Der Colos-Saal, Veranstalterträume & die wahnwitzigen Virtuosen

Hallo Real Music Lovers, der 23. April 2005 war der Tag, welcher die komplette Musikszene nachhaltig verändert hat.

An dem Datum lud Jawed Karim, einer der drei Gründer von Youtube, auf der neuen Plattform das erste Video hoch. Wusste Jawed damals, dass er damit auch den Startschuss dafür gab, die Promotion-Träume von Künstlern und Veranstaltern zu erfüllen? Wer weiß?

Wir Konzertveranstalter sind ständig auf der Suche nach neuen Acts, die wir unserem geneigten Publikum vorstellen möchten. Unser missionarischer Eifer, Euch allen gute Musik präsentieren zu können, verpuffte in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts aber oft, denn außer einem Foto, einem Bandinfo und eventuell einem Plakat hatten wir kaum Tools, das Publikum auf unsere musikalischen Entdeckungen neugierig zu machen. Da blieb uns nur zu hoffen, dass unsere Besucher auch schon mal von der Band XY gehört hatten oder sogar ein Album besaßen.

Es wäre tatsächlich ein Traum gewesen, im Vorfeld unserer Konzerte unseren Kunden wenigstens die Musik vorspielen zu können. Aber bis 1993 gab es kein öffentliches Internet, geschweige denn Streaming- oder Videoplattformen. In der Startphase des Colos-Saal ab dem Jahr 1992 war an das alles gar nicht zu denken. Und hätte es nicht unseren Freund Jürgen Votava gegeben, der uns spätestens seit dem Jahr 1998 schwer in den Ohren gelegen war, wir sollten doch jetzt endlich mal unser Programm im Netz präsentieren, wären wir heute nicht so weit, wie wir sind. Jürgen hat dann auch gleich eine Website für uns zusammengebastelt, inklusive einem ersten Video, das abrufbar war, sofern man viel Geduld hatte. Dass Jürgen, der übrigens mit den Blue Brothers und als Sänger von Seconds Out oft auf unseren Bühnen stand, 15 Jahre lang ehrenamtlich unsere ersten Internetversuche programmiert und betreut hat, sei an dieser Stelle in großer Dankbarkeit auch nochmal erwähnt.

Die Erfüllung des Traums begann im Jahr 2013, als wir die erste Fassung unserer neuen Website veröffentlicht hatten, in der wir endlich auch die ersten Videos unserer Bands präsentieren konnten, indem wir Links zu Youtube Videos auf den Konzertseiten veröffentlichten. Ab 2020 gab es die aktuelle Version von colos-saal.de und seither findet Ihr die Videos der Künstler auf fast jeder einzelnen Konzertseite gleich unter der Bandbeschreibung. Achtung Handy-User: Ihr müsst schon ein wenig scrollen, dann findet auch Ihr alles.

Womit wir schon wieder bei einem neuen Problem wären: Da gibt es nun diesen kostenlosen Videokanal, auf den Künstler sehr einfach Ihre Videos hochladen und theoretisch ihre Musik weltweit präsentieren können, aber alleine im Jahr 2022 wurden pro Minute etwa 400 Stunden Videomaterial auf Youtube hochgeladen. Fluch und Segen! Wie soll man da als Band gefunden werden? Zwar funktioniert nun mein alter Veranstaltertraum, aber wer schaut sich das tatsächlich alles an? Alleine, wenn man die vorhanden Videos auf colos-saal.de alle durchhören wollte, hätte man viele Stunden zu tun.

Youtube und andere Videoplattformen sowie die sozialen Medien verändern aber auch massiv unser Booking. Heute haben wir ein paar Beispiele für Euch. Als Liveclub sind wir schon lange dafür bekannt, immer wieder Konzerte zu präsentieren, die vor allem für Musiker und unsere Real Music Lovers spannend sind, die gerne hochkarätige und außergewöhnliche Solisten hautnah erleben möchten. Bei diesen Gigs bewegen wir uns fern des Rock-Pop-Mainstreams und seiner bekannten Namen, können aber trotzdem auffällig oft volle Hütte melden. Insbesondere dann, wenn die Künstler mithilfe von Youtube oder ihren social media Kanälen interessante Videos veröffentlichen und es ihnen gelingt, international auf sich aufmerksam zu machen, womit wir wieder beim Thema sind.

