ELISABETH HERRMANN - Die Mühle

VÖ: bereits erschienen 
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Klapptext:

„THE COURT“ – das waren die Coolen. Die Angesagten, die Unerreichbaren, die Helden von Lanas Schulzeit. Durch einen Zufall kommt Lana an eine Einladung zu einem Kurztrip mit der Überflieger-Clique. Oder war das gar kein Zufall? Der Trip führt die Clique in eine alte Mühle, umgeben von wilder Natur. Alles hier scheint für sie vorbereitet zu sein. Nur wer hat eigentlich die Einladungen verschickt? Wer begrüßt sie mit schriftlichen Botschaften, hat seltsame Spiele für sie organisiert? Als dann der erste der Freunde verschwindet, wird Lana klar, dass sie in der Falle sitzt. Denn es geht um Leben und Tod …

Gelesen von Laura Maire

Lana, Studentin in Berlin, trifft an der Uni per Zufall auf ihren Jugendschwarm Johnny. Durch eine Verkettung verschiedener Zufälle reist sie anstelle von Johnny nach Karlsbad in Tschechien, um dort in einem luxuriösen Grandhotel einer geheimnisvollen Einladung zu folgen und die Mitglieder seiner alten Jugend-Clique, die früher von allen gemeinhin „The Court“ genannt wurden, zu treffen. Da Lana zu Schulzeiten die Clique immer bewundert und um ihre Freundschaft und Zusammenhalt beneidet hatte und zudem irgendwie von Johnny fasziniert ist, nimmt sie die Einladung kurzerhand an und sitzt Stunden später im Zug nach Karlsbad. Dort angekommen bereiten ihr die Mitglieder der alten Clique einen frostigen Empfang. Deutlich lassen die meisten sie spüren, daß sie nicht dazugehört und unerwünscht ist. Nach einem rauschenden Abend folgt am nächsten Tag eine Einladung zu einer Fahrt in die Berge. Als die Limousine, welche die sieben in der Wildnis absetzt, einfach davon fährt, sind alle zwar zunächst verwundert, jedoch noch nicht beunruhigt. Ausgelassen lassen sich alle ein Dinner unter freiem Himmel schmecken, das wie von Zauberhand mitten im Nirgendwo auf einem Plateau zwischen Felsen und Wäldern bereit steht. Als jedoch niemand auftaucht, um sie wieder abzuholen und auch per Handy keine Hilfe gerufen werden kann, da es keinen Empfang gibt, machen sich alle schlecht gerüstet für eine Bergtour auf, um irgendwie zu Fuß nach Karlsbad zurück zu gelangen. Noch ahnt niemand, daß es zu einem Horror-Trip werden soll…Elisabeth Herrmanns Jugendthriller braucht zunächst etwas Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Durch ihre intensiven Beschreibungen von Orten und Umgebungen sowie detaillierten Charakterisierungen von Personen wird der Auftakt zur eigentlichen Story sehr ausführlich ausgebreitet, was die Geschichte zu Anfang erst einmal ausbremst. Einiges erscheint fast schon banal und unwichtig. Dann, mit einem Schlag, wird der Hörer vom bloßen Beobachter am Rand mitten ins Geschehen katapultiert. Hautnah und lebendig. Obwohl man von der Protagonistin und auch den Mitgliedern der Clique relativ wenig Hintergrund erfährt, wird man im Laufe der Geschichte enger mit den handelnden Personen verbunden. Die bisweilen ein wenig selbstironische Erzählweise in der Ich-Form aus Lanas Perspektive erlauben intensive Einblicke in ihre Gedankenwelt. In Gesprächen und Handlungen entwickelt sich die Gruppe und das Verhältnis der einzelnen zueinander, insbesondere aber der Gruppe zu Lana kontinuierlich und kippt bald in die eine oder in die andere Richtung. Die Gruppe ist ständigen Stimmungswechseln unterworfen; sie spaltet sich in Lager, Zusammenhalt und Auseinanderdriften wechseln sich ab. Bald wird für den einen, bald für den anderen Partei ergriffen. Der Hörer wird teilweise an Situationen im Film „Der Gott des Gemetzels“ erinnert. Nach einiger Zeit wird die Stimmung immer gereizter und aggressiver. Alte Rivalitäten innerhalb der Clique brechen auf und die jungen Erwachsenen, die bereits zumindest begonnen haben, mit beiden Beinen im Leben zu stehen, fallen in alte Verhaltensmuster aus der Schulzeit zurück. In einer alten Mühle, in der die Gruppe Unterschlupf findet, wird die Bedrohung immer greifbarer. Handelt es sich um Zufälle oder spielt jemand ein perfides Spiel mit ihnen ? Bald begreift Lana, daß ein Geheimnis die Clique verbindet, über das sich alle beharrlich ausschweigen und das unmittelbar mit dem Schrecken zu tun hat, den alle durchleben. In der zweiten Hälfte baut die Story kontinuierlich Spannung auf und steigert sich immer weiter. Durch die intensive und tolle Lesung von Laura Maire wird der Spannungsbogen immer höher geschraubt. Ihre ergreifende, absolut lebensnahe Interpretation lassen dem Hörer das Blut in den Adern gefrieren, Panik oder Verwirrung greifen direkt auf einen über und lassen das Herz rasen. Über allem lastet greifbar die Bedrohung und das sich steigernde Grauen… Hier beweist Lübbe Audio mal wieder sein Händchen für die Wahl ausgezeichneter Lesestimmen. Alles bleibt dabei perfekt abgemischt, so daß selbst der lauteste Schrei einem nicht schmerzhaft in den Ohren gellt.

Fazit: Zunächst etwas behäbiger, dann sich stetig steigernder, spannender Jugend-Thriller, der durch extrem dichte und stimmungsvolle Atmosphäre punktet. Immer neue Erkenntnisse und Wendungen lassen den Hörer immer wieder atemlos bei der Stange bleiben und gipfelt in einem dramatischen Showdown.

9 von 10