SEX PISTOLS und weitere Acts beim SwedenRock bestätigt
Lange hat es nicht gedauert, da waren die ersten Ticketkontingente schon vergriffen, die Drei-Tages-Tickets sind bereits ausverkauft, kein Wunder bei dem bisherigen Line-Up.
Doch das ist nicht das einzig Besondere an dem Festival, dessen 32. Auflage vom 04.-07.06.2024 im südschwedischen Sölvesborg stattfindet. Es gibt viele Faktoren, welche das Event seit Jahren ausmachen, speziell die einzigartig relaxte Atmosphäre, in so ziemlich allen Wohlfühlkategorien für den geneigten Besucher liegt man im Vergleich ganz vorne dabei. Bei den Bandverpflichtungen hat man bei der zweiten Bestätigungswelle auch wieder eine ganze Reihe Hochkaräter zu bieten.
Als größte Sensation des kommenden Festivalsommers muss man wohl die SEX PISTOLS bezeichnen, die es dreißig Jahre nach der letzten Reunion noch einmal wissen wollen. Da Johnny Lydon lieber mit PIL unterwegs ist, übernimmt Frank Carter den Posten des Sängers. Der Frontmann der RATTLESNAKES war zur Zeit als die legendäre Formation den Punk salonfähig machte noch nicht mal geboren, dürfte aber trotzdem von der Attitüde her passen. Natürlich darf man auf die Verfassung von Jones, Matlock und Cook gespannt sein, das Liedgut indes ist absoluter Kult
Den krassen Gegensatz dazu bilden die niederländischen Symphonic Metaller, die bereits mehrmals in der Norje Bucht aufschlugen. WITHIN TEMPTATION gehören zur Speerspitze des Genres, strecken aber ihre Fühler immer nach anderen Richtungen aus und bleiben gerade dadurch relevant. Im letzten Jahr erschien mit „Bleed Out“ das bislang letzte Werk, neben dem auch noch viele Klassiker der „Ice Queen“-Kategorie zu hören sein werden.
Ebenfalls stark im klassischen Sektor sind die finnischen Cello-Meister unterwegs, wenn auch rein instrumental und andere Sozialisierung. Kürzlich gedachten APOCALYPTICA den eigenen Anfängen und brachte den zweiten Teil von „Plays Metallica By Four Cellos“ heraus. Mal sehen wie die Setlist aussehen wird, das letzte Gastspiel 2017 stand ganz im Zeichen der Bay Area Kings.
Klassisch in ganz anderem Sinne die L.A. GUNS drauf, die die Fahne der Achtziger weiter hochhalten. Als eines der
Aushängeschilder der Szene ihrer Stadt haben sie einst den Sleaze Rock mit aus der Taufe gehoben. Selbst wenn die Geschäfte in den letzten Jahren nicht so gut liefen liefern die Mannen um Phil Lewis regelmäßig neues Material, zuletzt „Black Diamonds“.
REMEDY agieren ein Stück weit melodischer und reihen sich in die Riege der neuen jungen schwedischen Bands ein. Live werden sie beweisen müssen, ob sie sich mit ihren zwei bisherigen Alben gegen die große Konkurrenz durchsetzen können.
Für Traditionalisten dürfte die Blaupause aller Metalfrontfrauen ein Fest werden, schießlich schrieb sie schon mit WARLOCK Gesichte. DORO beherrscht seit nunmehr 40 Jahren die Hard´n´Heavy-Szene und hat Klassiker im Dutzend im Gepäck. Live bringt die Düsseldorferin nach wie vor die Venues der Welt zum Kochen.
Aufgrund ihrer Geschwindigkeit kocht es bei DRAGONFORCE ohnehin auf höchster Stufe. Seit ihren Debüt 2003 zeigt die international besetzte Truppe in Sachen Technik der Konkurrenz dir Hacken. Diese wissen die auf ihren jüngsten Output selbsternannten „Warp Speed Warriors“ auch auf die Bühne zu übertragen.
Absoluten Kultstatus haben sich CRIMSON GLORY mit ihren ersten beiden Scheiben, dem selbstbetitelten Debüt und „Transcendence“ erspielt. Auch wenn sie daran nie mehr anknüpfen konnten, werden sie in Headbangerkreisen immer noch verehrt. Mit dem neuen Sänger Travis Wills und einem neuen Album wollen es die Florida-Boys im nächsten Jahr noch einmal wissen.
Z
u deren Glanzzeiten stand Thrash Metal hoch im Kurs, nach einem Einbruch in den Neunzigern lief das Genre erst zu Höchstform auf. EXODUS waren ganz von Anfang an dabei und gehören der legendären Bay Area-Szene an. Mit dem Erstwerk „Bonded By Blood“ definierten sie diese Stil bis heute. Im nächsten Jahr erscheint das zwölfte Album, zu dessen Songs die Pits im Sand der Norje Bucht drehen werden.
