O ZORN! - Your Killer


VÖ: 20.03.2020
(Seeing Red Records)

Style: (Post) Psychedelic Sludge Doom-Rock

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O ZORN!

Nach Demo, Single und EP wurde es nun aber auch allmählich Zeit für das  immerhin seit 2010 bestehende Doom-Rock-Trio O ZORN! das erste Studiolangeisen zu schmieden. Angriffslustig und hungrig wie der über einem Dutzend Hammerhaie, die geradezu winzig klein gegen den riesigen Megalodon, diesen alles vernichtenden Ur-Giganten der Meere erscheinen auf dem Coverartwork präsentiert sich die Musik. Wäre dieses Trio nicht paradoxerweise im Sonnenparadies Long Beach (Kalifonien) beheimatet, würde man es weder glauben noch für möglich halten. Ein genauerer Blick auf das verarbeitete Themenspektrum zeigt, dass dieses Trio nach dem Textauszug einer bekannten spannungsgeladenen Tier-Fantasy-Abenteuer-Saga von 1972 - 'Watership Down' (dessen deutsche Verfilmung aus dem Jahr 1978 den Titel 'Unten am Fluss' trägt) in Novellenvorm benannte Trio von Autor Richard Adams. Dabei geht es um den bevorstehenden Untergang der Kaninchen, die gezwungen sind, um ihr Überleben zu sichern die alte Heimat zu verlassen, um eine neue zu suchen. Auf diesem Wege müssen sie zahlreich gefährliche Situtionen bestehen, Feinde, Menschen und Raubtiere und sogar ihre eigene Spezies selbst überlisten, um den Fortbestand ihrer eigenen Art zu sichern. Ein dramaturgisch herzergreifend emotional fesselnder Weg in die Freiheit, dessen mitunter sich darin widerspiegelndes Gesellschaftsbild die Realität von Heute in gravierender Weise (auf)zeigt.

Der Titeltrack „Your Killer“ klingt fast schon ein wenig nach einer Post-Psychedelisch Doomigen Anti-Version von „Keep On Rockin' In The Free World“, die sich über Kriege, Leid, Elend, Heimt- und Hoffnungslosigkeit. Dass dieser Scheibe immer ein verruchtes Flair anhaftet, liegt zum einen im in Dreiakkordfolge tiefer gestimmten Gitarrensound, sondern vielmehr am Gift und Galle spruckend harrschen sich heißer die Lunge aus dem Hals brüllend schreien und kreifenden Monsterorgan von Gitarrist Bill Kielty, das zweitweise mitunter derbes Punkflair versprüht, welches bedrohlich zentnerschwer aus den Boxen kriechenden Doomrock-Walzen wie „Your Killer“, „Casket“ oder „Ribeyes“; dagegen verströmt „Loved“ das pfundschwer hasserfüllte Gegenteil von Liebe wobei der heftig destruktive Groovepart am Ende umso mehr knallt. Dafür haben O ZORN! Noch eine Handvoll weitere Überraschungen auf Lager. „Cult Status“ baut innerhalb sieben lang gedehnter Minuten von unterkühlt gespenstischer Tiefseeatmosphäre umlagert gespenstische zunehmend sich verbreiteende Horrorstimmung auf, ehe Schlagzeug und Gitarre den Takt hypnotisch weiterführend bestimmen, „Franced On Foot“ tendiert in eine ähnliche Richtung wie die Halbzeit von „Loved“. „Ratts“ zeigt melancholische Farbtupfer im höher als gewohnten Gesang, das Stück wirkt weniger Sludge-lastig viel eher wie Grunge-Doom. Für unerwartet entspanntes Stoner-Doomgroove-Faible sorgt „Secret Santa“. Von Fröhlichkeit sind O ZORN! Meilenweit entfernt. Hier klingt nichts danach, viel zuviel Depression gekreuzt mit ohnmächtiger Wut gegen erschreckende Zustände auf unserem Planeten, bricht auf diesem Erstlings unaufhaltsam hervor.

Nach zweimaligem Durchlauf dieser Tonträgerkonserve gelangt mein Ratio zu dem Schluß, dass dieses Trio sein riesiges Potential bereits mehr als nur angedeutet, nur bislang noch nicht vollständig ausgereizt hat, will heißen es hat noch Platzreserven für weitaus mehr.  Hier steht ein extrem bizarrer Monolith von Debüt, für den des gute Nerven braucht, zu Buche.

Kurioserweise agiert das begabte Psychedelische US-Zeitlupen-Rock-Trio ohne Bass. Ob das bewusst so gewollt ist oder nicht bzw. es bei der Konstellation bleibt, wird sich zeigen. Unglaublich ist, dass es dem Trio gelingt selbst ohne fehlenden Tieftöner eine intensiv beklemmendes Atmosphärenlevel einschließlich tonnenschwerem Druck zu erzeugen. Je länger dieses vom ersten Takt mit kräftiger Brachialgewalt zubeissende Stück Vinyl im Playerschacht rotiert, umso mehr fesselt seine intensiv von mächtig viel beklemmender Schwere dominierte Aura.

Fazit: Mit tonnenschwerer Urkraft tödlich zielgerichtet zubeissendes Psychedelic Sludge-Doom-Rock Debüt! 8/10

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