einem Hocker rechnen können?

Ganz einfach: erkundigt Euch vor dem Kartenkauf einfach bei uns.
Wir sind immerhin noch eine Firma, bei der man im Büro anrufen darf (werktags zwischen 12 und 18 Uhr), dort ohne ermüdende Warteschleifen schnell durch kommt und sich beraten lassen kann. Wir sind und bleiben serviceorientiert, auch wenn das Arbeitszeit bindet. Per email erreicht man uns sogar rund um die Uhr und an Wochenenden. Wir kennen unsere Vorverkaufszahlen und wissen bei den meisten Konzerten ziemlich genau, ob wir Stühle verweigern müssen, oder zulassen können. Bei rund 80% unserer Clubkonzerte haben wir Möglichkeiten, Barhocker den Leuten zur Verfügung zu stellen, denen das Stehen zu schwer fällt. Bei den anderen 20% haben wir sie einfach nicht und bitten um Verständnis.

Wer oft bei uns zu Gast ist weiß, dass es bei uns ganz verschiedene Bestuhlungsvarianten gibt, die wir je nach Andrang und je nach Konzertatmosphäre im Colos-Saal nutzen. Bei rund der Hälfte unserer Shows arbeiten wir teilbestuhlt und haben im Saal etliche Barhocker stehen. Wie oben bereits beschrieben geht das nur, wenn wir dafür auch ausreichend Platz haben. Bei manchen ruhigeren Konzerten arbeiten wir sogar mit Bistrobestuhlung im vorderen Bereich und platzieren weiter hinten die höheren Hocker. Trotzdem steht auf jeder Karte, dass wir keine Sitzplatzgarantie geben können.

Für Menschen, die nicht ein komplettes Konzert lang stehen können, gibt es somit eigentlich reichlich Gelegenheiten, trotzdem Konzerte bei uns zu besuchen. Wir werden in den wenigsten Fällen Anmeldungen und Reservierungen für Sitzplätze annehmen, aber wir können Euch im Vorfeld immer ganz gut darüber informieren und beraten, wie die Situation beim Konzert Eurer Wahl aussehen wird. Außerdem verweisen wir auf unsere schwer gefragte Konzertreihe im Stadttheater, in der wir ausschließlich vollbestuhlte Veranstaltungen im Angebot haben.

Was Musikfans mit Sitzbedarf nicht machen sollten: einfach eine Karte für ein Clubkonzert bei uns kaufen und davon ausgehen, dass unser Team es schon irgendwie hinkriegen wird, für Euch einen Stuhl zu besorgen. So bitte nicht! Das kann in die Hose gehen.

Wir müssen somit eingestehen, dass wir nur eingeschränkt die so wünschenswerte Teilhabe aller Menschen an unseren Veranstaltungen garantieren können. Aber wir tun möglichst alles, was wir verantworten können, um es auch gesundheitlich angeschlagenen oder älteren Veranstaltungsbesuchern angenehm zu machen. Für den Colos-Saal existiert beispielsweise eine Regelung, wonach wir Begleitpersonen von Besuchern, die auf Begleitung angewiesen sind (Kennzeichen B im Ausweis), auf unsere Gästeliste schreiben und somit freien Eintritt gewähren. Viele Rollifahrer, Gehbehinderte oder auch blinde Personen nehmen diesen Service bereits in Anspruch. Siehe hier: https://colos-saal.de/ticketservice/erm%C3%A4%C3%9Figungen.html

Im Sinne der Teilhabe steht auch unser gemeinsames Projekt zusammen mit Grenzenlos e.V., einem in Aschaffenburg tätigen Sozialverein mit eigener Tafel für Bedürftige und etlichen anderen Projekten für Menschen in prekären Situationen. Wir überlassen dem Verein alljährlich etwa 800 bis 1000 kostenfreie Tickets für unsere Veranstaltungen, die die Mitarbeiter des Vereins nach einem gewissen Anmeldeverfahren an sogenannte "Kulturpassinhaber" weiter geben. Der Kulturpass wird von der Stadt Aschaffenburg heraus gegeben, allerdings nur an Personen in finanziell höchst schwierigen Lebenssituationen.

Zwei besondere Veranstaltungen die im Sinne der Teilhabe bei uns jährlich stattfinden, sind zu Herzensprojekten unseres Teams geworden. Immer Anfang Januar veranstalten wir mit der Aschaffenburger Band Soulfire ein Benefizkonzert (nächster Termin: 5.1.2026, aber noch nicht auf colos-saal.de zu finden), dessen komplette Einnahmen an das Sozialkaufhaus der Diakonie gehen und dort bei der alljährlichen Finanzierung des Projekts wichtig sind. Seit zig Jahren - immer am Wochenende vor dem Faschingssonntag - sind wir auch Ausrichter der "Lebenshilfe Faschingsdisco" für behinderte und nicht behinderte Menschen, die immer sehr gut besucht ist. Am Sonntag, 8.2.2026 ab 15 Uhr ist es wieder soweit.
So, das wollte ich aus etlichen gegebenen Anlässen und resultierend aus einigen Diskussionen mit Betroffenen einfach mal los werden:
Lasst Euch von uns beraten, wenn Ihr auf Sitzplätze angewiesen seid!

Da ich jetzt schon wieder so viel Text produziert habe, halte ich meine Hinweise zum Programm heute ganz kurz und beschränke mich auf zwei sehr interessante last Minute Bookings, die wir erst letzte Woche und somit extrem kurzfristig ins Programm aufgenommen haben:
- am Sonntag den 19. Oktober haben wir ein exklusives Akustik Konzert der belgischen Gruppe Amenra bei uns, das sich übrigens sehr schnell verkauft.

- und ich hatte die Gelegenheit, kurzfristig für den Samstag, 1. November, mir selbst und hoffentlich auch vielen anderen Real Music Lovers mit Victor Wooten & The Wooten Brothers ein ganz besonderes Highlight zu bieten. Immerhin versuche ich das erfolglos bereits seit einigen Jahren, war doch das erste Colos-Saal-Konzert dieser hochmusikalischen Brüdergang im Jahr 2008 einer der wunderbarsten Gigs, die ich bislang erleben durfte und freue mich daher, dass es endlich wieder geklappt hat.

Ein letztes: Am 4.10., also diese Woche noch beginnt unsere Reihe an Konzerten für die Spielzeit 2025/2026 im Aschaffenburger Stadttheater mit Folk von The Kilkennys aus Irland. Bislang dachten wir, nur 10 Konzerte in dieser Reihe anzubieten. Doch es kam doch noch ein elftes dazu, nämlich eine Akustik Show der Band Subway To Sally (Termin: 14.4.2026). Der Vorverkauf startet heute, am Montag, 29.9. ab 12 Uhr.

Hinweise darauf, bei welchen Konzerten die Karten knapp werden, findet Ihr hier: https://colos-saal.de/latest-news/news-details/ticketalarm-bei-unseren-konzerten.html

Wir sehen uns bei den Konzerten im Colos-Saal und im Theater

Quelle: Colos-Saal-Team

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