Da wollen die Schweden in nichts nachstehen und werfen gleich zwei junge Thrash-Talente in den Ring. Während SARCATOR derzeit am dritten Longplayer „Swarming Angels & Flies“ feilen, werden BLOODSTAINED schon nach zwei EPs als Sensation gehandelt.
Härtetechnisch legen JINJER noch einen drauf, einer der heißesten Acts derzeit. Die Ukrainer vermischen ihren Metalcore mit allerhand Versatzstücken anderer Spielarten und haben mit Tatiana Shmayluk eine großartige Frontfrau an Bord. Bis zum SwedenRock dürfte auch ihr fünftes Album auf dem Markt sein.
OLD MAN´S CHILD waren in den Neunziger und Nullerjahren das Nebenprojekt von DIMMU BORGIR-Gitarrist Galder. Nach dessen Ausstieg im Sommer holte er die Band aus der Kiste und spielt derzeit ein neues Werk ein, mit dem sie 2025 in Sölvesborg die schwarze Botschaft verbreiten werden.
Mit zwei Headlinern wendeten sich die Macher vom SwedenRock schon moderneren Klängen zu, ein Merkmal, dass auch einige neue Bestätigungen mit sich tragen. Gar nicht weit müssen ROYAL REPUBLIC anreisen, die sich mit ihrem Alternative Rock international einen Namen gemacht haben. Immerhin stammt die Truppe aus dem eineinhalb Stunden entfernten Malmö.
Da ist der Weg von Mexico etwas weiter, aus so einem eher exotischen Land dürfte der Weg für ein All Girl-Trio besonders weit sein. Die drei Schwestern haben es dennoch mit ihrer beeindruckenden Livepräsenz geschafft. Vier Alben stehen bisher für THE WARNING zu Buche, auf denen sie Hard und Alternative Rock mischen.
Einst von Frontmann Jesse Hughes mit Josh Homme gegründet wechselt das Line-Up seines Spaßprojektes munter durch. In den letzten Jahren kam kein neues Material mehr auf den Markt, aber live sind die EAGLES OF DEATH METAL nach wie vor ein Garant, gerade wegen der kommunikativen Art des Mainman. Aus Texas stammen NOTHING MORE, die auf ihren bisherigen vier Scheiben dem alternativen Rock härtete und proggigere Töne beibringen.
Die illustre Bandauswahl ist jedoch nur eine der vielen Vorzüge gegenüber anderen Festivals. Nirgends findet man auf diese Größe derart kurze Wege, was auch in der Aufteilung der Campingareale liegt, wo Motorräder oder Wohnwagen ihr eigenes Terrotium haben, was sich platzsparend auswirkt. Auch fest Unterkünfte sind sehr viele in der Nähe verfügbar, sowie zwei offizielle Campingplätze. Doch auch auf den Festivalcampgrounds gibt es überall ausreichend Duschen und Spül-WCs, diese finden sich auch auf dem Gelände.
Für noch mehr Gemütlichkeit sorgt das sehr nahe Meer, das von überall fußläufig erreichbar ist und quasi direkt ans Gelände grenzt. An den Stränden und an den Bootsstegen finden sich viele Festivalbesucher, die dort eine ebenso fröhliche Stimmung verbreiten. So mancher Festivalgast hat sogar sein Boot in der Mündung des Inlandkanals festgemacht.
So international die Bandauswahl und das Publikum ist auch das kulinarische Angebot. Es gibt kaum etwas, was man dort nicht bekommt, inklusive einheimischer Spezialitäten, die man sonst nirgends kosten kann. Dazu ist die Qualität der Speisen durchweg hoch für ein Festivalund erschwinglich für skandinavische Verhältnisse. Die Vielzahl der Stände sorgt auch für angenehm kurze Wartezeiten, und zum entspannten Chillen lädt die Weinlounge ein, wobei bei den Getränken auch eine hohe Vielfalt herrscht.
Nicht nur dass viele Hochkaräter dort auflaufen, die Klasse setzt sich auch bei den Rahmenbedingungen fort. Alle Acts auf den größeren Bühnen haben mindestens eine Stunde Spielzeit, so dass nicht nur die üblichen Hits gezockt werden. Daraus ergeben sich auch lange Pausen auf den wechselnden Bühnen, was dazu genutzt wird, deren Größe auszuschöpfen und ganze Liveproduktionen aufzubauen. Bei SwedenRock sind es weniger Festivalgigs, sondern vielmehr eine Reihe regulärer Showcases, die man zu sehen bekommt. Wo andere Open Airs eher auf Masse setzen, gibt man hier lieber den neunzig Acts auf fünf Bühnen genügend Raum.
Wer sich das nicht entgehen lassen will, der sollte nun schleunigst zuschlagen.
Quelle: Rainer Petry