Aktuell haben wir auffallend viele dieser außergewöhnlichen Musiker und Youtube-Stars mit ihren Projekten im Programm, dass wir Euch heute speziell auf die „wahnsinnigen“ Virtuosen aufmerksam machen, die in der nächsten Zeit bei uns zu sehen sind:
Die Dirty Loops beispielsweise bestehen aus den begnadeten Musikern Henrik Linders am Bass, Aron Mellergård mit seinem beeindruckendem Schlagzeugspiel und Jonah Nilsson, der neben den Keyboards seine unglaubliche Stimme mit ins Spiel bringt. Die Drei sind vor allem während der Corona-Zeit auf Youtube sehr rege gewesen, haben mit ihren Videos weltweit viel Begeisterung seitens der immer zahlreicheren Fans ausgelöst und damit die Steilvorlage für viele Kollegen geliefert bei der Frage, wie man es anstellen muss, schnell berühmt zu werden. Ihre Videos werden auf Youtube millionenfach angeschaut, knapp 200.000 Follower begleiten die Band auf Instagram.

Bernth und Charles Berthoud sind ebenfalls wahre Könner an den Saiten, der eine als Gitarrist, der andere als Bassist. Bernth ist ein preisgekrönter Studio- und Live-Gitarrist aus Wien und neben seinen Onlinekursen spielt er u.a. bei Seiler und Speer. Berthoud gilt als Meister der beidhändigen Tapping-Technik und hat neben einem Technik-Lehrbuch zwei außergewöhnliche Solo-Alben vorzuweisen. Seine Videos im Netz sind spieltechnisch kaum zu toppen. Unterstützt werden die beiden von Gitarrist Ola Englund und seiner Band.

Vincen Garcia aus Spanien gilt als einer der renommiertesten Bassisten der aktuellen Funk- und Jazzszene weltweit. Er begeistert mit hervorragender Technik und unerschöpflicher Kreativität seine Zuhörer. Vincen konnte seiner Karriere als Bassist der letzten Europatournee von Cory Wong und vor allem durch seine Online-Auftritte einen fetten Boost verschaffen. Er kommt mit seiner eigenen Band in den Colos-Saal.

Der Sizilianer Matteo Mancuso ist noch so eine YouTube-Sensation und er macht vor allem mit seiner einzigartigen Fingertechnik auf sich aufmerksam. Flowig kommt sein Spiel daher, mit großer stilistischer Vielfalt und einem sehr guten Gespür für Melodien.

Bernd Kiltz hat auch während der Pandemie den großen Schritt in Richtung Ruhm gemacht: mit zehntausenden Abonnenten auf Youtube und über Tausend Online-Schülern gehört Kiltz zu den bekanntesten Gitarrenlehrern der D/A/CH-Region und ist einer der größten und content-stärksten deutschen Gitarren-Youtuber. Diese Show wird dann auch der Anlass sein, sein zweites Album „Pain Of Discipline“ erstmals live vorzustellen.

Die Musiker*innen von Funky Times kommen aus der Region Aschaffenburg, haben aber schon sehr früh in ihrer Bandkarriere YouTube, Facebook und Instagram intensiv genutzt, um mittlerweile weltweit Fans für ihren superschnellen Funk und europaweit Veranstalter für ihre Konzerte zu finden. Ihre Videos sprühen vor Energie und erreichen beachtliche Zugriffszahlen. Im Genre werden sie von vielen etablierten Kollegen schon jetzt respektiert und gefeiert, spielten sie doch bereits bei Candy Dulfer und den oben erwähnten Dirty Loops auf deren Einladung hin im Vorprogramm. Bei uns sind sie im Doppelkonzert mit der ebenfalls hochkarätig besetzen Band Radius aus Köln samt deren Gebläse zu erleben, die den funky Abend perfekt ergänzen werden.

Noch ein letzter Hinweis für heute:
Unsere Konzerte im Stadttheater erfreuen sich großer Beliebtheit. Aktuell haben wir für diese Saison noch zehn Theaterveranstaltungen im Angebot, wovon bereits drei restlos ausverkauft und bei den meisten anderen nur noch kleine Kontingente an Karten verfügbar sind. Wer im Theater dabei sein will, muss sich nun wirklich beeilen.

Wir sehen uns bei unseren Konzerten im Colos-Saal und im Stadttheater.

Herzliche Grüße von
Claus Berninger und dem Colos-Saal-Team

Quelle: Colos-saal